In über vier Jahrzehnten hat der Kölner Prof. Dr. Reiner Speck eine international renommierte Sammlung zeitgenössischer Kunst zusammengetragen. Ein großer Teil dieser Kollektion konnte im vergangenen Jahr als zusammenhängende Werkgruppe von der Familie Viehof erworben werden und wird von nun an über die Sammlung Rheingold der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Diesen Akt der Zusammenführung vergleicht Prof. Speck mit einer Heirat, und entsprechend wird zur „Vermählung auf Schloss Dyck“ geladen. „Geleitet von Vernunft und Tradition, ist es gelungen, etwas Großes zu erhalten“, so Prof. Speck. Er sieht seine ehemalige Kollektion in der Sammlung Rheingold gut aufgehoben, umso mehr, als sie im Rheinland verbleibt und eine sich über Jahre erstreckende Präsenz in Schloss Dyck vorgesehen ist. Die Sammlung Speck entstand aus dem Geist einer fruchtbaren Symbiose zwischen Büchern und Bildern.
Der Kurator, Kay Heymer, ist mit den Beständen der Sammlung Speck bestens vertraut und gilt als Kenner der zeitgenössischen Kunstszene. Bereits in früheren Jahren hat er die Sammlung mit musealen Inszenierungen begleitet.
Die Ausstellung in Schloss Dyck zeigt Werke von zwölf Künstler(inne)n: Carl Andre, Joseph Beuys, Dan Flavin, Günther Förg, Georg Herold, Martin Kippenberger, Jannis Kounellis, Mario Merz, Raymond Pettibon, Tobias Rehberger, Sigmar Polke und Rosemarie Trockel. Diese Auswahl verdeutlicht die Bandbreite der Sammlung, die aus Werken besteht, deren historische Positionierung sich erst allmählich vollzog und die heute als klassische Avantgarde bezeichnet werden kann.
Gut 90 Exponate umfasst diese Präsentation, von denen zahlreiche Werke einen engen Bezug zur Sprache haben. Die Sammlung Speck ist geradezu gekennzeichnet von einer Fülle poetischer Objekte, von Kunstwerken, deren Faszination nicht allein in ihrer Form und ihrem Material liegt, sondern in ihrer Thematik. Viele dieser Arbeiten nehmen Bezug auf grundlegende Themen des menschlichen Lebens – Geburt, Sexualität, Altern und Tod, Obsessionen und Passionen, politische und wirtschaftliche Fragen: Venus Ellipse, Mountains of Cocaine, Geld spielt keine Rolle, Telepathische Sitzung lauten einige der Werktitel. Die Kunst mit ihrer vielschichtigen Erzählstruktur und ihrer Doppelbödigkeit erweist sich als ideales Mittel, um Themen zu formulieren, die uns alle angehen.
Die Entstehung der Sammlung Speck ist geprägt vom Aufbruch der Kunst der 1960er-Jahre. Die älteren Künstler der Sammlung – Joseph Beuys, Jannis Kounellis, Mario Merz, Carl Andre, Dan Flavin, Sigmar Polke – sind bedeutende Vertreter dieser Künstlergeneration, deren ausgeprägtes politisches Bewusstsein sich einerseits in schlagend plakativen und andererseits in rätselhaften Werken niederschlug. Die Polarität zwischen den Werken Dürer, ich führe Baader und Meinhof durch die Dokumenta und Mensch von Joseph Beuys macht das deutlich. Die Sammlung Speck stellt ein Netzwerk von subtil verknüpften Arbeiten dar, die an den Betrachter nicht allein körperliche, sondern auch geistige Herausforderungen stellt. Sehen und Denken sind hier untrennbar.
Informationen
bis 30. Dezember 2009
Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur, D-41363 Jüchen
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