Für den Stuttgarter Diplomaten Franz von Koenig-Fachsenfeld ging im Herbst 1899 ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Es gelang dem erklärten Kunstliebhaber und Italienkenner, die letzten 935 Zeichnungen aus der Sammlung des Bologneser Malers Francesco Giusti zu erwerben und damit den Grundstock für die eigene Sammlung „alter Meister“ deutlich zu erweitern. Bereits im Jahr davor hatte er 120 Blätter aus verschiedenen Kunstlandschaften Italiens aus der Sammlung Certani erworben. In den folgenden Jahren ergänzte Franz von Koenig seine Bestände Zug um Zug und mit europäischer Perspektive. Arbeiten von Nicolas Poussin oder Jacques Callot faszinierten ihn ebenso wie die Niederländer Philips Wouwerman oder Caspar Netscher. Aus Deutschland kommen Johann Heinrich Tischbein der Ältere, Caspar David Friedrich oder Felix Hollenberg. Eine Sonderstellung innerhalb der Sammlung nimmt der Komplex von 450 Zeichnungen von Hermann Pleuer zum Thema Eisenbahn ein.
Nicht nur wegen ihrer hohen Qualität gilt die Sammlung Schloss Fachsenfeld in Fachkreisen als einzigartig. Mit ihren zirka 2600 Zeichnungen italienischer, französischer, niederländischer und deutscher Künstler des 15. bis frühen 20. Jahrhunderts ist sie gleichzei-
tig eine der großen Sammlungen, die bis auf den heutigen Tag unangetastet zusammengeblieben sind. Seit 1976 befindet sich die Sammlung Schloss Fachsenfeld als Dauerleihgabe der Stiftung Schloss Fachsenfeld in der Staatsgalerie Stuttgart.
110 Jahre nach dem Erwerb der Bologneser Handzeichnungen bietet die Ausstellung Bello impossibile zum ersten Mal auf dem historischen Landsitz der Familie von Koenig Einblicke in diese Schätze europäischer Zeichenkunst. Die 110 Stücke, die in der historischen Galerie und dem Vorbereich präsentiert werden, bieten im „Jahr der Grafik“ einen repräsentativen und aktuellen Überblick über den Reichtum und die Vielfalt der Sammlung.
Schloss und englischer Landschaftspark bilden außerdem eine ideale Umrahmung für ein Vergnügen, das Johann Wolfgang von Goethe ganz treffend beschrieb: „Ich konnte kein größere Freude finden, als wenn ich Skizzen vor mir sah. Das kühn Hingestrichene, kühn Ausgetuschte und Gewaltsame reizte mich, selbst das, was mit wenigen Zügen die Hieroglyphe einer Fraktur war, wusste ich zu lesen und schätzte ich übermäßig.“
Informationen
16. Mai bis 16. August 2009
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