Im „Staufer-Jahr“ 1977, in dem die im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart gezeigte Landesausstellung Die Zeit der Staufer alle Besucherrekorde brach, fand dieses Interesse an der Geschichte auch seinen Niederschlag in der Heimat der Staufer am Fuß des markant sich erhebenden Bergs Hohenstaufen. Es wurde die „Straße der Staufer“ als Kulturroute um den Hohenstaufen ausgeschildert und ein Ausstellungsraum erbaut. Seit 15. März 2009 wird dort die Geschichte der Staufer neu und ansprechend präsentiert.
Die Ausstellung nimmt die Herkunft und Heimat der Staufer zu ihrem Ausgangspunkt. Daran schließen sich Themen wie Ritter und Ministeriale, Barbarossa auf dem Kaiserthron, Staufer im Südreich und Kreuzzüge an. Die Ausstellung schildert aber auch den Wandel in Stadt und Land im 12. und 13. Jahrhundert, der erst das damalige Bevölkerungswachstum und die zahlreichen Stadtgründungen ermöglichte.
Fotos, Karten, Schaubilder, Originalzeugnisse und Nachbildungen bedeutender Kunstwerke der Stauferzeit veranschaulichen diese Aspekte. Zu sehen sind zum Beispiel die berühmte „Augustalis“-Goldmünze und Silbermünzen der Stauferzeit. Zu den beeindruckenden Nachbildungen gehören der Cappenberger Kopf mit der Taufschale Barbarossas und die Sitzfigur Kaiser Friedrichs II. vom Capuaner Brückentor. Hiezu wurden bereits in den 1960er-Jahren von den im Museum in Capua bewahrten Körperhälften und dem nur als Abguss erhaltenen Kopf weitere Abgüsse gemacht und diese wieder zur Gesamtfigur zusammengesetzt. Eine viel später von dem Kunsthistoriker Prof. Peter C. Claussen in der Vatikanischen Bibliothek entdeckte und mit Federico II betitelte Zeichnung bestätigte diese Rekonstruktion.
Zu sehen sind auch Nachbildungen von Urkunden, die auf dem Hohenstaufen ausgestellt worden sind. So hielt sich Kaiser Friedrich Barbarossa 1181 „in castro Stoufen“ auf. Und Königin Irene von Byzanz schrieb wenige Tage vor ihrem Tod in der Burg der Vorfahren ihres Gatten Philipp von Schwaben in bewegenden Worten ihren Letzten Willen nieder. Auf Flachbildschirmen laufen Kurzfilme, die von Barbarossa auf dem Kreuzzug und den Frauen der Staufer handeln, aber auch die Rüstung eines Kreuzritters und seinen Umgang mit Schwert und Schild anschaulich machen.
Die Texte und Erläuterungen in der Ausstellung sind durchgängig in Deutsch, Englisch und Italienisch zu lesen, auch die Filme sind dreisprachig abrufbar. Die Ausstellungsgestaltung lag in den Händen von Ranger Design, Stuttgart.
Vom Ausstellungsraum erreicht man den Gipfel des Hohenstaufen mit der Ruine der staufischen Stammburg in 15 Minuten. Vom Gipfel des kegelförmigen Zeugenbergs bietet sich ein wunderbarer Panoramablick.
Die Staufer
Dauerausstellung im Dokumentationsraum für staufische Geschichte, Kaiserbergsteige 22,
D-73037 Göppingen-Hohenstaufen
bis 15. November, Di–So 10–12 und 13–17 Uhr; in der Winterzeit Sa und So zu denselben Zeiten. Der Eintritt ist frei.
Das Motto der Stadt: Alles in nur zehn Minuten erreichen. Und so entdecken Besucher Mannheim auch am besten zu Fuß. Vom Hauptbahnhof bis zum Mannheimer Schloss, einem der größten absolutistischen Barockschlösser am Oberrhein, sind es nur wenige Gehminuten. Und auch das Wahrzeichen der Stadt, der Mannheimer Wasserturm, liegt ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs.
