Charles Matton (1933–2008) ist bekannt als Maler, Zeichner und Plastiker, er drehte Filme und schrieb Drehbücher. Die von ihm geschaffenen Fotografien zeigen meist Räume oder bestimmte Sequenzen seiner Installationen, die in der fotografischen Umsetzung in besonderer Weise herausgehoben werden. Der erste Film, La pomme ou l’histoire d’une histoire, entstand 1967 und wurde mit dem Grand Prix des Festivals in Hyères ausgezeichnet. Bis in die späten 1990er-Jahre drehte Matton regelmäßig Filme. Von den Spielfilmen gehören L’italien des roses (1972), Spermula (1976) und Rembrandt (1998) – mit Klaus-Maria Brandauer als Rembrandt – zu den bekannteren und erfolgreichen. Die meisten seiner zahlreichen Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen fanden in Frankreich, den USA, Italien und Japan statt. In Deutschland wurden die Werke von Charles Matton bisher nicht gezeigt.
Charles Matton erforscht zunächst die bildnerischen Dimensionen von Porträts und Landschaften an der Grenzlinie zwischen Realität und Fiktion. Die originäre Interpretation des Gesehenen, dessen Abstraktion und eigene bildnerische Erfindungen verraten die Freude an der Erkundung verschiedener stilistischer Eigenarten, die von altmeisterlichen Faltenwürfen bis zu kubistischen Raumzergliederungen vielerlei Anleihen aufnehmen und verarbeiten.
Ab Mitte der 1980er-Jahre schuf Charles Matton zahlreiche jener „Boxen“, die wie Szenen aus einem Film – gebaut und inszeniert aus einer Vielzahl einzelner Werke – den Betrachter in eigenwillige, imaginäre Welten entführen. Man sieht das Arbeitszimmer von Sigmund Freud, die Bibliothek zu Babel, schaut in eine Kammer des Schreckens bei Sacher-Masoch, sieht die melancholische Tristesse eines Badezimmers oder blickt ins Atelier des Künstlers Arman. All diese und viele weitere Räume sind im Miniaturformat gebaut und von wirklich existierenden Räumen inspiriert oder entspringen der lebhaften Fantasie des Künstlers. Für Charles Matton sind diese Räume, wie er sagt, nicht nur Orte zur Aufbewahrung und Ablage seiner Erinnerungen, sondern sie dienen ihm zugleich zur Überprüfung derselben. Gleichzeitig ist jede dieser Arbeiten ein „Paradies der Fantasie“, in dem man sich eingeladen fühlen darf und das man mit seinen eigenen Geschichten ausstatten kann.
Einige „Boxen“ arbeiten mit ausgeklügelten optischen Illusionen, die den Blick des Betrachters in abgründige Tiefen lenken. Viele der Arbeiten beruhen jedoch auf realen Vorlagen; so dienten Fotos der Ateliers von Francis Bacon, Alberto Giacometti oder Arman als Grundlage für die Ausstattung verschiedener Boxen. Anders bei der Box Debussy-Poisson d’Or: Dort sitzt ein sehr lebendiger (Miniatur-)Pianist am Flügel und musiziert. Und so wie in das Foyer des Grand Hotel fühlt man sich in alle Räume Mattons eingeladen wie in Mikrokosmen der Fantasie. Der Philosoph Jean Baudrillard beschrieb sie anlässlich einer Vernissage in Paris als Orte einer fast zwanghaften Vertrautheit, die im Augenschein der vielen Dinge immer aufs Neue geweckt und belebt wird.
Informationen
12. Dezember 2009 bis 21. Februar 2010
Städtische Museen Jena, Kunstsammlung im Stadtmuseum, Markt 7, D-07743 Jena
Tel. (+49-36 41) 49 82-60, Di, Mi, Fr 10–17 Uhr, Do 14–22 Uhr, Sa, So 11–18 Uhr, Mo geschlossen
[email protected]
www.museen.jena.de
Gerald Scarfe zählt zu den bedeutendsten englischen Karikaturisten und Bühnenbildnern. Mit dem englischen Starkarikaturisten und Filmemacher Gerald Scarfe hat die Stiftung Moritzburg einen weltbekannten Künstler nach Halle geholt, dessen Werk in Deutschland bislang noch nie in einer monografischen Ausstellung gezeigt wurde. Scarfe ist mit seinen Animationen und Bühnenbildern für Pink Floyds The Wall berühmt geworden. Der Anlass, seine Werke mit der Ausstellung Tear down the Wall genauer in den Blick zu nehmen, ist der Fall der Berliner Mauer vor 20 Jahren. Eine der symbolträchtigsten künstlerischen Aktivitäten jener Zeit war das Konzert The Wall auf dem Potsdamer Platz im Juli 1990, das in unmittelbarer Nähe der kurz zuvor gefallenen Berliner Mauer aufgeführt wurde. Neben der Musik sind es die intensiven und bewegenden Bilder, die Gerald Scarfe für The Wall gefunden hat, die sich in ihrer Zeitlosigkeit und Allgemeingültigkeit fest im Gedächtnis verankert haben. Das legendäre Konzert The Wall ist in der Ausstellung noch einmal in einer DVD-Projektion zu erleben.
