Haus Auerbach heute, Entwurf: Walter Gropius mit Adolf Meyer, um 1924, Foto: Frank MüllerLyonel Feininger, Kirche über der Stadt, 1927,  Jena Kultur, Kunstsammlung im StadtmuseumPaul Klee, Fenster und Dächer (Gelb-Rot), 1919, 96, Ölfarbe und Feder auf Papier auf bemaltem Karton, Bayerische StaatsgemäldesaBauatelier Walter Gropius, Stadttheater Jena, 1921–1922, Eingangsseite von Nordost, Foto: Eckner, Stadtmuseum JenaGerhard Marcks, Sintrax-Kaffeemaschine, Entwurf um 1925, Schott-Unternehmensarchiv Foto: Arlene Knipper, Jena

In nachbarlicher Nähe – Bauhaus in Jena

Jena ist nicht allein als Universitätsstadt und durch die zwei großen Industriegründungen von Carl Zeiss und Otto Schott industrielles und intellektuelles Kräftezentrum in Mitteldeutschland, die Stadt Jena ist auch ein Ort kulturellen Lebens. Ganz besonders kristallisierte sich dieses in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und nach der Gründung des Bauhauses 1919 im nahen Weimar heraus.
Markt 7, D-07743 Jena

Der Kunstverein in Jena wurde für die Mehrzahl der Bauhaus-Meister zu einem der wichtigsten Ausstellungsorte in der Region. Jenaer Bürger, Intellektuelle und Industrielle zeigten sich offen für die künstlerische und geistige Moderne und waren so für die Bauhaus-Künstler auch als Sammler, Auftraggeber und Bauherren interessant.
Der alte Jenaer Kunstverein bot zwischen 1903 und 1933 konsequent an der Gegenwart orientierte Ausstellungen. In den ersten Jahren nach seiner Gründung waren es die Expressionisten wie Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner, die hier gefördert wurden. Der Ausstellungsleiter, Walter Dexel, konnte nach dem Ende des Ersten Weltkrieg daran anknüpfen und richtete den meisten Bauhaus-Meistern Ausstellungen aus. Daneben bestanden zahlreiche private Beziehungen; man diskutierte, suchte Austausch und Befruchtung. In der Folge wurden in Jena drei Bauwerke unter direkter Leitung von Walter Gropius realisiert, wobei dem Umbau des Städtischen Theaters, Gropius’ erstem Bauauftrag in Thüringen, besondere Bedeutung zukam und als Leistungsschau des Bauhauses verstanden wurde. Im Jenaer Stadttheater feierte die erste Aufführung der Bühnenwerkstatt Premiere mit Kurt Schmidts Mechanischem Ballett. Neben dem Stadttheater entstanden die privaten Wohnhäuser Haus Auerbach (1924) und Haus Zuckerkandl (1928).
Auch die Schüler des Weimarer und Dessauer Bauhauses fanden in Jena einen interessierten Kreis. Die Bemühungen Gropius’, mit den Schott-Glaswerken in Kontakt zu treten, fruchteten 1926 in dem ersten Industrieprodukt, das mit der Gestaltung des Bauhaus-Meisters Gerhard Marcks berühmt wurde: der Sintrax-Kaffeemaschine. Auch Marcks’ Teekanne ging in Serie, allerdings sollte sie erst in einer überarbeiteten Form des Bauhaus-Schülers Wilhelm Wagenfeld Eingang in den modernen Haushalt finden. Die Werbegrafik für die Produkte der Jenaer Glaswerke gestaltete der Künstler und Werbegrafiker László Moholy-Nagy und schrieb mit seinen Entwürfen ebenfalls Designgeschichte.
In der Ausstellung In nachbarlicher Nähe – Bauhaus in Jena wird eine Bilanz gezogen, die all das darstellen wird, was im Zusammenhang mit dem Bauhaus in Jena steht. Die Ausstellung zeigt das geistig regsame kulturelle Binnenklima in der deutschen Provinz und seine kulturhistorische Perspektive, welche die Bedeutung Jenas für die Entwicklung der Moderne in Deutschland bezeugt, und damit wird sie einen bisher nicht untersuchten Aspekt der Jenaer Kunst- und Kulturgeschichte aufarbeiten und vorstellen.

Informationen
bis 7. Juni 2009, Kunstsammlung Jena

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