2013 feiert die Welt den 200. Geburtstag Richard Wagners. In seiner Geburtsstadt Leipzig ehrt die große Ausstellung Weltenschöpfer (16. Mai bis 15. September) den Komponisten in ebenso ungewöhnlicher wie erhellender Weise: in der fiktiven Begegnung mit seinen Landes- und Zeitgenossen Karl May und Max Klinger.
Doch was verbindet den Fliegenden Holländer Wagners, Mays Winnetou und die Sirenen von Klinger? Der Aufbruch zu neuen Ufern – jeweils auf ebenso eigenwillige wie schließlich erfolgreiche Weise – ist Richard Wagner, Max Klinger und Karl May gemeinsam. In Sachsen geboren und durch das kulturelle Umfeld der Region geprägt, praktizierten der Komponist, der bildende Künstler und der Schriftsteller in vergleichbarer Weise eine Lebensgestaltung und ein Schaffen in europäischen Dimensionen und verarbeiteten Konflikte mit gesellschaftlichen Normen in kühnen künstlerischen Visionen. Weltenschöpfer unternimmt erstmals eine gattungsübergreifende Zusammenschau der Vorstellungswelten dieser drei Sachsen, die für die Kunst- und Kulturentwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts so ungemein bedeutend waren. Schwerpunkte der Ausstellung sind die heute wieder aktuelle Idee des Gesamtkunstwerks und die symbolisch aufgeladene, pathetisch besetzte Auffassung von Landschaft und Natur.
Weltenschöpfer nähert sich dem Phänomen Wagner/Klinger/May über einen dramaturgischen Dreiklang: Jeder von ihnen verstand sich als Schöpfer neuer Welten parabelhaften Charakters, die Naturauffassung ist ein zentrales Verbindungsmoment des Dreigestirns. Wagners mythische und bewusst ahistorische Helden und Götter, Klingers psychotisch aufgeladene Gestalten zwischen Tagtraum und Albtraum und Mays exotische Helden und Desperados agieren in Landschaftsräumen, die Stimmungsbilder zeichnen und dramatische Handlungsabläufe akzentuieren. Die Ausstellung will diese emotional pathetische „Besetzung“ von Natur anhand von über 60 Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken – darunter zahlreiche Leihgaben international bedeutender Sammlungen – veranschaulichen.
Im zweiten „Akt“ reflektieren multimedial inszenierte Archiv- und Biografieräume zu Wagner, Klinger und May – gestaltet von dem Musiker und Komponisten David Timm, dem bildenden Künstler Falk Haberkorn und dem Schriftsteller Clemens Meyer – das kulturelle Erbe aus einer zeitgenössischen Perspektive, ebenso subjektiv wie authentisch. Und schließlich wird in aufwendigen, künstlerisch inszenierten Stimmungsräumen die Vision vom Gesamtkunstwerk in aktueller Form aufgegriffen und erlebbar.
16. Mai bis 15. September 2013
Doch auch für den, der vor Mai 2013 nach Leipzig reist, lohnt sich ein Besuch im Museum der bildenden Künste. Bis 13. Januar werden Geist und Kultur der 1960er-und 1970er-Jahre im Ausstellungsdoppel „A Star Is Born.” Fotografie und Rock seit Elvis und „Leben mit Pop!” Grafik der 60er-Jahre von Warhol bis Richter lebendig. Und vom 7. Februar bis 21. April ist unter dem Titel „Sachsen die Elite der sächsischen Künstler” – unter ihnen Gerhard Richter, AR Penck und Neo Rauch – mit Werken aus der Kunstsammlung der Deutschen Bank in Leipzig versammelt.
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