Informationen
bis 15. November 2009
Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Friedemann-Bach-Platz 5, D-06108 Halle an der Saale
Tel. (+49-345) 21 2 59-0
Di 10–20.30 Uhr, Mi–So und Fei 10–18 Uhr,
Mo geschlossen
[email protected]
www.kunstmuseum-moritzburg.de
Erich Heckel. Der stille Expressionist.
Aquarelle aus 60 Jahren
Anlässlich des 40. Todestags des 1970 gestorbenen „Brücke“-Mitbegründers Erich Heckel zeigt die Lyonel-Feininger-Galerie (eine Einrichtung der Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt) rund 100 Aquarelle aus allen Schaffensperioden des Malers. Die Arbeiten dokumentieren die Arbeitsweise des Künstlers, seine Bildideen zunächst in der Aquarelltechnik zu erproben und erst später im größeren Format des Ölbilds zu realisieren. Die starkfarbig leuchtenden Blätter der „Brücke“-Zeit zeigen die jugendliche Aufbruchsstimmung des Expressionismus. In den 1920er-Jahren entwickelte Heckel mit seinen zarten, transparenten Blättern von der Ostseeküste einen fast romantischen Ausdruck, getragen von einem verinnerlichten Naturempfinden. Aus dieser Zeit stammen auch die zahlreichen Reisebilder und Stadtveduten, in denen Heckel seine Wahrnehmung der Landschaften und Städte aus ganz Europa festhielt. Auch im Spätwerk der Nachkriegszeit dominiert die Landschaft, die nicht nur die Topografie, sondern stets auch Licht und Atmosphäre wiedergibt. Einzelne Gemälde ergänzen die Ausstellung exemplarisch und erlauben den Vergleich zwischen den Gattungen. Im Katalog sind alle nach den Aquarellen entstandenen Gemälde abgebildet. Die Werke stammen aus der Schenkung Siddi Heckels an das Brücke-Museum, wo die Ausstellung auch konzipiert wurde. Weitere Stationen sind Villingen-Schwenningen, Schleswig und Emden.
Informationen
bis 10. Januar 2010
Lyonel-Feininger-Galerie, Stiftung Moritzburg
Finkenherd 5a, D-06484 Quedlinburg
Tel. (+49-39 46) 22 38
April bis Oktober: Di–So und Fei 10–18 Uhr
November bis März: Di–So und Fei 10–17 Uhr
Heiligabend geschlossen, Silvester und Neujahr abweichende Öffnungszeiten, Mo geschlossen
[email protected]
www.feininger-galerie.de
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.
Im Carl-Maria-von-Weber-Museum, Dresdner Straße 44, dem einzigen Museum, dem Carl Maria von Webers Leben und Werk gewidmet sind, entstanden unter anderem die Opern Der Freischütz, Euryanthe und Oberon sowie die Aufforderung zum Tanz. Webers einstiger Sommersitz zieht viele Besucher an, zum Beispiel mit kleineren Sonderausstellungen und besonderen Konzerten.
Das Kraszewski-Museum, Nordstraße 28, ist dem polnischen Literaten Józef Ignacy Kraszewski (1812–1887) gewidmet. Das Museum gibt einen umfangreichen Einblick in das Leben dieses vielseitigen Schriftstellers. Ferner erinnert es an die vielfältigen kulturellen und politischen Beziehungen zwischen Sachsen und Polen.
