Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Nerdrum-Institut, Disenå/Norwegen, entstand, präsentiert erstmals in einem deutschen Museum 36 überwiegend großformatige Gemälde Odd Nerdrums aus mehr als 30 Schaffensjahren.
Der 1944 geborene Norweger Odd Nerdrum gilt als einer der bedeutendsten, aber auch umstrittensten Maler der Gegenwart. Einerseits bewundert für die grandiose Beherrschung der altmeisterlichen Technik und die konsequente Rückbesinnung auf bleibende Werte der Vergangenheit, anderseits kritisiert und verrissen als unzeitgemäß, ja reaktionär.
In entschiedener Abkehr vom Mainstream des zeitgenössischen Modernismus entwirft er im Stil und Duktus von Rembrandt, seinem großen Lehrmeister, existenzielle Weltbilder von erschütternder Direktheit, die den Menschen in seiner Einsamkeit, seiner Verletzbarkeit und seinem schicksalhaften Ausgeliefertsein an eine ihm feindliche Wirklichkeit vor Augen führen. Archetypen menschlicher Selbstbehauptung verdichten sich in mythischen Bildern zu Sinnfiguren gefährdeter Existenz, die in ihrer Großartigkeit absolut beeindrucken.
Odd Nerdrum ist stets seinen eigenen Weg gegangen. Seine Malerei kündet von Einsamkeit, Trostlosigkeit, Geworfenheit des Menschen, von Sinnsuche und Schicksalhaftigkeit, denn der Mensch muss sich entscheiden, Schicksal entweder zu sein oder zu erleiden. Entweder man ist der Stärkere, überlebt und wächst, oder man unterliegt, siecht und krepiert. Düstere Welten eröffnen sich, unfruchtbare, trostlose Küsten, Gebirge und Gesteinswüs-ten, in denen alles Leben erstorben ist. Bevölkert wird dieses wüste Land von Archetypen der Spezies Mensch, von Königen und Kriegern, Siegern, Suchern und Verlierern, von Mördern, Todgeweihten und Sterbenden. Der Mensch hat seinen einstigen, ursprünglichen Halt verloren, orientierungslos treibt er im Nichts. Alte Gewissheiten gibt es nicht mehr, dafür Entwurzelung, Einsamkeit, Entfremdung und Selbstverlust. Was nottut, ist eine endgültige Rückbesinnung auf Grundwerte der Vergangenheit, auf das, was wirklich bleibt.
Nerdrum hat sich entschieden, als Maler wie auch als Mensch den Weg der Moderne nicht mitzugehen. Insofern ist seine Malerei auch Ausdruck einer fundamentalen Entfremdung von seiner Zeit, einer Entfremdung, die Ausgleich sucht und Selbstvergewisserung in den Archethemen der Menschheit, wie Liebe, Hass, Harmonie und Existenzangst, Geburt und Tod.
Text: Gerd Lindner
bis 19. Juni 2011
Informationen
Panorama Museum
Am Schlachtberg 9,
D-06567 Bad Frankenhausen/Thüringen
Tel. (+49-346 71) 61 90
Di–So 10–17 Uhr, ab April 10–18 Uhr
www.panorama-museum.de
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