Der Wasserturm ist zudem das Herz der Stadt. Von hier geht das Leben der Stadt aus. Hier befinden sich auf der einen Seite eine der besten Einkaufsmeilen im Ländle, auf der andere Seite eine der größten Jugendstilanlagen Europas. Dazu zählt auch der Rosengarten, das Kongresszentrum der Stadt. Ihm gegenüber steht die Kunsthalle, einer der Orte, die Kulturliebhaber aus aller Welt seit Jahrzehnten zu schätzen wissen. Am besten, Sie kommen in die Musiksportkunstkultureinkaufsmetropole Mannheim und genießen. Alles. Im Quadrat.
Und von Herbst an, für über vier Monate, wird Mannheim einen ganz besonderen Gast beherbergen. Kein Geringerer als Alexander der Große, legendärer König und Feldherr, nimmt vom 3. Oktober 2009 bis 21. Februar 2010 sein Quartier in der Quadratestadt. Seinem Status entsprechend, werden ihm zwei der repräsentativsten Häuser der Stadt geöffnet: das historische Museum Zeughaus und das Museum Weltkulturen der Reiss-Engelhorn-Museen. Ein Kulturereignis der Extraklasse: Die Geschichtsschau Alexander der Große und die Öffnung der Welt führt einzigartige Kunstwerke aus Europa und Zentralasien zu einem einmaligen Ensemble zusammen. Ausstellungsbesucher folgen dem legendären Zug Alexanders des Großen von der altorientalischen Metropole Babylon bis an die Peripherie des Reichs. Sie erfahren von den Stadtgründungen Alexanders in Zentralasien, von dessen Hochzeit mit Roxane, der Tochter eines lokalen Fürsten, und sie erleben, wie sich Asiens Kulturen durch sein Wirken wandelten.
www.alexander-der-grosse-2009.de
Alexander der Große und die Öffnung der Welt
3. Oktober 2009 bis 21. Februar 2010
Di–So und Fei 11–18 Uhr
[email protected]
Pauschale zur Ausstellung Alexander der Große in den Reiss-Engelhorn-Museen
Alexander in Mannheim ganz groß!
Anreise: 3. Oktober 2009 bis 21. Februar 2010
Leistungen pro Person:
- Übernachtung mit Frühstück im
3- beziehungsweise 4-Sterne-Hotel
- Stadterkundung mit dem Audiostadtrundgang „itour“
- MannheimCard 3-Tages-Karte für die Nutzung des ÖPNV
- Eintritt in die Ausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen Alexander der Große und die Öffnung der Welt
Preise: Einzelzimmer ab 119 Euro,
Doppelzimmer 100 Euro pro Person
Buchung:
Tel. (+49-621) 293 87 00
[email protected]
Tourist Information Mannheim
Willy-Brandt-Platz 3
D-68161 Mannheim
www.tourist-mannheim.de
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In welcher Stadt Goethe und Schiller starben, hat sich herumgesprochen, wo aber liefen die beiden Geistesriesen einander erstmals über den Weg? In Rudolstadt.
Dass Friedrich Schiller in Marbach geboren wurde, wissen nicht nur Schwaben, aber wo erblickte seine bessere Hälfte, Charlotte von Lengefeld, das Licht der Welt? In Rudolstadt.
Und dass Schiller, obwohl kein Don Juan, sich zwischen Charlotte und ihrer Schwester Caroline zunächst nicht entscheiden konnte, ist kein Geheimnis mehr. Wo aber fand die verzwickte und aufregende Ménage à trois statt? In Rudolstadt.
