Diese Spezies gibt es überall. Parasiten, die am Kuchen mitnaschen und das Rezept als ihr eigenes verkaufen. Nur die Krümel dürfen die anderen wegputzen. Man kennt sie: KollegInnen, die immer ein bisschen länger in der Chefetage sitzen. Oder FunktionärInnen, die Gelder veruntreuen und trotzdem Abfindungen einstreifen. Aber auch Politiker, die sich mit fremden Erfolgen brüsten und dem Gegner vorwerfen, er würde ihr Nest beschmutzen. Nahe der Politik, im gehobenen Beamten-Milieu, siedelt auch Friedrich Schiller sein furioses Lustspiel an, das mit feinstem Komödienbesteck die Winkelzüge des titelgebenden Parasiten Selicour und die Mechanismen von Manipulation und Machtgewinn filetiert.
Friedrich Schiller, der häufig als Vorbild für heutige DrehbuchautorInnen gehandelt wird, erweist sich auch mit dieser Komödie als Meister des Spannungsaufbaus und der Figurenzeichnung. Nebenbei sei erwähnt, dass Schiller selbst mit den Mitteln des professionellen Mitnaschens vertraut war: Die Handlung des Stücks geht auf den französischen Dramatiker Louis Benoît Picard zurück. Der junge Schweizer Regisseur Fabian Alder inszeniert Schillers einzige Komödie als Koproduktion des Landestheaters Niederösterreich und des Stadttheaters Klagenfurt.