Das Kügelgenhaus – Museum der Dresdner Romantik, Hauptstraße 13, gehört zu einem Ensemble beachtlicher Bürgerhäuser, die aus der Zeit Augusts des Starken erhalten geblieben sind. Der Porträt- und Historienmaler Gerhard von Kügelgen (1772–1820) bewohnte mit seiner Familie das zweite Obergeschoss des Hauses. Persönlichkeiten der Dresdner Romantik an authentischem Ort vorzustellen ist Ziel des Museums. Bekannte und weniger bekannte Künstler, Literaten und Musiker waren bei Gerhard von Kügelgen zu Gast. Von hier aus gingen wichtige Impulse aus, welche die Kunstauffassung und Geisteshaltung der Zeit prägten.
Das Heimat- und Palitzsch-Museum Prohlis, Gamigstraße 24, befasst sich mit der Darstellung der Prohliser Geschichte und des Lebens im Dresdner Südosten bis in die Gegenwart sowie mit der Biografie des Bauernastronomen Johann Georg Palitzsch, der dort im 18. Jahrhundert lebte.
Das Schillerhäuschen, Schillerstraße 19, das kleinste Museum der Stadt, erinnert an die Dresdner Zeit Friedrich Schillers. Schriftstücke, Auszüge aus hier entstandenen Dichtungen sowie Reproduktionen zeitgenössischer Bilder vermitteln ausgewählte Einblicke in die Zeit, als Schiller hier am Manuskript des Don Carlos arbeitete und die Ode „An die Freude“ vollendete. Das Museum ist von April bis Oktober geöffnet.
Die Städtische Galerie Dresden – Kunstsammlung, Wilsdruffer Straße 2, präsentiert in der Ausstellung Dresdner Meisterwerke einen Streifzug durch die Dresdner Kunst des letzten Jahrhunderts. Zu sehen sind Gemälde von Gotthardt Kuehl, Otto Mueller und Otto Dix, ebenso Arbeiten von Curt Querner, Willy Wolff und Thomas Scheibitz. Neben der ständigen Ausstellung wird die Sonderausstellung Predigt in Bildern. Ein wiederentdeckter Gemäldezyklus aus der Dresdner Sophienkirche noch bis 10. Januar 2010 gezeigt.
Die über 800 Jahre währende Geschichte der Stadt dokumentiert das Stadtmuseum Dresden, Wilsdruffer Straße 2, an über 1000 Exponaten und rund 20 Medienstationen. Das unweit der Dresdner Frauenkirche gelegene Museum zeigt zudem eine Ausstellung über das Wiederentstehen dieses bedeutenden Kirchenbaus. Bis 10. Januar 2010 befasst sich die Sonderausstellung „Keine Gewalt!“ Revolution in Dresden 1989 mit den Ereignissen rund um das Jahr 1989.
Die Technischen Sammlungen Dresden, Junghansstraße 1–3, präsentieren wertvolle Objekte sächsischer, deutscher sowie internationaler Industrie- und Technikgeschichte der letzten 150 Jahre. Ein besonderer Höhepunkt des Museums ist das Erlebnisland Mathematik mit dem „Epsilon“, das Erlebnisland für Kleine. Der 48 Meter hohe Ernemann-Turm und das Café laden zum Rundblick über Dresden ein. Noch bis 24. Januar 2010 präsentiert das Museum Fotos von Fredrik Marsh zum Thema Übergänge. Das Dresden-Projekt.
Informationen
www.museen-dresden.de
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.
Ausgehend vom Weltbild des 16. und 17. Jahrhunderts, erfahren die Besucher anhand aktueller wissenschaftlicher Forschungen, wie eine Vielfalt von Ursachen die Voraussetzung für die Hexenverfolgungen schuf.
Das Verständnis von Magie und Zauberei war im Lauf der Jahrhunderte einem stetigen Wandel unterworfen. Unheil bringende, aber auch heilende Zauberkräfte wurden den Hexen im Volksglauben zugeschrieben. Schutz- und Schadenszauber sollten sie gleichermaßen erwirken können. So galten schon römische Fluchtafeln als Auslöser mächtiger Schadens- und Liebeszauber.
Die Schau zeigt über 600 spannende, verblüffende und faszinierende Exponate. Neben Objekten des Historischen Museums der Pfalz sind weitere Ausstellungsstücke internationaler Provenienz zu sehen: Zu den 97 leihgebenden Museen zählen etwa das Musée National d’Histoire et d’Art Luxembourg, die Soprintendenza Archeologica di Roma und das Kunsthistorische Museum Wien.
