Wilhelm Busch (1832–1908) ist heute vor allem für seine humoristischen Bildergeschichten und karikaturhaften Zeichnungen bekannt, mit denen er schon seine Zeitgenossen begeisterte. Dabei wollte er eigentlich immer Maler werden und schuf in seinem Leben mehr als 1000 Ölgemälde, die er sich zu Lebzeiten nie auszustellen getraute.
Dass sich Busch mit dieser Leidenschaft aber alles andere als verstecken musste, zeigt die in Kooperation mit dem Wilhelm-Busch-Museum in Hannover entstandene Ausstellung Die holländischen Bilder hab ich freilich gern – Wilhelm Busch und die Alten Meister. Mehr als 40 von Buschs wenig bekannten Ölgemälden werden gemeinsam mit den Werken Alter Meister aus der Kasseler Gemäldegalerie sowie zwei prominenten Leihgaben aus dem Frankfurter Städel ausgestellt. Denn es waren vor allem die berühmten Meister niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts, die Busch als Hauptinspirationsquelle dienten: Rubens, van Dyck, Rembrandt, Frans Hals, Adriaen Brouwer und David Teniers der Jüngere waren Buschs ausgesprochene Vorbilder, denen er in seiner Malerei nacheiferte. Nicht nur studierte er deren Kunst an den Malerakademien in Düsseldorf, Antwerpen und München, sondern besuchte auch immer wieder Galerien und Museen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden, um sich hier ganz dem Studium und Genuss der Kunst Alter Meister widmen zu können. Eines seiner Ziele war die Kasseler Gemäldegalerie, die seit 1877 ihren Bestand in einem Galerieneubau nach den modernsten Gesichtspunkten der Zeit präsentierte und von deren Besuch Busch in seinen Briefen teils euphorisch berichtete. So treffen Gemälde, die Busch selbst in Kassel studiert hat, und sein eigenes malerisches Schaffen in einer Ausstellung aufeinander.
Wie umfassend Buschs malerische Auseinandersetzung mit Alten Meistern war, lässt sich hier eindrucksvoll nachvollziehen: Mit Stillleben, Porträts, Genreszenen und Landschaften bediente er eine breite Palette an Bildgattungen. Die tonig gedämpfte Farbwahl, der oft expressive Pinselduktus und die Konzentration auf kleine Formate zeigen deutlich die Anlehnung an Meister wie Frans Hals oder David Teniers den Jüngeren. Andererseits spiegelt Busch in seinen Bildern auch immer wieder die bäuerliche Umwelt seines Heimatdorfs Wiedensahl wider, in das er zeit seines Lebens immer wieder zurückkehrte. Diese genaue Beobachtung der Natur und der scheinbar ungefilterte Realismus, dem Busch sich widmete, galt im 19. Jahrhundert als besondere Leistung der niederländischen Malerei und faszinierte auch andere prominente Künstler seiner Zeit. Mit der intensiven Bearbeitung bestimmter Themen und der Weiterentwicklung altmeisterlicher Ausdrucksmittel demonstrierte Busch aber auch seine eigene schier unerschöpfliche Erfindungsgabe.
Im unmittelbaren Vergleich ermöglicht es die Ausstellung, diesen Verlauf von Inspiration und Innovation eindrücklich nachzuvollziehen. Auf den Spuren von Busch kann der Besucher so in dessen faszinierende Bildwelt eintauchen, aber auch die Kunst Alter Meister neu entdecken.
bis 12. Januar 2014
Informationen
Museum Schloss Wilhelmshöhe
Schlosspark 1, D-34131 Kassel
Tel. +49 (0) 561/31 6 80-0
Di–So und Fei 10–17 Uhr, Mi 10–20 Uhr
http://www.museum-kassel.deFührungsbuchung:
Mo–Fr 9–15 Uhr
Tel. +49 (0) 561/31 6 80-123
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