Zeitlich streuen die Exponate dieser Ausstellung von der ottonischen Zeit bis in die jüngste Vergangenheit und vermitteln anschaulich die wechselvolle Geschichte des Domkapitels.
Als Bischof Wilmar (1161–1173) das Domkapitel Brandenburg gründete und an der heutigen Sankt-Gotthardt-Kirche ansiedelte, knüpfte er an eine Tradition an, die im Jahr 948 ihren Anfang genommen hatte. Damals hatte Otto der Große das Bistum Brandenburg als einen Ausgangs-punkt der Slawenmission gegründet. Das Scheitern der ottonischen Ostpolitik im Jahr 983 brachte auch das Ende des Bistums mit sich. Es dauerte fast 150 Jahre, bis ein Neuanfang gelang. Der Gründungsakt Wilmars steht am Beginn der über 800-jährigen Geschichte des Domkapitels, der ältesten Institution im Land Brandenburg.
Zu allen Zeiten musste es sich den Herrschenden gegenüber behaupten. Die Ausstellung Macht und Frömmigkeit präsentiert bedeutende Kunstwerke wie die originale Gründungsurkunde von 948. Zu den frühesten christlichen Zeugnissen in Brandenburg zählt eine romanische Grabstele, die erst im letzten Jahr bei Ausgrabungen entdeckt worden ist. Ein Meisterwerk mittelalterlicher Buchkunst ist das Brandenburger Evangelistar aus der Zeit um 1200. Das 800 Jahre alte Brandenburger Hungertuch zeigt Bildstickereien aus der Lebensgeschichte Christi.
Mit Stiftungen wie der Schwanenordenskasel oder dem Chormantel mit dem Brandenburger Wappen betonten die Kurfürsten ihre Macht und ihre Stellung gegenüber dem Bistum, aber auch ihre persönliche Frömmigkeit. Umgekehrt nutzten Domherren die Nähe zum Kurfürsten, um ihre Karriere zu beflügeln: Propst Nikolaus von Klitzing, zu Beginn des 15. Jahrhunderts einer der mächtigsten Kirchenfürsten in der Mark Brandenburg, stiftete gemeinsam mit dem Kurfürsten Friedrich I. einen prunkvollen Ornat. Vom Beginn bis zur Reformation schwankte das Verhältnis von Landesherr und Kirche zwischen Konfrontation und Kooperation. Es war eine Frage der Macht, ob man gemeinsam oder gegeneinander arbeitete.
Der Grund frommer Stiftungen liegt in der Sorge um das Seelenheil: Je mehr Werke der Frömmigkeit der Mensch zu Lebzeiten leistete, desto weniger hatte er beim Jüngsten Gericht zu befürchten. Exemplarisch zeigt das die Ausstellung an dem Allerheiligen-Altar, den der Domherr Nikolaus Koch 1465 gestiftet hat. Direkt neben dem Altar wurde er bestattet, denn die Nähe aus Altar, Grablege und Seelenmesse für den Verstorbenen war im Sinne der Jenseitsvorsorge notwendig. Diese Kombination wird in der Ausstellung wiederhergestellt und verdeutlicht ein zentrales Thema mittelalterlicher Frömmigkeit.
Für die Reformation in der Mark Brandenburg war der Kurfürst auf die Zustimmung der Stände angewiesen. Als Gegenleistung dafür wollte der Adel die Stifte als Versorgungseinrichtungen für die weichenden Erben nutzen. So blieb das Domkapitel erhalten und wurde ausschließlich mit adeligen Söhnen besetzt. Ihre Abstammung wiesen die Kandidaten mit Stammtafeln nach. Eine solche Aufschwörtafel ist für einen Dreijährigen angefertigt worden, dessen Eltern schon früh für ein standesgemäßes Auskommen ihres Sohnes sorgen wollten.
Der Dom wird für die Zeit der Ausstellung zu einer dreidimensionalen Zeitleiste. Über 850 Jahre ist der steinerne Zeuge der Geschichte verbessert, umgestaltet und erneuert worden. So endet die Ausstellung mit dem Thema 850 + x Jahre Bauen.
9. April bis 1. Oktober 2011
Informationen
Dommuseum Brandenburg
Burghof 10, D-14776 Brandenburg an der Havel
Tel. (+49-33 81) 211 22 23
Mo–Sa 10–17 Uhr
Mai bis September: Mi 10–12 Uhr,
So ca. 11.30 Uhr (nach dem Gottesdienst), 17 Uhr
www.dom-brandenburg.de
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