Il Tempo (Vergänglichkeit), La Fortuna (Schicksal) und Amore (Liebe) führen l’Umana fragilità (menschliche Hinfälligkeit) im Prolog vor Augen, dass jeder Sterbliche ein Spielball dieser drei ist. Ein drastisches Beispiel dafür liefert die Geschichte der Heimkehr des Ulisse: Zehn Jahre lang hat er Troja belagert, weitere zehn Jahre lang wurde seine Rückkehr durch den Zorn des Meeresgottes Nettuno verhindert. Stünde nicht die Göttin Minerva auf seiner Seite, seine Irrfahrt nähme vielleicht nie ein Ende. Mit ihrer Hilfe kann er die letzte Prüfung bestehen, die ihm nach der Ankunft im heimatlichen Ithaka auferlegt ist: Seine Gattin Penelope zurückzuerobern. Sie hat den Platz an ihrer Seite bisher freigehalten; doch da alle ihren Mann für tot halten, wird sie immer drängender von drei Freiern umworben. Nachdem Ulisse die Nebenbuhler aus dem Feld geschlagen hat, weigert sich Penelope, in ihm den vermissten Gatten wiederzuerkennen. Erst ein erneutes Eingreifen der Götter macht den Weg frei für die Wiedervereinigung der so lange Getrennten.
Monteverdi gewinnt der mythischen Figur des Odysseus durch seine schnörkellose, zugleich affektgeladene Musik das Portrait eines modernen Menschen ab, der geprägt ist von seinen traumatischen Erlebnissen im Krieg. Ebenso faszinierend ist die Darstellung der Penelope; sie trauert dem verloren Geglaubten auf so intensive Weise nach, dass sie die reale Begegnung mit ihm nicht wahrhaben will. Claus Guth setzt mit Il ritorno d ’Ulisse in patria seinen Monteverdi-Zyklus fort. Sein Ansatz ist es, wie schon in L’Orfeo, mit dem 380 Jahre alten Stück dem Schicksal von Menschen nachzuspüren, die unsere ZeitgenossInnen sein könnten.
Musikalische Leitung - Christophe Rousset
Inszenierung - Claus Guth
Ausstattung - Christian Schmidt
Licht - Bernd Purkrabek
Video - Arian Andiel
Dramaturgie - Konrad Kuhn
Besetzung:
Ulisse: Garry Magee
Penelope: Delphine Galou
Telemaco: Pavel Kolgatin
Melanto: Katija Dragojevic
Eumete: Marcel Beekman
Antinoo | Il Tempo: Igor Bakan
Iro: Jörg Schneider
Giove: Emanuele d´Aguanno
Nettuno: Phillip Ens
Minerva | Amore: Sabina Puértolas
Giunone | La Fortuna: Cornelia Horak
L´Umana fragilitá: Rupert Enticknap
Anfinomo | Feace 2: Tamás Tarjányi
Ensemble: Les Talens Lyriques