Ab 9. Mai 2009 nun wird die Stadt am Ufer der Saale um eine Attraktion reicher. Dann nämlich öffnet das dortige Schillerhaus seine Pforten. In Zeiten, wo Museumsschließungen zur Normalität gehören, vernimmt man eine solche Nachricht mit freudigem Staunen. Aber das Beulwitzsche Haus ist in der Tat etwas ganz Besonderes. Um 1720 erbaut, gehörte es seit 1774 Hofrat Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz, dem Ehemann von Caroline von Lengefeld, der späteren Schwägerin Schillers. Der Kreis derer, die sich dort Ende des 18. Jahrhunderts zu geselligen Abenden im Salon trafen, ist ausgewählt: Johann Gottfried Herder, Frau von Stein, die Brüder Humboldt, Johann Gottlieb Fichte, Carl Ludwig von Knebel sowie eben Goethe und Schiller, die einander hier im September 1788 trafen.
Das Museum erzählt von dieser für die Weltkunst so folgenreichen Begegnung, vom Alltag der Familien Beulwitz und Lengefeld, von der Regentschaft der aufgeklärten Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt und vom wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung der Region am Vorabend der Französischen Revolution 1789.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Schiller und die beiden jungen Frauen, die für ihn jenen Sommer 1788 unvergesslich machen sollten, Caroline von Beulwitz und Charlotte von Lengefeld. Ihre leidenschaftliche Beziehung wird ebenso gezeigt wie ihre Gespräche, die gemeinsame Lektüre im Garten des Hauses oder die literarischen Projekte, mit denen sich Schiller in dieser Zeit beschäftigte. Bei der Gestaltung der Räume konnten die Museumsmacher auf Rudolstädter Quellen zurückgreifen, erhielten aber auch kostbare Leihgaben aus dem Schillerarchiv in Marbach: Gemälde, Möbel, Geschirr und Schreibzeug.
Eine Würdigung erfährt auch Louise von Lengefeld, Schillers freundliche Schwiegermutter, die „chère mère“. Im Restaurant im Erdgeschoss des Schillerhauses hat der Besucher dann später die Möglichkeit, einige ihrer Gerichte zu probieren.
Überhaupt haben die Museumsmacher den Anspruch, den Geist des Beulwitzschen Hauses in alter Frische wieder aufleben zu lassen, indem sie Bildung und Vergnügen miteinander verbinden. Vielfältige Veranstaltungen im Museum selbst und im angrenzenden Garten sind geplant, Lesungen, Diskussionen, Konzerte, sodass die Besucher beim nahen Abschied wie Schiller denken mögen: „Es ist hier eine herrliche Gegend, und im Beulwitzischen und lengefeldischen Hause habe ich mich überaus wohl gefühlt“ (Schiller an Gottlieb Hufeland am 20. August 1788).
Informationen
Schillerhaus Rudolstadt
Tel. (+49-36 72) 48 64 70
April bis Oktober: Di–So 10–18 Uhr
November bis März:
Mi–So 10–17 Uhr
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Aufgewachsen in Wien, wurde Gerhart Frankl durch seinen Vater, den Juristen Dr. Emil Frankl, der als Kunstsammler und Mäzen vor allem den Maler Anton Kolig förderte, bereits in früher Jugend mit der Kunst konfrontiert. Nach Abbruch eines Chemiestudiums nahm Gerhart Frankl von 1920 bis 1923 Malunterricht bei Anton Kolig in Nötsch im Kärntner Gailtal. 1936 heiratete er Christine Büringer, eine Nichte des ebenfalls zum Nötscher Kreis zählenden Malers Sebastian Isepp. Diese biografischen Verbindungen bilden den Ausgangspunkt der diesjährigen, von Silvie Aigner kuratierten Ausstellung des Museums des Nötscher Kreises Gerhart Frankl/Anton Kolig – künstlerische Begegnungen.
Im Mittelpunkt steht dabei das vielfältige Schaffen Frankls, das in einen Dialog zu wichtigen Werken Anton Koligs gesetzt wird. Neben Leihgaben aus dem Londoner Memorial Trust wird die Ausstellung durch Werke aus österreichischen Privatsammlungen, aus dem Bestand der Kärntner Galerie Magnet sowie der Wiener Galerie Kovacek ergänzt. Arbeiten wie ein Stillleben von Anton Kolig oder eine frühe Landschaft aus Nötsch von Gerhart Frankl aus Kärntner Privatbesitz werden dabei erstmals präsentiert.