Kuriose Gegenstände wie Maulwurfskrallen, denen magische Kräfte zugesprochen wurden, finden sich in der umfassenden Präsentation ebenso wie juristische Zeugnisse aus Hexenprozessen oder seltene Handschriften von Verurteilten. Darunter sind spannende Zeugnisse, die hautnah von Hexenglauben und Hexenverfolgung berichten, wie etwa das „Hexenhemd“ von Vehringenstadt, das 1680 vermutlich der als Hexe angeklagten Anna Kramerin vor dem Verhör angelegt wurde. Dadurch sollte verhindert werden, dass die Angeklagte Zaubermittel in der Kleidung verstecken und sich damit vor der Befragung schützen konnte.
bis 2. Mai 2010
Rahmenprogramm
Zur Ausstellung erscheint das Begleitbuch Hexen – Mythos und Wirklichkeit. Die umfangreiche Publikation enthält Beiträge namhafter internationaler Wissenschaftler zu den Themen Volksglauben, Volksmagie und modernes Hexenwesen und fasst den heutigen Stand der interdisziplinären Forschung zusammen. Ergänzt und begleitet wird die Ausstellung durch Führungen sowie ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm.
In der Familienmitmachausstellung Hexen – Krötenschleim und Spinnenbein (noch bis 2. Mai 2010) tauchen die jüngeren Besucher spielerisch in die magische Welt von kleinen Hexen und Zauberern ein.
Informationen
Aktuelle Informationen zur Ausstellung finden Sie auf www.hexen.speyer.de
Historisches Museum der Pfalz Speyer
Domplatz 4, D-67346 Speyer
Tel. (+49-62 32) 62 02 22
[email protected]
www.museum.speyer.de
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.
In der neuen Dauerausstellung werden die Besucher des Museums zum ersten Mal seit längerer Zeit zu einem geschlossenen Rundgang durch die Geschichte Triers und der Trierer Region eingeladen. Vom ersten Steinwerkzeug, das vor 200000 Jahren von Menschen hergestellt wurde, bis hin zum Porträt des letzten Trierer Kurfürsten aus dem 18. Jahrhundert lässt sich die Vergangenheit erfahren: Funde archäologischer Ausgrabungen, Kunstwerke und Erzeugnisse des Kunsthandwerks werden in neuer Gestaltung präsentiert und inhaltlich zeitgemäß vermittelt.
Durch seine Ausgrabungen, seine Forschungsarbeit und seine Restaurierungswerkstätten besitzt das Museum beste Voraussetzungen, fundiertes Wissen über das Leben in vergangenen Zeiten aus erster Hand zu vermitteln. Viele der Stücke in den neu eingerichteten Räumlichkeiten werden zum ersten Mal dem Publikum vorgestellt.
Die Neueinrichtung des Landesmuseums erfolgt im Rahmen der Leitlinie der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, die Kulturschätze des Landes umfassend, effektiv und publikumsorientiert zu erschließen. Die Neuaufstellung umfasst eine Fläche von 2000 Quadratmetern und elf Säle, die den Themen Steinzeit, Bronzezeit, Kelten, Romanisierung, römische Grabdenkmäler, frühes römisches Trier, Früh-, Hoch- und Spätmittelalter sowie Renaissance und Barock gewidmet sind.
Zu den rund 3000 Exponaten der neu präsentierten Sammlung zählen Hortfunde mit Schmuck und Waffen der Bronzezeit, keltische Fürstengräber, Spuren des ältesten römischen Militärlagers in Deutschland sowie die Ausstattung der Barbarathermen, einer der größten und prächtigsten Badeanlagen im Römischen Reich. Zu sehen sind erhaltene historische Glasmalereien des Trierer Doms, überraschende Einblicke in eine mittelalterliche Abfallgrube und Salutkanonen als Belegstücke für den barocken Prunk der Trierer Kurfürsten. Als unscheinbarer, aber bedeutender Beweis für den Anspruch Triers, „älteste Stadt Deutschlands“ zu sein, dient ein hölzerner Pfeiler der ersten römischen Brücke über die Mosel.
Der Schwerpunkt des neuen Ausstellungskonzepts liegt auf der Präsentation der historischen Objekte als authentische Zeugnisse aus der Vergangenheit. Sie bilden zum einen die Grundlage für die wissenschaftliche Arbeit im Museum, und zum anderen erlauben sie den Besuchern Einblicke in die Geschichte. An zwölf Medienstationen mit audiovisuellen Präsentationen werden anhand von „Schlüsselobjekten“ aus den Sammlungen die wichtigsten Methoden und Techniken der Archäologie erläutert.
