Vom „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ bis zu „Ami, go home!“: Kaum ein anderes Land weckt bei uns Deutschen so viele Emotionen und polarisiert in einem Maß wie die USA. Die Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg ist ohne den Einfluss der Vereinigten Staaten in vielen Bereichen nur schwer vorstellbar.
Dieser besonderen Beziehung widmet sich die Ausstellung The American Way. Die USA in Deutschland bis 13. Oktober 2013 im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland mit rund 1000 Exponaten und zahlreichen Medienstationen − von einer Harley-Davidson „Captain America“ über das original Liedblatt von „Muss i denn“ mit handschriftlichen Anmerkungen von Elvis Presley bis hin zu den Fotoprojektionen America von Horst Hamann. The American Way präsentiert auch Exponate, die noch nie in Deutschland zu sehen waren: ein Wrackteil eines der bei den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York zerstörten Flugzeuge sowie das Etagenschild vom 102. Stockwerk des World Trade Center.
Anhand der zentralen Felder Sicherheitspolitik, Wirtschaft und (Alltags-)Kultur zeichnet die Ausstellung die deutsch-amerikanischen Beziehungen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach. Zur Ausstellung erscheint eine kostenlose App für Tablet-Computer.
Sieger und Besiegte
Der Bombenkrieg, die Zerstörung deutscher Städte sowie die Beschlagnahmung von Gebäuden und Industrieanlagen prägen zunächst das Amerikabild in der deutschen Bevölkerung. Im Zeichen des Kalten Kriegs vollzieht sich aber ein Wandel in der amerikanischen Deutschlandpolitik. Durch CARE-Pakete, Marshallplan und die Luftbrücke nach Westberlin gewinnen die USA Sympathien in Westdeutschland und avancieren zur beliebten Schutzmacht.
Vorbild Amerika?
In den 1950er- und 1960er-Jahren wird der „American Way of Life“ zum Vorbild für viele Deutsche. Während Jugendliche die Musik von Bill Haley und Elvis Presley hören, begeistern sich die Erwachsenen für Einbauküchen und Hollywoodschaukeln. Wenige Jahre später demonstriert die Studentenbewegung gegen vermeintlichen „US-Imperialismus“ und den Krieg in Vietnam. Millionen Bundesbürger sind zu Beginn der 1980er-Jahre auf der Straße: Sie protestieren gegen die Stationierung neuer amerikanischer Mittelstreckenraketen.
Feindesland und Sehnsuchtsort
Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs betreibt das SED-Regime massive antiamerikanische Propaganda und versucht, westliche Einflüsse auf die Bevölkerung zu unterbinden. Dennoch sind die Vereinigten Staaten für viele Ostdeutsche Projektionsfläche ihrer Sehnsüchte und Träume: Amerikanische Rock- und Popmusik begeistert die Jugend in der DDR; amerikanische Konsumgüter sind begehrte Waren und Geschenke im Land des „real existierenden Sozialismus“.
Gemeinsam vor globalen Herausforderungen
Die Bedeutung der atlantischen Partnerschaft wird bei der Wiedervereinigung deutlich: Die USA unterstützen bereits 1989 den Einigungsprozess. Nach dem Ende des Kalten Kriegs entstehen neue globale Probleme. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 lösen Fassungslosigkeit aus. Die Bundesrepublik entsendet Soldaten nach Afghanistan, um die amerikanischen Truppen im „Krieg gegen den Terror“ zu unterstützen. Aber der folgende Krieg gegen den Irak wird zur Belastungsprobe der gemeinsamen Beziehungen.
Die USA sind im Zeitalter der Globalisierung zunehmend auch wirtschaftlicher Konkurrent, die amerikanische Bankenkrise hat erhebliche Auswirkungen auf die Volkswirtschaften in Deutschland und Europa. Wie sich die deutsch-amerikanischen Beziehungen vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen weiterentwickeln werden, ist noch nicht abzusehen.
bis 2. Februar 2014
Informationen
Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Museumsmeile Bonn
Willy-Brandt-Allee 14, D-53113 Bonn
Tel. +49 (0) 228/91 65-109
Di–Fr 9–19 Uhr, Sa, So und Fei 10–18 Uhr
Eintritt frei
http://www.hdg.de
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