1938 emigrierten Gerhart und Christine Frankl nach England, und Frankl setzte seine Malerei dort unter schwierigsten finanziellen Bedingungen fort. Als Besonderheit gelten Frankls Alpenbilder und Aquarelle, die er während seiner Reisen durch Europa in der Nachkriegszeit malte. In seinem Spätwerk fand der Künstler zu einer malerischen Bildstruktur, die bereits an der Grenze zur Abstraktion stand. Frankl gilt als einer der bedeutendsten Landschafts- und Stilllebenmaler sowie Grafiker der österreichischen Kunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
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Andreas H. Bitesnich – Photography
Noch bis inklusive 17. Mai dreht sich alles in der Stadtgalerie Klagenfurt um die hohe Kunst der Fotografie: Präsentiert wird mit rund 150 Werken eine groß angelegte Schau von Andreas H. Bitesnich, der zu den besten Aktfotografen der Welt zählt. 1964 in Wien geboren, absolvierte er nach der Hauptschule eine Lehre als Einzelhandelskaufmann. Feuer für die Fotografie fing er, als ihm ein Bekannter, ein Modefotoassistent in Mailand, seine Mappe mit Schwarzweißaufnahmen zeigte. Am nächsten Tag kaufte er sich eine Nikon F3, fotografierte ab da alles, was ihm vor die Linse kam, funktionierte das häusliche Badezimmer zum Fotolabor um, erwarb teure Fotobücher und lernte daraus. Zwei Jahre führte er ein Doppelleben, verkaufte tagsüber Elektrogeräte, widmete sich nachts der Fotografie. 1989 fiel die Entscheidung, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Ganz gleich, ob Werbung, Mode, Landschaften, Gesichter oder Körper, egal, ob Farbe oder Schwarzweiß: Bitesnich geht es immer nur um das bestmögliche Bild. Für ihn ist Fotografie ein Universum – und er ein Entdecker aller Möglichkeiten.
bis 17. Mai 2009
Victor Vasarely und die geometrisch-konstruktive Kunst aus Frankreich gestern und heute
Victor Vasarely steht dann im Mittelpunkt der heurigen Sommerausstellung: Vasarely wurde 1906 in Ungarn geboren, studierte Gebrauchsgrafik am ungarischen Bauhaus und emigrierte 1930 nach Paris. Mitte der 40er-Jahre trat er mit den wichtigsten Künstlern der geometrisch-konstruktiven Kunst dieser Zeit in Verbindung und entwickelte seinen anfänglichen figurativen und surrealen Stil in Richtung konstruktiver Kunst. Vasarely gilt heute als weltweit berühmtester Vertreter der sogenannten Op-Art. Die Op-Art erstrebt optische Illusion durch musterähnliche Wiederholung geometrisch-abstrakter Motive, die – in verschiedenen Ebenen gegeneinander verschoben – überraschende optische Wirkungen erzeugen. Die Stadtgalerie Klagenfurt zeigt das Werk Vasarelys in Kombination mit 20 weiteren Künstlern aus dem Bereich der geometrisch-konstruktiven Kunst Frankreichs gestern und heute, so beispielsweise Jean-François Dubreuil oder Auguste Herbin.
28. Mai bis 13. September 2009
Simon Edmondson – ausgewählte Werke 1989 bis 2009
Der Rest des Jahres ist dem englischen Maler Simon Edmondson gewidmet: Edmondson wurde 1955 in London geboren, 1978 beendete er sein Studium an der Kunsthochschule in Chelsea mit einem „Master’s Degree“. Nach einem zweijährigen Studienaufenthalt in New York kehrte er wieder nach England zurück. Die nächsten 10 Jahre waren von zahlreichen Einzelausstellung in London, Berlin, Zürich, New York und Los Angeles geprägt. 1991 zog er nach Madrid, wo er heute noch lebt und arbeitet. Simon Edmondsons Werke nehmen oft Bezug auf die Geschichte, sie sind reich an Hinweisen auf jüngste Ereignisse, die unsere Wahrnehmung und unser Empfinden in Bezug auf unser Leben, aber auch auf Kunst verändert haben. Die Stadtgalerie Klagenfurt präsentiert ab 24. September 43 ausgewählte großformatige Ölbilder von Edmondson aus den Jahren 1989 bis 2009. Sie sind thematisch gruppiert und geben einen sehr guten Überblick über die Entwicklung seiner Kunst. Es ist dies die erste Einzelausstellung des Künstlers in Österreich.
