Indem sich Gluck bewusst von der inzwischen zum Selbstzweck erstarrten vokalen Virtuosität der italienischen Tradition absetzte, erreichte er eine bislang nicht gekannte Intensität in der musikalischen Ausdeutung der Figuren: Agamemnons Qualen, sein innerer Konflikt zwischen Vaterliebe und seiner Pflicht als Heerführer, werden eindringlich geschildert. Wurde die Premiere noch eher kühl aufgenommen, erkannten das Pariser Publikum schnell das Außergewöhnliche an dem Werk: Karten für die Folgevorstellungen gab es bald nur noch auf dem Schwarzmarkt.
Inhalt:
Der trojanische Prinz Pâris hat Hélène, Gattin des spartanischen Königs Ménélas, geraubt. Wegen dieser Schmach ziehen die Griechen gegen Troja in den Kampf. König Agamemnon von Mykene sammelt dazu die griechische Flotte in Aulis. Da er aber die Göttin Diane beleidigt hat, veranlasst sie eine Windstille; die Kriegsschiffe können nicht auslaufen. Oberpriester Calchas verkündet, dass die Göttin nur dann wieder Wind schickt, wenn Agamemnon ihr seine Tochter Iphigénie opfert. Eigentlich sollte Iphigénie mit Achille verheiratet werden. Statt des Hochzeitsfestes wird es nun eine Hinrichtung geben. Achille stellt sich jedoch der Opferung seiner Braut entgegen. In König Agamemnon kämpfen Vater und Kriegsführer gegeneinander an. Als das kriegsgierige Volk immer lauter nach dem Opfer verlangt, willigt Iphigénie in ihre Opferung ein. In Glucks Variante hat Göttin Diane angesichts dieser Demut nicht nur ein Einsehen und entrückt Iphigénie mythologiegerecht nach Tauris, sondern sie entlässt sie ganz aus ihrem Dienst. Iphigénie und Achille dürfen noch heiraten, bevor die Helden zum Kampf ausziehen.
Musikalische Leitung: Alessandro De Marchi
Inszenierung: Torsten Fischer
Ausstattung: Vasilis Triantafillopoulos, Herbert Schäfer
Dramaturgie: Herbert Schäfer
Besetzung:
Agamemnon: Bo Skovhus
Clytemnestre: Michelle Breedt
Iphigénie: Myrtò Papatanasiu
Achille: Paul Groves
Calchas: Pavel Kudinov
Orchester: Wiener Symphoniker
Chor: Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)