Auf dem Fundament einer empfindsamen Art des Zeichnens, geschult an der Ausdruckskraft eines Dürer, Michelangelo und da Vinci, schuf der Thüringer Künstler Horst Sakulowski ein vielseitiges Lebenswerk. Hohe bildnerische Qualität, inhaltliche Tiefe sowie gesellschaftlich bedeutsame Themen lassen seine Kunst zu einem besonderen Genuss werden. Auf der Leinwand entstehen immer wieder kunstgeschichtlich bedeutsame Schlüsselwerke. Unermüdlich zeichnet er mit Grafit auf individuell behandeltem Papier Porträts, Fantasiegestalten sowie in Verwandlung befindliche Fundstücke. Experimente mit Fotoapparat und Videokamera sowie Rauminstallationen, Metallplastiken und skurrile Objekte ergänzen das vielfältige Schaffen. Neben Motiven mit existenziellem Ernst stehen Schöpfungen, aus denen der Schalk und der Satiriker sprechen.
Neben der außerordentlichen bildnerischen Qualität und Intensität der gezeigten Exponate schwingen weltanschauliche und wahrnehmungspsychologische Aspekte mit. Ewige Themen wie die Vergänglichkeit allen Seins, Bildfindungen für das Göttliche oder die Selbstbehauptung des Einzelnen finden sich in den Werken wieder. Daneben erscheinen aktuelle Bezüge: Die Zeichnung Fan spiegelt widersprüchliches Sozialverhalten wider. „Gerüchte“ und „Erscheinungen“ schweben sprachlos in Bildräumen. Von Fäden umsponnene „Marionetten“ bevölkern die Wände.
bis 16. Januar 2011
Die verschollene Generation
Die Ausstellung mit zwischen 1914 und 1979 entstandenen Gemälden von etwa 50 Künstlern (unter anderen Otto Pankok, Curt Querner, Otto Niemeyer-Holstein) zeigt das „Bild vom Menschen“ in einer als „Expressiver Realismus“ bezeichneten Formauffassung. Den „Expressiven Realismus“ kennzeichnet die Freiheit gegenüber einem bestimmten Zeitstil, etwa einem Kubismus, Futurismus oder Expressionismus. Deren gestalterische Errungenschaften werden je nach Temperament und individueller Vorliebe eingesetzt und verschmelzen mit der eigenen Handschrift. Das individuelle Gestalten anstelle des Beachtens bestimmter Formkonzepte oder Programme bewirkt einen formalen Reichtum, der als Stilpluralismus erscheint. Dieser entspricht einer demokratischen Entwicklung und symbolisiert das Zerbrechen einer festen Gesellschaftsstruktur sowie die wachsende Herausforderung nach Individualisierung. Für manchen Maler der Zwischenkriegszeit war damit ein schwerer Weg nicht nur der stilistischen Selbstfindung verbunden. Zu den in der Geschichte der Malerei gravierend neuen Schaffensbedingungen äußerten sich Leitfiguren des 20. Jahrhunderts wie Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Beckmann: „Das Neue in der Kunst ist die neue Persönlichkeit des Künstlers, der hinter dem Bilde steht“ (Max Liebermann, 1929). Die Freiheit von formalen Vorgaben macht die realistische Abbildung – im Gegensatz zur stilisierenden Kunst – für das Widerspiegeln der Persönlichkeit geeignet.
Über ein besonderes Gestaltungskonzept lenken die beiden Ausstellungen in der Städtischen galerie ada den Blick auf die in den Kunstwerken enthaltenen Dimensionen der Künstlerpersönlichkeiten und die darüber gebrochenen kulturellen Schaffensbedingungen. Ralf-Michael Seele
29. Januar bis 25. April 2011
Informationen
Städtische galerie ada Meiningen
Bernhardstraße 3, D-98617 Meiningen
Tel. (+49-36 93) 50 20 04
Di–So und Fei 15–20 Uhr
[email protected]
www.meiningen.de
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