Ein wichtiges – und bei Besuchern beliebtes – Vermittlungsmedium ist der auf 46 Objekte angelegte „Audioguide“, der deutsch- wie fremdsprachigen Besuchern eine repräsentative Auswahl der Exponate in Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch erschließen wird. Zusätzlich erhalten junge Museumsbesucher eine kompetente wie altersgemäße Kinderführung. Natürlich wird auch die neue Dauerausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier mit den bewährten Angeboten an Führungen, Vorträgen, Ferienprogrammen, Events und vielem mehr ergänzt.
Erstmals wird eine Auswahl von 100 herausragenden Exponaten des Museums auch in Buchform präsentiert. Mit zum Teil verblüffenden Detailaufnahmen werden Neuansichten längst bekannter, aber auch erste Blicke auf noch nicht gezeigte Exponate möglich, die zum Vergleich mit den Originalen in der Ausstellung einladen. Das als Bildband und Auswahlführer zugleich konzipierte Buch Fundstücke: Von der Urgeschichte bis zur Neuzeit liegt seit Eröffnung der neuen Präsentation vor.
Weitere neue Ausstellungsbereiche, die dem Alltag, der Kultur, der Religion und dem Wirtschaftsleben im römischen Trier und seiner Region sowie der spätantiken Kaiserresidenz gewidmet sind, werden im Anschluss folgen.
Informationen
Rheinisches Landesmuseum Trier
Weimarer Allee 1, D-54290 Trier
Tel. (+49-651) 97 74-0
Di–So 9.30–17.30 Uhr, Mo geschlossen
[email protected]
www.landesmuseum-trier.de
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.
Dieser Frage geht die Ausstellung elektrisierend! Werbung für Strom 1890 bis 2010 nach und erzählt die Geschichte, die hinter der Werbung steckt. Die Werbebotschaften spiegeln kulturhistorische Trends, politische Einflussnahmen, gesellschaftliche Wertvorstellungen sowie alltagsgeschichtliche Entwicklungen wider.
Die Ausstellung stellt Kontinuität und Wandel der Werbung für Strom dar und zeigt, wie aus einem Luxusgut ein Massenprodukt wurde, wie sich Werbung für Strom zur Werbung für Energieeffizienz veränderte.
Von Beginn an förderten Elektrizitätswirtschaft und Elektroindustrie die Popularisierung der Elektrizität durch gezielte Werbeaktivitäten, vor allem für elektrische Geräte. Noch im 19. Jahrhundert war Strom eine nahezu „überflüssige“ Energie und eine unverkäufliche Ware. Aber mit der zunehmend intensiven Nutzung der Elektrizität in Industrie, Gewerbe, Verkehr und im Haushalt etablierten sich Elektrizitätswirtschaft und Elektroindustrie als neue Branchen, die nach Absatzmöglichkeiten suchten. Elektrizität wurde fortan durch eine Vielfalt moderner Medien angepriesen. In Beratungsstellen, durch Anzeigen, Plakate, Postkarten und Werbefilme wurden neue Kunden gewonnen.
Fortschritt und Modernität durch Elektrizität beherrschten lange Zeit die Inhalte der Werbung. Als Bote der Vision einer voll elektrisierten Gesellschaft startete in den 1920er-Jahren die erste Werbekampagne „Elektrizität in jedem Gerät“ und auch „die Zukunft gehört(e) dem Elektroherd“. Doch nicht jeder konnte anfangs kaufen, was durch Werbung angepriesen wurde. Erst in den 1960er-Jahren, mit der unbegrenzten Verfügbarkeit von Strom, niedrigeren Strompreisen und gesellschaftlichem Wohlstand, war auch der allelektrische Haushalt möglich.
Dabei dient Werbung nicht allein der Verkaufsförderung, sondern ebenso der Verbrauchslenkung. Vor allem zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit – aber auch heute – weist Werbung auf den sparsamen Gebrauch von Strom hin. Ein Werbespruch jener Zeit lautete „Strom verwenden – nicht verschwenden“.
Seit Anfang der 1970er-Jahre, der Energiepreiskrise und dem Umweltbericht des Club of Rome Grenzen des Wachstums (1972), reflektiert Werbung ein gesellschaftliches Bewusstsein für den effizienten Umgang mit Ressourcen. Verstärkt hat diese Tendenz das Liberalisierungsgesetz von 1998: Fürchteten die Unternehmen zunächst die gegenseitige Konkurrenz – mit dem Ergebnis, dass verstärkt Werbung gemacht wurde –, brachte die Marktöffnung auch eine Vielzahl neuer Natur- und Ökostromprodukte hervor. Strom ist heute ein differenziertes Produkt und eine Marke geworden.