24. September 2009 bis 10. Januar 2010
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Den bahnbrechenden Neuerungen der folgenreichen künstlerischen Bewegung schlugen oft genug Unverständnis und Ablehnung entgegen. Der niederländische Künstler und Architekt Theo van Doesburg hat dies auf die Formel „aussen quadrat – innen Biedermeier“ gebracht. Kaum eine kulturelle Kontroverse zeigt dies deutlicher als die „Erfurter Museumsfrage“. Erfurt stand nicht nur in engem Austausch mit dem Bauhaus, sondern entwickelte sich selbst zu einem nationalen Brennpunkt moderner Kultur. Das heutige Angermuseum konnte unter den Direktoren Edwin Redslob, Walter Kaesbach und Herbert Kunze dank der Unterstützung des jüdischen Schuhfabrikanten Alfred Hess eine bedeutende Sammlung des Expressionismus aufbauen, die es freilich gegen den tradierten „biedermeierlichen“ Kunstgeschmack schwer hatte. Die üble Hetze gegen das Museum und den „jüdischen Kulturbolschewisten“ Hess verweist zudem auf das politische Spannungsfeld, in dem sich die „klassische Moderne“ der 1920er-Jahre bewegte.
Zugleich hat auch der Städtebau der „goldenen Zwanziger“ mit großen Projekten wie Nordbad und Stadion für Furore gesorgt. Eine Reihe von öffentlichen Bauten und Wohnungsbaukomplexen wie im Hanse-Viertel zeigen zudem, dass in Erfurt die Ideen des Bauhauses, anders als in Weimar, auf breiter Front architektonisch-städtebaulich umgesetzt wurden. Aber auch in Erfurt lebten hinter so mancher quadratisch-nüchternen Bauhaus-Fassade Menschen mit „biedermeierlichen“ Vorstellungen, hatten das „neue Bauen“ und Wohnen mit vielen Vorbehalten zu kämpfen. Zugleich verkörperte Erfurt in Thüringen modernes Großstadtleben. Das ausgebaute Kaufhaus „Römischer Kaiser am Anger“ (Anger 1) steht für den modernen Massenkonsum der 1920er-Jahre, in den Kinos, Hotels, Restaurants und Varietés herrschte Hochbetrieb, das Leben pulsierte in der alten Metropole Thüringens. Auch dies stieß nicht nur auf Begeisterung, sondern erzeugte Kulturpessimismus und Moderneängste.
Diese Widersprüchlichkeit wird in der Ausstellung durch einen hohen Inszenierungsgrad und erstklassige Exponate eingefangen. Und spätestens wenn man sich als Besucher ausschnittartig einen Blick in die damalige heterogene und politisch klar strukturierte Zeitungslandschaft gönnt, drängt sich der Verdacht eines gar nicht so „fernen Spiegels“ auf …
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16. Mai 2009 bis 31. Januar 2010
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Der Kunstverein in Jena wurde für die Mehrzahl der Bauhaus-Meister zu einem der wichtigsten Ausstellungsorte in der Region. Jenaer Bürger, Intellektuelle und Industrielle zeigten sich offen für die künstlerische und geistige Moderne und waren so für die Bauhaus-Künstler auch als Sammler, Auftraggeber und Bauherren interessant.
