Griesel, gebürtiger Thüringer und Kommilitone Neo Rauchs, zählt zur dritten Generation der „Neuen Leipziger Schule“. Aber der damit in einer Tradition mit Namen wie Tübke oder Heisig stehende Maler leistet es sich ganz bewusst, auch in seiner ganz speziellen Adaption seines ihn zu dieser Ausstellung inspirierenden Themas Musik eigene Wege zu beschreiten. In der idealen Umgebung seines Landhauses in einem kleinen Dorf bei Zerbst setzt er für sich mit seinem bildnerischen Schaffen genau dort an, wo die Sprache aufhört.
Die Frage, warum der Künstler, der schon gefeierte Ausstellungen von Tokio bis New York in seiner Vita vorweisen kann, in der vergleichsweise kleinen Stadt Köthen seine Werke zeigt, liegt dabei auf der Hand. Denn die KomPonenten sind vor allem von der Musik und dem Schaffen Johann Sebastian Bachs inspiriert. Und jener hatte hier im Herzen Anhalts glückliche Jahre als Hofkapellmeister beim, wie Bach selbst schrieb, Musik liebenden und kennenden Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen. Aus dieser Zeit stammen Werke wie die Brandenburgischen Konzerte oder die Cello-Suiten. Bruno Griesel frönt seiner Liebe zur Musik nicht nur in seinen Werken, sondern auch selbst als Musizierender. Mit Inspiration und Andacht begibt er sich in seiner Malerei auf die Spuren der musikalischen Aura Bachs, reflektiert dessen musikalisches Genie. Eine Besonderheit ist die Tiefe seiner Auseinandersetzung mit diesem Thema; dies wird deutlich, wenn er über den Quintenzirkel und andere schon musiktheoretische Arbeiten spricht und dies auch in Bildern verarbeitet. Man kann sich in Griesels beredter Bildersprache im positivsten Sinn des Worts wahrhaft verlieren und den Zugang des Künstlers zum Thema aufspüren, nachvollziehen und deuten. Grenzen sind dabei nicht gesetzt, die Sprache ist universell. Der Künstler legt großen Wert darauf, die Bandbreite des Verständnisses möglichst groß zu halten. Ob der Betrachter nun Musik in allen, auch theoretischen, Facetten kennt oder nicht, spielt beim Genuss nicht die wichtigste Rolle. Die Wirkung und Botschaft der Bilder offenbaren sich nicht nur dem Kundigen. Ob man sie sucht oder einfach die künstlerische Qualität der Werke genießt, ist jedem selbst überlassen. Das Schloss Köthen mit seinem Ludwigsbau empfiehlt sich mit der Ausstellung einmal mehr aufgrund seines Charakters als authentische Wirkungsstätte Bachs. Den Besuch der KomPonenten kann und sollte man mit einem Gang durch die liebevoll sanierte Altstadt der fast 900 Jahre alten ehemaligen Residenzstadt verbinden und auch die ebenfalls im Schloss befindlichen Museen besuchen. Ein breites und individuell abgestimmtes touristisches Angebot gehört ebenso dazu wie der musikalische Genuss der während der Ausstellung stattfindenden Bachfesttage.
bis September 2014
Informationen
Köthen-Information im Schloss Köthen
D-06366 Köthen
Tel. +49 (0) 34 96/7009 9260
www.bachstadt-koethen.de
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