Die Ausstellung bietet erstmalig einen systematischen Überblick zur Geschichte der Elektrizitätswerbung und präsentiert bekannte Werbegrafiker wie Peter Behrens, Ludwig Hohlwein, Julius Gipkens, oder Julius Klinger. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband.
Informationen
Elektrisierend!
Werbung für Strom 1890 bis 2010
im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010
14. März bis 5. September 2010
Umspannwerk Recklinghausen
Museum Strom und Leben
Uferstraße 2–4, D-45663 Recklinghausen
Tel. (+49-23 61) 38 22 16
[email protected]
www.umspannwerk-recklinghausen.de
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.
„Köln ist ein Gefühl“: So lautet der Slogan der Tourismusverantwortlichen der Stadt Köln. Und wo immer auf der Welt die Damen und Herren von KölnTourismus Werbung für die Metropole am Rhein machen, fällt kurz nach dem Kölner Dom das Stichwort Schokoladenmuseum.
Tatsächlich ist der spektakuläre Bau am Rheinufer nach dem nur einige Hundert Meter entfernten Dom das Touristenziel Nummer 2. Kein Wunder, denn wer kann zum Thema Schokolade nicht spontan Ja sagen?
Und so drängen sich Jahr für Jahr Hunderttausende von Besuchern durch die weltweit einmalige Zusammenstellung aus historischer Sammlung, Erlebnismuseum, Industriekultur, Tropenhaus und Kultschokolade. Sie probieren die warme, flüssige Schokolade aus dem berühmten, drei Meter hohen goldenen Schokoladenbrunnen und amüsieren sich über die historischen Werbespots, die den hohen Kaloriengehalt von Schokolade und Kakao anpreisen. Und zu Stoßzeiten wird das Haus an manchen Tagen ein Opfer des eigenen, in der Museumswelt ziemlich einmaligen Erfolgs.
Dabei bietet das Jahr auch ruhigere Monate, in denen der Museumsbesuch so entspannend wie eine gute Massage abläuft. Information, Unterhaltung, Erinnerungen und Genuss liegen ganz nah beisammen und werden durch einen sensationellen Blick auf den Rhein, den Dom und die Altstadt gekrönt. Wer schon am Schokoladenbrunnen gestanden und versonnen durch die riesige Panoramafensterfront geblickt hat, während der stetige Wind über dem Strom die Schneeflocken verwirbelte, der wird das Museum immer wieder zum anregenden Start- oder entspannenden Endpunkt seiner Kölntour machen.
Dabei erschließt sich vom Schokoladenmuseum aus auch ein völlig neuer und wegen seiner ungewöhnlichen Architektur unbedingt sehenswerter Stadtteil Kölns. Der komplett sanierte und fast fertiggestellte Rheinauhafen wird beinahe selbstverständlich von seinem musealen „Flaggschiff“ aus erkundet. Die spektakulären Kranhäuser werden in wenigen Jahren zu den architektonischen Highlights Europas zählen, und wer das Ganze von der Wasserseite aus betrachten möchte, kann am Schokoladenmuseum über die eigene Anlegestelle in ein Schiff der Kölntourist-Schifffahrt steigen.
Köln und das Schokoladenmuseum sind immer ein heißer Tipp für alle Städtereisenden, Familien, Genießer und Kulturinteressierten. Aber in den beschaulichen Monaten Januar bis März ist dieses Erlebnis besonders zu empfehlen.
Informationen
Schokoladenmuseum Köln
Am Schokoladenmuseum 1a, D-50678 Köln
Tel. (+49-221) 93 18 88-0
Di–Fr 10–18 Uhr, Sa, So und Fei 11–19 Uhr,
Mo geschlossen
Letzter Einlass jeweils eine Stunde vor Ende
[email protected]
www.schokoladenmuseum.de
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.
