„Das Selbstporträt hat mir Arno Rink einmal für einen Abend hier geschenkt“, bei Reibekuchen und Räucherlachs erzählt Professor Dr. Klaus Eberhard von seinen Begegnungen mit Neo Rauch und Wolfgang Mattheuer, davon, wie er in der Leipziger Kunstszene Fuß fasste und von den Berichten in Fernsehen, Radio und Tagespresse über sein Galerie Hotel, das mehr Kunstausstellung denn Übernachtungsmöglichkeit ist.
Den Münchner Physikprofessor mit den privaten Interessen „Musik, Kunst und Katzen“, verschlug es 1990 durch Zufall nach Leipzig. Ein Bekannter fragte ihn, ob er nicht das Haus eines 80 Jahre alten Ehepaares kaufen und daraus „etwas Gescheites machen“ wolle. Eberhard, der von der ersten deutsch-deutschen Ausstellung „Zone D, Innenraum“ begeistert war, fand bald Kontakt zu Klaus Werner, dem Ausstellungsmacher und Förderer zeitgenössischer Kunst. Mit seiner Unterstützung holte sich der Professor die Kunst in sein Haus, um die, nach der Wende bei einem Großteil des Publikums noch relativ unbekannten, Leipziger Maler zu fördern und zugleich die Zeitgeschichte zu dokumentieren. „In der Stadt herrschte Aufbruchstimmung, jeder wollte etwas bewegen, alles schien möglich.“
Klaus Werner und andere Kunsthistoriker berieten den Kunstbegeisterten bei seinen ersten Atelierbesuchen und drängten die Maler ab und an, dem Professor noch das eine oder andere Bild, das nicht für den Verkauf vorgesehen war, zu zeigen. „Teilweise musste ich darum mit den Künstlern kämpfen“, blickt Eberhard zurück. Mittlerweile kann er sich einer der wichtigsten Privatsammlungen in Deutschland erfreuen, die mehr als 350 Werke der Leipziger und Neuen Leipziger Schule umfasst. Sie hängen im Treppenhaus, auf den Fluren, in den Tagungsräumen und in den 73 Zimmern des Galerie Hotels Leipziger Hof. „Hier schlafen Sie mit einem Original“, betont Prof. Dr. Klaus Eberhard stolz. „Sie bekommen bei uns Kunst auf höchstem Niveau serviert, aber gerne auch Bratwurst.“
Er selbst ist heute ein bedeutender Kenner der Leipziger Schule, der alle ihre wichtigsten Vertreter persönlich getroffen hat, viele von ihnen auch als Übernachtungsgäste. Bei einem Rundgang durch das Haus weiß der Gastgeber spannende Geschichten zu Bildern und Malern zu erzählen und lässt die jüngste Vergangenheit aufleben. Sein Tagebuch über die Gespräche mit den Künstlern, das er in der Anfangsphase des Hotels auf seinen langen Autofahrten zwischen Leipzig und München ins Diktiergerät sprach, wird demnächst als Buch erscheinen und ein Stück deutscher (Kunst-)Geschichte dokumentieren.
Text: Manela Geiger
Galerie Hotel Leipziger Hof
Privatsammlung im Kunsthotel:
Besichtigung täglich von 10 bis 20 Uhr
Wechselnde Verkaufsausstellungen in der Galerie: Besichtigung täglich von 10 bis 20 Uhr
Tel. +49 (0) 341 69 74 0
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