Der alte Jenaer Kunstverein bot zwischen 1903 und 1933 konsequent an der Gegenwart orientierte Ausstellungen. In den ersten Jahren nach seiner Gründung waren es die Expressionisten wie Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner, die hier gefördert wurden. Der Ausstellungsleiter, Walter Dexel, konnte nach dem Ende des Ersten Weltkrieg daran anknüpfen und richtete den meisten Bauhaus-Meistern Ausstellungen aus. Daneben bestanden zahlreiche private Beziehungen; man diskutierte, suchte Austausch und Befruchtung. In der Folge wurden in Jena drei Bauwerke unter direkter Leitung von Walter Gropius realisiert, wobei dem Umbau des Städtischen Theaters, Gropius’ erstem Bauauftrag in Thüringen, besondere Bedeutung zukam und als Leistungsschau des Bauhauses verstanden wurde. Im Jenaer Stadttheater feierte die erste Aufführung der Bühnenwerkstatt Premiere mit Kurt Schmidts Mechanischem Ballett. Neben dem Stadttheater entstanden die privaten Wohnhäuser Haus Auerbach (1924) und Haus Zuckerkandl (1928).
Auch die Schüler des Weimarer und Dessauer Bauhauses fanden in Jena einen interessierten Kreis. Die Bemühungen Gropius’, mit den Schott-Glaswerken in Kontakt zu treten, fruchteten 1926 in dem ersten Industrieprodukt, das mit der Gestaltung des Bauhaus-Meisters Gerhard Marcks berühmt wurde: der Sintrax-Kaffeemaschine. Auch Marcks’ Teekanne ging in Serie, allerdings sollte sie erst in einer überarbeiteten Form des Bauhaus-Schülers Wilhelm Wagenfeld Eingang in den modernen Haushalt finden. Die Werbegrafik für die Produkte der Jenaer Glaswerke gestaltete der Künstler und Werbegrafiker László Moholy-Nagy und schrieb mit seinen Entwürfen ebenfalls Designgeschichte.
In der Ausstellung In nachbarlicher Nähe – Bauhaus in Jena wird eine Bilanz gezogen, die all das darstellen wird, was im Zusammenhang mit dem Bauhaus in Jena steht. Die Ausstellung zeigt das geistig regsame kulturelle Binnenklima in der deutschen Provinz und seine kulturhistorische Perspektive, welche die Bedeutung Jenas für die Entwicklung der Moderne in Deutschland bezeugt, und damit wird sie einen bisher nicht untersuchten Aspekt der Jenaer Kunst- und Kulturgeschichte aufarbeiten und vorstellen.
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bis 7. Juni 2009, Kunstsammlung Jena
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Sie leuchten in majestätischem Rot, ihre farbenfrohen Muster fesseln unseren Blick, die kunstvoll applizierten Symbole geben uns Rätsel auf: zarte, handgewebte Stoffe aus dem Königreich Bhutan. Für seine kostbaren Webwaren, meist an einfachen Webstühlen hergestellt, ist das geheimnisvolle „Land des Donnerdrachen“ weltberühmt geworden. Die Textilkunst spiegelt den hohen Stellenwert von Tradition wider und führt direkt zu einer Kultur, die tief durchdrungen ist von Mythologie und buddhistischer Religion.
Zu den Preziosen zählen Kronen aus Seide und Damast, festliche Gewänder und silberner Schmuck, aber auch traditionell gewebte Gürtel, Schals und Mäntel, welche die landestypische Tracht der bhutanischen Bevölkerung von heute ausmachen. Religiöse Objekte in einem Raum der Besinnung vergegenwärtigen das Zeremoniell des buddhistisch geprägten Landes.
Die Tradition der Webkunst wurde in Bhutan über mehrere Jahrhunderte entwickelt, ihre hoch geschätzten Kenntnisse von Generation zu Generation weitergegeben. So sind sie bis heute erhalten. Ökonomisch bedeutsam spielt die Webkunst, eines der 13 traditionellen Handwerke in Bhutan, auch eine zentrale Rolle für die kulturelle Identität der Bhutaner. Einzigartig sind Gestaltungsweise und Vielzahl an Webmustern. Die floralen Ornamente und Glückssymbole auf den kunstvollen Webwaren und Schmuckstücken veranschaulichen die enge Verflechtung von Religion, Mythos und Natur in der bhutanischen Kultur.
