Die Koloratur ist die höchste Ausdrucksform der Kunst, sie ist die Arabeske, die das schönste Gemach in der ganzen Wohnung ziert: ein wenig darunter, und wir haben nichts, ein wenig mehr, und alles ist verwirrt. Geladen mit der Kraft, die tausend schlummernden Möglichkeiten in unserer Seele zu erwecken, schwingt sie sich auf und durchschwebt den Raum, überall die luftigen Samen hinsäend, die, aufgesogen vom Gehör, im Grunde des Herzens Blüten treiben.
Honoré de Balzac: Massimila Doni
Das goldene Zeitalter des Belcanto – die großen Musiklexika meinen damit die Epoche zwischen 1810, dem Jahr der Uraufführung von Gioacchino Rossinis erster Oper, und 1848, dem Todesjahr Gaetano Donizettis. Gemeinsam mit dem hochbegabten, doch früh verstorbenen Vincenzo Bellini beherrschten sie mit ihren teils heiteren, teils tragischen Werken die Opernspielpläne "von Moskau bis Neapel, von London bis Wien, von Paris bis Kalkutta" (Stendhal). Diese neue Phase der Opernmusik forderte von den Stimmen neben dramatischer Attacke auch weite Melodiebögen von elegischer Empfindsamkeit und dennoch höchste Virtuosität.
Rossini, der bereits 1858 den Niedergang des Belcanto beklagte, schrieb 39, Donizetti 75 und Bellini lediglich elf Opern, die allerdings seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nach und nach von den Opern Verdis und Wagners und später den realistischen Reißern des Verismo verdrängt wurden. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Renaissance der Belcanto-Opern – dies dank des Einsatzes von Sängerinnen wie Maria Callas, Joan Sutherland, Montserrat Caballé oder Beverly Sills, die wieder die notwendige Gesangstechnik entwickelt hatten, um den enormen Anforderungen der Partituren gerecht zu werden. Nicht nur die bekannten Werke wie Il barbiere di Siviglia, Norma oder Lucia di Lammermoor, sondern auch in Vergessenheit geratene Opern wurden aus den Archiven zurück auf die Bühnen der Opernhäuser geholt und erfreuen sich seither steigender Beliebtheit.
Mit:
Musikalische Leitung - Michael Brandstätter
Choreinstudierung - Günter Wallner
Olga Mykytenko | Bogdan Mihai, Richard Sveda
Mit dem Chor des Stadttheaters Klagenfurt, Kärntner Sinfonieorchester!
Rossini, Divinio Maestro, Helios von Italien, der Du Deine klingenden Strahlen über die Welt verbreitest! Verzeih meinen armen Landsleuten... die Deine Tiefe nicht sehen, weil Du sie mit Rosen bedeckst, und denen Du nicht gedankenschwer und gründlich genug bist, weil du so leicht flatterst, so gottbe- flügelt!
- Heinrich Heine
Für dieses Konzert des Kärntner Sinfonieorchesters konnten wir die gefeierte Sopranistin Olga Mykytenko gewinnen. Ihre außergewöhnliche Musikalität, solide Stimmtechnik, die Leichtigkeit bei den Koloraturen und der starke Ausdruck erlauben ihr die Hauptrollen von Iolanta, Mimi, Violetta, Lucia und Nedda bis Gilda zu singen. Sie kann bereits auf eine internationale Karriere zurückblicken und glänzte zuletzt als Iolanta und Francesca da Rimini am Theater an der Wien. Sie singt gemeinsam mit dem jungen Tenor Bogdan Mihai und dem Bass-Bariton Richard Šveda.