Karin und Doris AdamMax Müller

Gottfried von Einem Tage 2010

„Ich schreibe Musik der Menschen wegen …“ (Gottfried von Einem) Klassiker aus drei Jahrhunderten präsentieren die Gottfried von Einem Tage vom 11. bis 13. Juni in Oberdürnbach und Maissau in Niederösterreich. Ein ­gelungener Mix, dargebracht von einer ausgewählten Künstlerriege.
Franz Gilly Gasse 7, A-3712 Maissau

In jenem engeren Lebensraum, in dem der große österreichische Komponist Gottfried von Einem seine letzten Lebensjahre verbracht hat, findet alljährlich ein kleines, feines Festival statt. Professorin Gerda Fröhlich, eine umtriebige Person, die ihrem Namen alle Ehre macht, zeichnet dafür verantwortlich. Frau Fröhlich stand Gottfried von Einem über viele Jahre seines Lebens sehr nahe. Sie kannte die Künstlerpersönlichkeit und den Menschen von Einem und ist daher wohl die Frau, ihm zu Ehren diese Veranstaltung in von Einems Geist mit Leben zu erfüllen. Als ehemalige Langzeitintendantin des Carinthischen Sommers ist sie zudem selbstverständlich auch mit dem Metier solcher Veranstaltungen in ihrer Breite und Tiefe völlig vertraut. Auch das heurige Programm verbindet die Muße schöner Sommerabende am Fuß des Manhartsbergs – von Wien gerade einmal 50 Autominuten entfernt – mit künstlerischen Spezereien, dargebracht von Größen ihrer jeweiligen Zunft.

Zwei schöne Schwestern
Beim Eröffnungskonzert am 11. Juni gibt es ein Wiedersehen mit dem Geschwisterpaar Doris (am Piano) und Karin (an der Violine) Adam. Mozart, Beethoven und von Einem stehen auf dem Programm. Die Geschwister wurden als Töchter einer Konzertpianistin in Wien geboren, wo sie bereits im zarten Alter von acht Jahren öffentlich auftraten und auch ihre Studien absolvierten. Geigerin Karins Curriculum liest sich in Kürze wie folgt: Nach Erfolgen bei mehreren Jugendwettbewerben verlieh ihr die Mozartgemeinde Wien den Mozart-Interpretationspreis für junge Künstler. 1981 internationaler Durchbruch nach dem Sieg im Internationa-
len Joseph-Joachim-Wettbewerb. Seither Auftritte in allen wichtigen Musikzentren (Wien, Salzburg, Berlin, London, Paris, Prag, Mailand, New York, Tokio, Sydney und anderen) mit zahlreichen renommierten Orchestern unter prominenten Dirigenten wie Christoph von Dohnányi, Leopold Hager, Walter Weller, Mariss Jansons und Wladimir Fedosejew. Gastspiele bei bedeutenden Musikfesten wie dem Carinthischen Sommer, dem Brucknerfest Linz, dem Klangbogen Wien, der Europalia Brüssel, den Bregenzer Festspielen, den Schwetzinger Festspielen und den BBC Proms London. Seit 2000 leitet sie einen Meisterkurs für Violine in Gutenstein. Solo-CDs mit Orchester: die Violinkonzerte von Brahms, Tschaikows­ky, Beethoven, Mendelssohn Bartholdy und Sibelius.

Nicht weniger spannend und ruhmreich ist der Lebenslauf ihrer Schwester Doris. 1992 Konzertdiplom mit einstimmiger Auszeichnung. Viele Erfolge bei internationalen Wettbewerben, unter anderem 1987 Bösendorfer-Stipendium Wien, 1989 Finalistin des Clara-Haskil-Wettbewerbs Vevey, 1992 Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, 1993 1. Preisträgerin beim Bösendorfer-Wettbewerb Wien. Eine international erfolgreiche Konzertkarriere führte sie in viele wichtige Musikzentren wie Wien, Salzburg, Basel, London, Prag, Mailand, New York, Tokio, Göteborg, Antwerpen und Leipzig; Konzerte mit zahlreichen renommierten Orchestern, unter anderem City of Birmingham Symphony und Royal Philharmonic Liverpool. Gastspiele bei bedeutenden Festivals, ­unter anderen Wiener Festwochen, Brucknerfest Linz, Schubertiade Hohenems, Bregenzer Festspiele, Carinthischer Sommer Ossiach-Villach. Rege kammermusikalische Tätigkeit mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker und der Wiener Symphoniker. Seit 1999 Leitung einer Klasse (Konzertfach Klavier) an der Konservatorium-Wien-Privatuniversität. Solo-CDs mit Werken von Schubert, Schumann, Franz Schmidt, Variationen über einen Diabelli-Walzer („Pasticcio-Preis“ des ORF), Paraphrasen über Johann-Strauß-Walzer.