Lebensnahe Inszenierungen mit rund 150 Exponaten aus dem Heinrich-Harrer-Museum in Hüttenberg, dem Staatlichen Museum für Völkerkunde in München und aus diversem Privatbesitz berichten zudem über das von Einfachheit, Naturnähe und Handwerk geprägte Leben der bhutanischen Bevölkerung.
Nachdem sich das Land über mehrere Jahrhunderte streng gegen Einflüsse aus anderen Ländern gewehrt hatte, öffnete es sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend, neuerdings auch dem Tourismus. Seither versucht Bhutan den Spagat zwischen Erhalt der Traditionen und vorsichtiger Modernisierung. 1999 beispielsweise wurde erst das Fernsehen eingeführt, seit 2003 gibt es Mobiltelefone. Obwohl per Gesetz das Tragen der Nationaltracht gilt, zeigen sich die Jugendlichen in unbeobachteten Momenten gern in Jeans und mit Baseballkappe. Heute regiert Jigme Khesar Namgyal Wangchuck als fünfter König einer konstitutionellen Monarchie.
Eine Ausstellung des Textile Museum Thimphu, Bhutan, und der Royal Textile Academy of Bhutan in Zusammenarbeit mit der Stadt Rosenheim/Städtische Galerie.
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bis 28. Juni 2009, Di–So 10–17 Uhr
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Das Zusammenspiel zweier Pole, die sich gegenseitig ergänzen, findet sich auch in den weitläufigen Sammlungs- und Ausstellungsräumen des Neuen Museums wieder. Hier paaren sich sowohl alte und neue Architektur als auch Kunst und Design auf über 3000 Quadratmetern. Die gleichgewichtige Präsentation von Kunst und Design der Gegenwart in einem Museum ist etwas ganz Besonderes.
Die Kunstsammlung des Neuen Museums bietet vielfältige Einblicke in die Entwicklung der Kunst seit den 60er-Jahren. Von Zero, Fluxus und der Konzeptkunst spannt sich der Bogen bis in die Gegenwart, in der sich Kunst weniger denn je in Stilbegriffe fassen lässt und die Künstler parallel zu unterschiedlichsten Medien greifen. Neben Malerei und Plastik treten Fotografie, Videokunst und Installationen. Den Grundstock der Sammlung Kunst bildet die seit 1967 entstandene Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst der Stadt Nürnberg, inzwischen erweitert durch umfangreiche Neuerwerbungen des Museums sowie durch verschiedene private Stiftungen und Leihgaben.
Für den Bereich Design besteht eine Kooperation mit der Neuen Sammlung – The International Design Museum Munich. Die Neue Sammlung ist heute mit rund 75000 Objekten der Bereiche Industrial Design, Graphic Design und Kunsthandwerk eines der weltweit führenden Museen für angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Sammlungspräsentation im Neuen Museum umfasst ausgewählte Beispiele des internationalen Designs von 1945 bis heute aus den Beständen der Neuen Sammlung.
Bei der Präsentation in den Sammlungsräumen ist die Sicht auf Kunst und Design eng verschränkt, um die Unterschiede, aber auch die parallelen Entwicklungen beider Bereiche aufzeigen zu können. Zu den wichtigsten Aufgaben des Neuen Museums zählen die Vermittlung von Wissen und Verständnis, sowie das Fördern von Aufgeschlossenheit und Begeisterung für zeitgenössische Kunst und Design. Das Haus bietet daher eine Fülle unterschiedlicher Führungen an, engagiert sich stark in der Vermittlungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen und rundet sein Programm mit Vorträgen und Veranstaltungen ab. Verschiedenste Aktivitäten im kulturellen Bereich, wie Filmnächte auf dem Klarissenplatz oder Konzerte zeitgenössischer Musik, tragen auch andere Disziplinen in das Museum.
