Lange Federn, auffallender Kopfschmuck, zuckende Arme, ausgefallener Gesang, duftende Blätter, leuchtende Insekten, riesige Riechorgane und prächtiges Äußeres. Wozu soll das gut sein?
Das LWL-Museum für Naturkunde des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) hat das spannende, wissenschaftlich anspruchsvolle, sensible und zugleich attraktive Thema „Sex und Evolution“ in einer Sonderausstellung aufgearbeitet. Auf über 500 Quadratmetern wird noch bis 19. Oktober die schönste (Neben-)Sache der Welt vorgestellt, und tierische Verführungskünstler locken mit ihren Reizen und Geschenken.
Im Fokus der Ausstellung steht die Betrachtung des „Sex als Motor der Evolution“. Die Besucher erfahren, warum die aufwendige sexuelle Fortpflanzung gleichwohl sehr erfolgreich ist und was man unter der weniger kostspieligen und zeitaufwendigen Jungfernzeugung versteht, warum das „schöne“ oft nicht das weibliche Geschlecht ist, klärt, wie Männchen ticken und was Weibchen wollen und wie sie trotz unterschiedlicher Interessen am Ende doch zusammenfinden. Des Weiteren werden die unterschiedlichsten Strategien in der Natur bei der Partnerwahl und Paarung vorgestellt. Die Besucher erfahren, was ein Liebespfeil ist, und sie lernen, warum das Schnüffeln an verschwitzten T-Shirts uns Menschen mitunter bei der Partnersuche hilft.
Allzu prüden Gemütern dürfte bei dem Anblick der Eingangsinszenierung vielleicht die Schamesröte ins Gesicht steigen: Kaum hat man das Westfälische Landesmuseum betreten, findet der Besucher sich Aug in Aug mit einem stattlichen Rothirsch, der gerade eine seiner Kühe besteigt. Um das allein schon wegen seiner Größe beeindruckende Exponat scharen sich weitere Paare heimischer Tierarten in eindeutigen Posen. Hier macht ein Rammler seinem Namen Ehre, dort begattet ein Igel ganz vorsichtig seine Partnerin. Es besteht kein Zweifel, worum es hier geht. Die Sonderausstellung nähert sich ihrem Thema ohne falsche Scham, aber nie anzüglich, sondern streng wissenschaftlich, wenn auch mit gelegentlichem Augenzwinkern. Und so erfährt der staunende Besucher in der klug durchdachten wie liebevoll gestalteten Ausstellung so ziemlich alles, was er schon immer über Sex in der Natur wissen wollte, aber bisher nirgends zu erfragen wusste.
Entsprechend der Ausstellungstradition des Museums, den Menschen in die Ausstellungsthematik einzubeziehen, wird auch in dieser Ausstellung die Beziehung zu menschlichen Verhaltensweisen hergestellt. So wird der Frage nachgegangen, welche Gemeinsamkeiten, aber auch welche Unterschiede es im Sexualverhalten von Tier und Mensch gibt und wie gesellschaftliche Faktoren das menschliche Sexualleben beeinflussen.
bis 19. Oktober 2014
Spezielle Angebote zur Sonderausstellung:
Audioguide mit familienfreundlichem Programm in Deutsch und Englisch. Für Menschen mit Hörbehinderung gibt es eine Induktionsschleife für den Audioguide. Führung für Erwachsenengruppen sowie museumspädagogische Programme von Klasse 1 bis Sekundarstufe II.
Informationen
LWL-Museum für Naturkunde
Westfälisches Landesmuseum mit Planetarium
Sentruper Straße 285, D-48161 Münster
Tel. +49 (0) 251/591-05
Di–So 9–18 Uhr
http://www.lwl-naturkundemuseum-muenster.de
Leserkommentare
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.