Seltsame Kleidungsstücke, ausgestopfte Spielzeuge, Cognac der Marke Napoleon und eine Unmenge an Zigaretten dienen Charlemagne Palestine als Requisiten für seine obsessiv-schamanistischen Klangreisen. Seine unberechenbaren Multimedia Performances, in die er gelegentlich auch Videos, Gemälde oder Skulpturen einbezieht, haben Kultstatus. Im prominenten Umfeld von La Monte Young, Terry Riley, Phil Glass, Steve Reich und Tony Conrad beheimatet, gilt er als einer der Begründer der Minimal Music.
Mira Calix, die auch unter ihrem ursprünglichen Namen Chantal Passamonte bekannt ist, und Sarah Nicolls begegnen sich im Schnittfeld unterschiedlicher Musikauffassungen. Beide arbeiten mit der auf Neue Musik spezialisierten London Sinfonietta zusammen. Ihr Hauptaugenmerk aber gilt der Erforschung und Weiterentwicklung der Soundpalette, einerseits am akustischen Piano durch mechanische Manipulationen oder elektronisches Processing, andererseits vor allem durch komponierte elektronische Musik auf der Basis eigens dafür geschriebener Software.
Das auf Glocken gespielte Stück Johnsons ist ein Schlüsselwerk in der Auseinandersetzung mit logischen Prozessen in der Musik und gleichzeitig eine neue Form minimalistischer Musik. Neun unterschiedlich große Glocken hängen in einem Quadrat von drei Reihen zu je drei Glocken. Der körperlich geforderte Interpret benötigt für diese spezielle Aufführung nicht nur ein gutes Gedächtnis, sondern auch enorme Kondition. Denn er muss Wege in genau festgelegten Rhythmen abschreiten und so jene Glocken anschlagen, die er gerade passiert. Adam Weisman, ein Philosoph am Schlagzeug, der es liebt nach spezifischen Klangmustern zu arbeiten und gefragter Perkussionist des Ensembles Modern, des Klangforums Wien oder des Berliner Ensembles Zeitkratzer ist, erfüllt diese Voraussetzungen bestens. Ein Konzert zum Hören, Sehen und Mitzählen.
!!! Wurde abgesagt! !!!
Damit rückt eine lange unterbelichtete Dimension im Schaffen des großen Rock- Exzentrikers und Sound-Avantgardisten, Mitbegründer der düsteren 60´s Band „The Velvet Underground“, wieder näher ins Hörfeld.
Die Komposition greift eine Überlieferung auf, nach der Galilei in der Kathedrale von Pisa während einer vermutlich langweiligen Predigt beobachtete, wie die Lampen im Wind schwingen. Er zählte die Schwingungen der unterschiedlich langen Pendel und kam zum Ergebnis, dass sich die Schwingungsfrequenz umgekehrt proportional zum Quadrat der Pendellänge verhält. Tom Johnson transformiert diese Entdeckung Galileis und verwendet für seine Aufführung 5 Pendel aus Metall und diverse Schlägel. Sobald alle Pendel schwingen, ergibt sich die rhythmische Proportion 12 zu 15 zu 16 zu 18 zu 24. Selbst ohne Arithmetik im Kopf ist das faszinierend zu hören.
Der Workshop war für TeilnehmerInnen jeglicher Herkunft aus Krems und Umgebung zugänglich. Künstlerische oder musikalische Vorbildung ist dafür nicht notwendig. Dennoch entstehen bei “I – Picnic” Werke hoher künstlerischer Qualität, in die sämtliche Musikinstrumente ohne Beschränkung integriert werden können.
Die Gruppe “I – Picnic”, die bereits zum zweiten Mal bei Kontraste zu Gast sind, setzt sich zusammen aus mehreren fernöstlichen Gamelan-Musikern sowie einem Komponisten, einem Kameramann und einem Tänzer aus Japan. Die Gruppe versteht sich als Indonesien, Deutschland, Holland, den USA, Kanada und Australien.
Mit Mikro-Samples, verwoben mit Stimmfetzen von Opernsängern, mit Melodiefragmenten, Cut-Up-Störgeräuschen oder Kinderliedern zeichnen sie am Computer in klangmalerischen Collagen die Porträts ihrer Väter. Das Werk basiert auf einer dreijährigen Recherche der Musikerinnen zum Leben ihrer Väter: ein ehemals ranghoher Offizier der Nationalen Volksarmee der DDR, ein koreanischer Geschäftsmann, der nach Japan emigrierte, und ein englischer Bauer, der bis heute noch in der Landwirtschaft tätig ist.
Die Cellistin und Noise-Musikerin Okkyung Lee ist eine Schlüsselfigur in der freien Musik der Gegenwart. Nach klassischer Ausbildung und Kompositionsstudium arbeitete die in New York lebende koreanische Musikerin unter anderen mit Marc Ribot, Laurie Anderson, Carla Bozulich, Derek Bailey oder Mark Dresser.
Hier kommuniziert Okkyung Lee mit Videoprojektionen des norwegischen Videokünstlers Kjell Bjørgeengen im Rahmen eines Projekts, das er mit dem britischen Gitarristen und Elektroniker Keith Rowe entwickelte. Bjørgeengen fokussiert in seinen Videoarbeiten ein Zentralthema visueller Wahrnehmung in der Gegenwart: das Flimmern der Bildschirme. Auf der Bühne interagieren Videobilder und Musik. Okkyung Lee und Keith Rowe reagieren unmittelbar auf die Bilder Bjørgeengens, wodurch sich diese wiederum technisch verändern.
Schaltstelle ist die Computerfestplatte, auf der Ton und Bild als Algorithmus zusammenlaufen und einander digital beeinflussen. Keith Rowe, der ursprünglich aus dem Jazz kommt und seine Karriere in den 1960er Jahren im Umfeld von Mike Westbrook und Lou Gare begann, wandelte sich zunehmend dem Free Jazz zu und gilt heute als Pionier und Meister der Improvisation im Feld der Neuen Elektronik.
Den Datenfluss extrahiert Klammer aus der Gestik, der Dynamik und der Unabhängigkeit der vier Extremitäten beim Schlagzeugspiel. Elektronisch und elektrisch an der Gitarre begleitet wird er von Seppo Gründler.
Der Sound des Materials wird erkundet. Die Trommeln Josef Klammers sind mit außergewöhnlichen Oberflächen versehen. Einerseits mit Glas und andererseits mit Latex-Fellen, deren Dehnbarkeit die Drum Beats endlos verlangsamt. Der Fluchtpunkt dieses Konzepts findet sich im Periodensystem der chemischen Elemente beim Eintrag für Silicium. Silicium ist nicht nur in Latex enthalten, sondern auch Grundstoff von Glas und fungiert als Leiter in den Microchips des elektronischen Equipments. Hörerfahrungen im Silicium-Zeitalter. Eben.