Architektur und Inhalt machen das Neue Museum zu einem Ort der Überraschungen, der Offenheit und der Inspiration, dessen Besuch bei einem Nürnbergaufenthalt keinesfalls fehlen sollte!
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In faszinierender Weise verbindet das Benediktinerstift Admont Kultur und Natur miteinander. Im ältesten Kloster der Steiermark können sich Besucher seit 29. März 2009 auch im Museum des Stiftes intensiv mit dem Thema Natur und der Schöpfung beschäftigen. Nicht zuletzt aufgrund der herrlichen Lage des Stiftes am Eingang zum Nationalpark Gesäuse gab es bereits im 17. Jahrhundert ein „Naturalien-Cabinet“. Ein Fresko an der Decke der berühmten weltgrößten Klosterbibliothek versinnbildlicht ebenfalls die Bedeutung der Naturwissenschaften im Stift Admont. Fortgesetzt wird diese lange Tradition in Form einer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Natur. Unter dem Motto „Natur – Die Schöpfung ist nicht vollendet“ geht es in der Saison 2009 in verschiedenen Ausstellungen um die Beziehung des Menschen zur Natur sowie um die Folgen eines Fehlumgangs mit ihr.
Denkanstöße geben zum Beispiel die riesigen Insektenscherenschnitte der Künstlerin Lisa Huber, die an die permanente Ausstellung im Naturhistorischen Museum mit rund 252000 Insekten anknüpft. Thomas Baumann stellt in einer Vitrine einen echten Eisberg aus, der zur Vergänglichkeit der Materie hinführt. Christoph Lingg stimmt die Besucher mit der Lebensfeindlichkeit seiner Aufnahmen von ehemaligen Industriearealen nachdenklich. Edgar Lissel versucht, den Besuchern Veränderungsprozesse vor Augen zu führen, die in der Natur kaum wahrnehmbar sind. Auf diese Weise sind ganz neue Einblicke in Bakterienkulturen oder in einen Wassertropfen möglich. Dass heute viele Menschen in der Natur vor allem Spaß haben, hat wohl die beiden Künstler David Moises und Klaus Dieter Zimmer zu ihrer kritischen Betrachtung veranlasst. Beide unternehmen Exkursionen in die Natur, bei denen der Fun-Faktor große Bedeutung hat. Der eine fliegt mit einem umschnallbaren Minihubschrauber, der andere ist mit dem Hightech-Downhill-Rad in der Natur unterwegs.
Dr. Michael Braunsteiner, Kurator der Sammlung Gegenwartskunst, dazu: „Wir werden 2009 mit Sicherheit keine biedere Landschaftsmalerei zeigen. Künstler präsentieren kritische Positionen zum Thema Natur, vor allem im Hinblick auf die Folgen eines Fehlumgangs mit der Natur!“
Ab 30. Mai 2009 folgt der zweite Themenschwerpunkt dieser Saison, nämlich die Sammlung Prinzhorn. Hans Prinzhorn (1886–1933) war deutscher Psychiater und Kunsthistoriker und sammelte Kunstwerke von Patienten aus psychiatrischen Anstalten, deren geachtete Arbeiten wesentlichen Einfluss auf die nachfolgende zeitgenössische Kunst nahmen. Eine Auswahl der Prinzhorn-Sammlung ist bis 8. November 2009 im Museum für Gegenwartskunst zu sehen. In dieser Form erstmals in Österreich gezeigt, gewähren diese Zeichnungen und Gemälde einen tiefen Einblick in die menschliche Seele, und es bahnen sich beim Betrachten dieser Kunstwerke Überlegungen an, die fernab gewohnter Schienen liegen. Worin sind sich Menschen ähnlich, und wie unterscheiden sie sich? Weiters wird die Frage geklärt, warum Pablo Picasso so malte, wie er gemalt hat.
Informationen
bis 8. November 2009, täglich 9–17 Uhr
Juli und August Fr bis 20 Uhr, außerhalb der Saison auf Anfrage
Benediktinerstift Admont
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