„Directing Soloist“ Kovacic
Am zweiten Tag des Festivals ist der unbestrittene künstlerische Höhepunkt das Konzert des Kammerorchesters Leopoldinum Breslau unter der Leitung von Ernst Kovacic: Mozart, von Einem, Chopin und Tschaikowsky wird das Ensemble zum Besten geben. Dieses 1978 gegründete Ensemble hat in Professor Ernst Kovacic seit nunmehr drei Jahren einen künstlerischen Direktor, dessen Taktgefühl und feiner „Schlag“ aus der Truppe vorwiegend junger Musiker so ziemlich das Allerbeste herausholen.
Kovacic: „Wir spielen pro Jahr ungefähr 20 Konzerte gemeinsam. Speziell bei der Kammermusik geht es meines Erachtens darum, dass die Musiker unter sich eine gute persönliche Beziehung aufbauen beziehungsweise aufgebaut haben. Technisch war dieses En­semb­le seit seiner Gründung auf höchstem Niveau. In den letzten drei Jahren haben wir also vor allem an der Erweiterung der stilistischen Bandbreite gearbeitet. Durch die positiven politischen Veränderungen, die ‚neuen‘ Möglichkeiten, sich in neuen Umfeldern zu präsentieren, bestand Handlungsbedarf.“

Ernst Kovacic selbst gehört zu den Größten seiner Zunft der jüngeren Generation. Als Geiger hat der „Directing Soloist“ bereits Geschichte geschrieben: Durch die Darstellung der bachschen Solowerke, der Violinkonzerte Mozarts und durch seinen Einsatz für das zeitgenössische Musikschaffen nahm er bald einen herausragenden Platz innerhalb der Solisten seiner Generation ein. Viele Komponisten wie Krˇenek, Cerha, Holloway, Osborne, Gruber, Schwertsik, Eröd, Bischof, Haas, Essl, Furrer, Django Bates, Staud und Gadenstätter schrieben Werke für Ernst Kovacic.

In den vergangenen Saisonen standen unter anderem Uraufführungen von Violinkonzerten Beat Furrers und Django ­Bates’ mit den Wiener Philharmonikern und der London Sinfonietta auf dem Programm, außerdem Friedrich Cerhas neues Violinkonzert mit dem RSO Wien. Beim Festival wien modern folgte 2008 die Uraufführung des neuen Violinkonzerts von Clemens Gadenstätter mit dem klang­forum wien, ebenfalls mit dem klang­forum die Uraufführung des Violinkonzerts Adónde von Hans Zender beim Musikfest Berlin 2009.

Kovacic konzertiert als Solist prominenter Orchester unter Dirigenten wie Franz Welser-Möst, Roger Norrington, Simon Rattle, Esa-Pekka Salonen und Michael Gielen in Europa, Asien, Australien, Afrika und Amerika. Er nahm als Geiger und Kammermusiker an zahlreichen Festivals (Wien, Berlin, Salzburg, styriarte, Carinthischer Sommer, Bregenz, Schleswig-Holstein, Warschauer Herbst, Edinburgh, Proms London) teil.

Smart wie Max (Müller)
Am dritten Tag des Festivals findet das „JungeInterpretenKonzert“ in der Kirche zur heiligen Katharina statt. In dessen Rahmen liest Max Müller Gedanken und Meinungen, Ansichten und Aussagen von und über Gottfried von Einem. Zur Person Max Müller, der auf ein Schauspiel- und Gesangsstudium zurückblicken kann, gibt’s viel und nichts zu sagen. Seit 2000 vermehrt Arbeit für das Fernsehen, unter anderem Kommissar Rex, Schlosshotel Orth, Weiß-blaue Wintergeschichten, Ein Fall für zwei sowie mit durchgehenden Rollen in den RTL-Serien Der Clown, Bernds Hexe und als „Michi Mohr“ in der ZDF-Produktion Die Rosenheim-Cops.

Soloprogramme, Liederabende und Lesungen. Ständige Arbeit als Sprecher für Ö1. Zusammenarbeit mit Otto Schenk, Fritz Muliar, Gerda Fröhlich, Dietmar Pflegerl, Heinz Marecek, Rosemarie Fendel, Sissy Löwinger, Werner Schneyder, Jörg Schneider, Gunter Krää, Susanne Zanke und dem Duo Theiner & Breitner. CD mit seinem Soloprogramm „Ewig dein Mozart“, Lieder und Briefe eines Komponisten.

So fröhlich wie Fröhlich
Gerda Fröhlich, quirlig-umtriebige Chefin der Gottfried von einem Tage, einem Festival, welches das Profil des großen ­österreichischen Komponisten und die Handschrift seiner „Chefin“ trägt, sagt in kurzen Worten, worum es ihr immer gegangen ist: „Kunst bringt Menschen zusammen, schafft Begegnungen, die es ohne sie nicht geben könnte: Kunst ist vielleicht die Sprache oder das Medium, in der oder dem Begegnungen von Wert stattfinden können und sollen!“

Die Gottfried von Einem Tage liefern Jahr für Jahr den praktischen, anschaulichen Beweis für diese Philosophie.

Informationen
11. bis 13. Juni 2010
Gottfried von Einem Tage
Maissau, Oberdürnbach
Tel. (+43-664) 878 26 55
[email protected]
www.einem-tage.at

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