Filmfreaks, aufgepasst! Bildmächtige Spielfilme wie Der Elefantenmensch, Blue Velvet, Wild at Heart, Lost Highway oder Mulholland Drive machten David Lynch weltberühmt. Nur wenige jedoch wissen, dass der Kultregisseur aus Hollywood seine Karriere mit der bildenden Kunst begann und ihr bis heute treu geblieben ist. „Die Malerei kann wahre Aussagen über alle Aspekte des Lebens machen“, so Lynch in einem Interview. Sie ist elementarer Bestandteil seines kreativen Schaffens. Themen, Motive und Formenrepertoire seiner bildkünstlerischen Arbeiten und seiner Filme durchdringen einander wechselseitig. In der umfangreichen Ausstellung werden Gemälde, Aquarelle, Lithografien, Zeichnungen und Fotografien zu sehen sein. Zum ersten Mal werden Kunstwerke von David Lynch in einem deutschen Museum ausgestellt.
Gleich zu Beginn erwartet die Besucher eine begehbare Rauminstallation, die sie unvermittelt in die düstere Traumwelt David Lynchs eintauchen lässt. Klangstationen sorgen für eine akustische Untermalung der Ausstellung und erzeugen eine einzigartige Atmosphäre.
In den folgenden, verstörenden Bildern führt Lynch den Betrachter in eine Welt, in der das Abgründige und das Unerklärliche regieren. Dunkle, gedeckte Farben, Perspektiv- und Proportionsverschiebungen und die Kombination von Gegenständen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, zusammen im Bild jedoch eine neue Aussage ergeben, sind charakteristisch für sein bildkünstlerisches Werk. Ständig wird die Seherwartung des Betrachters unterlaufen.
In seinen fotografischen Arbeiten widmet sich Lynch den Themen Zeit und Vergänglichkeit. Eine umfangreiche Serie, für die er unter anderem nach Polen und Ostdeutschland reiste, zeigt stillgelegte, von Rost zerfressene Industrieanlagen. Eine weitere Serie zeigt Darstellungen abschmelzender Schneemänner. Aktfotografien und irritierende Fotomontagen von dunkler, befremdender Erotik bereichern zusätzlich die Fülle seiner künstlerischen Visionen.
Begleitend zur Ausstellung präsentiert das Max Ernst Museum Brühl des LVR weniger bekannte Kurzfilme aus der Akademiezeit des Regisseurs, in denen sich die spätere filmische und künstlerische Entwicklung bereits erahnen lässt. Auch sein Spielfilmdebüt Eraserhead aus dem Jahr 1977 wird zu sehen sein.
Ein Katalog zur Ausstellung ist im Museumsshop erhältlich.
Die Ausstellung ist für Besucher unter 18 Jahren nicht geeignet.
Informationen
22. November 2009 bis 21. März 2010
Max Ernst Museum Brühl des LVR
Comesstraße 42/Max-Ernst-Allee 1,
D-50321 Brühl (Rheinland)
Tel. (+49-22 34) 99 21-555
Di–So 11–18 Uhr, 1. Do im Monat 11–21 Uhr
[email protected]
www.maxernstmuseum.lvr.de
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.
In der Geschichte des Marienbilds bilden die Jahrzehnte um 1400 einen Höhepunkt. Kaum je zuvor oder danach gelang es den Künstlern, allen voran den Bildhauern, eine so vollkommene Verbindung von irdischer und überirdischer Schönheit, Idealität und Wirklichkeitsstudium, theologisch gehaltvoller Aussage und menschlicher Nähe zu schaffen.
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.
Die britische Künstlerin Bridget Riley erhält dieses Jahr den Goslarer Kaiserring. Seit 1975 vergibt die Stadt den renommierten Preis an zeitgenössische bildende Künstler, um sie für ihre Verdienste um die Kunst zu ehren. Der erste Künstler, der den Preis erhielt, war der britische Bildhauer Henry Moore. Ihm folgten unter anderen Max Ernst, Joseph Beuys, Eduardo Chillida, Georg Baselitz, Christo, Gerhard Richter, Nam June Paik, Ilya Kabakov, Cindy Sherman und Jörg Immendorff. Der Preisträger 2008 war der weltweit berühmte Fotokünstler Andreas Gursky. Die Liste der Ausgezeichneten ist so prominent besetzt, dass der Preis, obwohl undotiert, immer wieder als Nobelpreis der bildenden Kunst bezeichnet wird und jeder Künstler es sich zur Ehre anrechnet, zum Kreis der Ausgewählten zu gehören.
