Als Edward Albee 1962 mit seinem Drama Wer hat Angst vor Virginia Woolf? am Broadway aufschlug, mag das für viele wie eine Offenbarung gewirkt haben. Die Scheidungsrate stieg gerade sprunghaft an, und die Eheschlacht galt daraufhin eine Zeitlang als Paradedisziplin literarischer Kampfsportarten. Heute sehnt man sich fast schon wieder nach so viel Beständigkeit. Liebe ist, wenn es auch nach zwanzig Jahren noch weh tut; und bei keinem Paar knistert die kalte Glut so schön wie bei Martha und George, unsterblich vor allem dank der lebenssatten Verkörperung durch Elizabeth Taylor und Richard Burton im Film.
"Martin Kušej, Spezialist für Geschlechterscharmützel der härteren Art, hat für das Münchner Residenztheater mit Bibiana Beglau, der frisch gekürten Schauspielerin des Jahres, und Norman Hacker in den Hauptrollen ein Duell nach den Regeln der Kunst inszeniert, bei dem das Publikum seinen Voyeurismus ausleben darf und doch nie vergisst, dass das alles gut geprobte Show ist."
Silvia Stammen, Neue Züricher Zeitung, 23. September 2014