Höhepunkt im Ausstellungsjahr 2014 ist im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum die Schau „Tirol – München”, welche die facettenreichen Beziehungen zwischen der Kunst in München und jener in Tirol seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert zeigt. Die Landschaft Tirols als Motiv nimmt seit der Entdeckung der Alpen in der bildenden Kunst einen besonderen Stellenwert ein. Große Bedeutung erlangte sie
vor allem für die Künstler der „Münchner Schule“, die bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts das bayerische Alpenvorland und die angrenzenden Alpen durchwanderten. Umgekehrt übte auch die Stadt München für Tiroler Künstler durch den Ruf der Münchner Akademie als herausragender Ausbildungsstätte eine starke Anziehungskraft aus.
Die Ausstellung beleuchtet die Ausbildung Tiroler Künstler in München, Künstlerkolonien in Bayern und Südtirol, Münchner Künstlervereinigungen um 1900, die Reisen von in München ansässigen Künstlerinnen und Künstlern nach Tirol und Südtirol sowie die Teilnahme von Tiroler Künstlern an bedeutenden Ausstellungen in München.
Durch die Berufung Karl Theodor Pilotys 1856 an die Münchner Akademie entwickelte sich diese bis in die 1870er-Jahre zur populärsten und wichtigsten Ausbildungs- und Begegnungsstätte für junge Künstler aus Tirol. Zu den bekanntesten Tiroler Künstlern, die in München studierten, zählen Franz von Defregger, Mathias Schmid und Alois Gabl – auch „Tiroler Kleeblatt“ genannt. Parallel zur Genrekunst Defreggers setzte Wilhelm Leibl der „offiziellen“ gründerzeitlichen Malerei einen bedingungslosen Realismus entgegen. Zum Kreis um Leibl gehörte unter anderem der aus Schwaz in Tirol stammende Maler Joseph Wopfner, der in der Folge mit zu den führenden Malern der Künstlerkolonie am Chiemsee aufstieg. Ebenfalls noch vor 1900 in München ihre Ausbildung erfahren haben so bekannte Künstler aus Tirol wie Albin Egger-Lienz, Hans Josef Weber-Tyrol, Eduard Thöny oder Leo Putz.
Nach 1945 verliert München seine führende Rolle für die Kunst Tirols. Erst mit Hans Ladner, der von 1974 bis 1991 einen Lehrstuhl als ordentlicher Professor für Bildhauerei innehatte, wählte eine Reihe von Künstlern aus Tirol und Südtirol die Akademie wiederum als ihre bevorzugte Ausbildungsstätte. Im 20. Jahrhundert sind für den Austausch vor allem Franz Marc, Gabriele Münter, Christian Hess und Heinz Gappmayr bedeutend. Die rund 80 in Tirol – München ausgestellten Bilder und Skulpturen stammen zum Teil aus den Beständen der Tiroler Landesmuseen beziehungsweise sind Leihgaben bedeutender Museen wie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und des Lenbachhauses in München, des Belvederes in Wien, des Folkwang-Museums in Essen und der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe.
11. April bis 24. August 2014
Abstrakte Kunst aus Bosnien
Weitere vier Ausstellungen sind im Ferdinandeum in diesem Jahr geplant. Als Reaktion auf die Schließung der Nationalgalerie Bosnien-Herzegowina im Herbst 2011 ist eine Schau zur Künstlergruppe Prostor Oblik aus Sarajevo zu sehen. Das Kollektiv richtete sich in den 1970er- und 1980er-Jahren mit seinen ausschließlich abstrakten Bildern gegen die Tradition der sozialistischen realistischen Malerei. Die Präsentation erfolgt in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie Bosnien-Herzegowina und dem Kunstmuseum Liechtenstein.
28. März bis 18. Mai 2014
Buchdruck in Tirol
Mit der Ausstellung Druckfrisch blickt das Ferdinandeum auf die Veränderung in der Buch- und Textproduktion vom 17. Jahrhundert bis heute und dokumentiert anhand hochwertiger Druckerzeugnisse, die sich in der Bibliothek des Museums befinden, sowie am Beispiel des Universitätsverlags Wagner die Geschichte des Buchdrucks in Tirol. Gleichzeitig beleuchtet die Schau die Gegenwart unter dem Aspekt der Informationsvermittlung im Alltag.
13. Juni bis 26. Oktober 2014
Sammlung Joseph Anton Koch
Joseph Anton Koch ist für beeindruckende Landschaften mit mythologischen und biblischen Motiven berühmt. In der Kunstgeschichte gilt er als Vorläufer der Nazarener. Doch wie weitreichend die Wechselwirkungen zwischen dem Tiroler und dieser Künstlergruppe waren, ist bisher kaum bekannt und wird anlässlich des 175. Todestags des Künstlers Gegenstand einer Ausstellung. Das Ferdinandeum besitzt eine der größten Sammlungen von Zeichnungen Kochs. Sie reichen vom frühesten erhaltenen Werk bis zu den letzten Landschaftskompositionen, die Koch auf Bestellung des Tiroler Nationalmuseums, wie das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum ursprünglich hieß, kopierte. Das Ferdinandeum zeigt zum ersten Mal Kochs umfangreiches Œuvre und verdeutlicht dessen einzigartiges Verhältnis zwischen Landschaft und religiösem Bild.
26. September 2014 bis 11. Januar 2015
Beobachter Elmar Peintner
Die letzte Ausstellung in diesem Jahr beschäftigt sich mit einer Position zeitgenössischer Kunst: Unter dem Titel Enigma zeigt Elmar Peintner einen Querschnitt seines Werks sowie aktuelle Arbeiten. Peintner gehört zu den international bekannten Künstlern Tirols. In all seinen Werken erweist er sich als ein stiller Beobachter der Natur und des Menschen. Zugleich aber ist er ein Künstler, für den das Zeichnen und Malen stets mit dem Freilegen von Strukturen und dem Blick hinter die rein äußeren Erscheinungsformen der Natur und des Menschen zu tun haben.
28. November 2014 bis 25. Januar 2015
Informationen
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Museumstraße 15, A-6020 Innsbruck
Di–So 9–17 Uhr
Tel. +43 (0) 512/59 4 89-9
http://www.tiroler-landesmuseen.at
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