Mit der Preisträgerin 2009, Bridget Riley, hat die Jury einmal mehr eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Die 1931 in London geborene Künstlerin zeigt schon früh herausragende Talente. Als sie von 1946 bis 1948 am Cheltenham College ausgebildet wird, sorgt ihr Lehrer dafür, dass man sie vom regulären Unterricht freistellt, damit sie sich ganz der Entfaltung ihrer künstlerischen Begabung widmen kann. Ihre weiteren Ausbildungsstationen sind 1949 das Goldsmiths College in London und 1953 das renommierte Royal College of Art, die sie beide mit großem Erfolg absolviert. 1962 hat Bridget Riley ihre erste Einzelausstellung in der Gallery One in London. Schon ein Jahr später erhält sie den Preis der Liverpool Exhibition, ein Jahr darauf den AICA-Kritikerpreis, und 1968 wird sie auf der 34. Biennale in Venedig mit dem Internationalen Preis für Malerei ausgezeichnet.
Die Kritik hat ihre Bilder häufig unter dem Etikett der „Optical Art“ vereinnahmt, aber das wird weder der Bedeutung noch der Vielfalt ihres Schaffens gerecht. Richtig daran ist, dass Wahrnehmung und Sehen eine große Rolle in ihrem Werk spielen, vor allem in den schwarzweißen Bildern der 60er-Jahre. So nimmt unser Auge in ihrem bekannten Gemälde Movement in Squares (1961) das eigentlich statische und flächige Bild schwarzweißer Quadrate, die in ihrem Umfang erst abnehmen und dann wieder zunehmen, als dynamische und räumliche Bewegung wahr. Oder die Änderung des visuellen Rhythmus in dem Bild Pause (1964)! Seine kreisrunden, seriell angeordneten Punkte verändern sich allmählich zu Ovalen, ihr Schwarz hellt sich systematisch zu einem hellen Grau auf. Auch hier nimmt unser Auge die Veränderung im Bild als irritierenden Einbruch der zuvor etablierten Bildordnung wahr.
Oder – in den Worten der Künstlerin – als verstörenden „Dreischritt aus Ruhe, Aufruhr und wieder Ruhe“. Der Befund macht deutlich, dass Bridget Riley auch in ihren Werken, die man der Op-Art zurechnet, weniger an optischen Illusionen als an gleichnishaften Bildern interessiert ist. Bereits Ende der 60er-Jahre erweitert sie ihr Vokabular einer geometrischen Abstraktion um die Farbe. Die Bilder, die seitdem entstanden sind, ähneln immer stärker rhythmischen und musikalischen Partituren. In ihnen weicht die optische Illusion der koloristischen Sensation. In Cataract (1967) wird die rhythmische Grundstruktur des Gemäldes durch Kurven gebildet. Farbige Grau sind einander paarweise so zugeordnet, dass sich ihre Farbwerte bis zum leuchtenden Rot und Türkis steigern. Die überwältigende Wirkung ähnelt – noch einmal in der hellsichtigen Eigenbewertung der Künstlerin – „einem plötzlichen Ausströmen von reiner Farbe“.
Gemälde wie Après Midi (1981) oder Tabriz (1984) sind dagegen streng vertikal komponiert. Dabei bilden die senkrechten Streifen farbige Gruppen und Intervalle. Wie in der Musik gibt es Echos, Wiederholungen und Umkehrungen. Immer neu setzt der Betrachter vor den Leinwänden die Farben zu wechselnden harmonischen Akkorden zusammen. Später dynamisieren Diagonalbewegungen das Farbgeschehen auf der Leinwand wie in In Attendance (1984) oder High Sky (1991). In den Kurven- und Bogenbildern, zum Beispiel Rêve (1999) und Painting with Verticals (2006), wird der Bildrhythmus komplexer und die Komposition beweglicher. Haben Bridget Rileys frühe Bilder das menschliche Auge in seiner retinalen Schwäche entlarvt, verwöhnen es die späteren Werke durch einen an Matisse erinnernden verschwenderischen Farb- und Formenreichtum. Er ist nicht weniger als eine Ode an die Schönheit der Welt und an das Geschenk des Lebens.
Zur Ausstellung ist ein Ausstellungskatalog mit der Laudatio von Julia Voss erschienen; Vorwort: Wulf Herzogenrath und Inge Langner; mit einer umfangreichen Werkbiografie von Robert Kudielka und zahlreichen Abbildungen; 88 Seiten, broschiert, 15 Euro.
Informationen
bis 31. Januar 2010
Mönchehaus-Museum Goslar
Mönchestraße 1, D-38640 Goslar
Tel. (+49-53 21) 29 5 70
[email protected]
www.moenchehaus.de
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.
Leserkommentare
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.