Ein Kuss auf die Schulter – ein Schlag ins Gesicht. Mit ihrem Fächer hat die schöne polnische Komtesse Laura Nowalska die Avancen des sächsischen Gouverneurs von Krakau, Oberst Ollendorf, in aller Öffentlichkeit quittiert. Das kann Ollendorf natürlich nicht auf sich sitzen lassen, und schon geht es los, das Verwirrspiel um Liebe, Armut, Reichtum und Revolution. Schon bei seiner Uraufführung 1882 unterhielt Der Bettelstudent von Carl Millöcker das Publikum bestens. Jetzt, mehr als 130 Jahre später, startet Kammersängerin Dagmar Schellenberger mit diesem Klassiker der goldenen Operettenära in ihre erste Saison als Intendantin der Seefestspiele Mörbisch.
Als Gräfin Mariza und Lustige Witwe stand die Sopranistin selbst schon in Mörbisch auf der Bühne. Nicht zuletzt durch diese Erfahrung begreift Dagmar Schellenberger die Seefestspiele als das, was sie sind: „Mörbisch ist die Heimat der hoch qualitativen klassischen Operette und des großen Musicals und wird es immer sein. Hier ist kein Platz für Experimente!“, sagt die Intendantin.
5000 Quadratmeter mehr Komfort
Während also auf der Bühne alles so klassisch bleibt, wie es das Publikum seit vielen Jahren schätzt, hat sich rundherum einiges getan: 6,6 Millionen Euro haben die Seefestspiele investiert, um ihren Besuchern noch mehr bieten zu können. Dieses Plus an Komfort ist kaum zu übersehen, schließlich misst der Zubau stolze 5000 Quadratmeter und bringt den Besuchern etliche Vorteile. Der überdachte Zubau gewährleistet nämlich, dass sich im Fall ungünstiger Witterung alle Besucher unter Dach zurückziehen und gemütlich bei einem Glas Wein plaudern können. Ein absolutes Highlight bei schönem Wetter ist die neue Dachterrasse, die in 15 Meter Höhe einen spektakulären Rundblick über den Neusiedler See bietet.
Verbesserte Technik
Aber selbstverständlich hat man nicht nur den Komfort, sondern vor allem natürlich den Kunstgenuss des Publikums im Auge: Der Orchestergraben im vorderen Bereich der Bühne wurde nämlich geschlossen. Das garantiert dem Publikum ein optimales Klangerlebnis – Orchester und Chor musizieren nun in Studioqualität in einem eigens errichteten, 250 Quadratmeter großen Orchestersaal. Aber auch die Performance auf der Bühne profitiert fraglos von dieser Entscheidung. Musste das Spiel auf der Bühne früher nämlich um den Orchestergraben herum konzipiert werden, können die Darsteller nun die volle Bühnenfläche von rund 3600 Quadratmetern ausnutzen. Damit rückt das Geschehen näher an das Publikum heran, und die Seefestspiele Mörbisch bieten insgesamt noch intensiveren Operettengenuss.
Küche: Best of Burgenland
Apropos Genuss: Auch kulinarisch beschreitet man in Mörbisch neue Wege, denn in einem intensiven Marktforschungsprozess hat man herausgefunden, was sich die Besucher von der Gastronomie auf dem Gelände wünschen: Pannonisch-bodenständig zu moderaten Preisen soll es sein – und genau so wird es auch gemacht. In der Küche des optisch umgestalteten Restaurants wird von food affairs, dem neuen Gastronomiepartner, ein „Best of Burgenland“ zubereitet. Ganz neu errichtet wurde zudem das Café Alsen, das nach dem Gründer der Seefestspiele, Kammersänger Prof. Herbert Alsen, benannt ist. Dort können die Gäste nicht nur bes-te Wiener Kaffeehaustradition genießen, sondern im integrierten Shop auch diverse Merchandisingartikel sowie Produkte aus der Region erwerben.
Wem der Sinn nicht nach Kaffee und Kuchen steht, der wird auf der „Genussmeile“ bestens bedient. Verschiedene Stände bieten hier alles gegen den kleinen Hunger an. So lockt der Würstelstand mit regionalen Wurstspezialitäten und gepflegter Bierkultur frisch vom Fass. Selbstverständlich werden auch die Mörbischer Weinbauern weiterhin ihre Produkte auf dem Gelände anbieten, das Weinsortiment wird zudem auf die besten Tropfen aus dem ganzen Burgenland erweitert.
Kurzurlaub
Alles in allem setzen die Seefestspiele Mörbisch also darauf, ihren Besucherinnen und Besuchern ein noch besser abgestimmtes Gesamterlebnis zu bieten. „Wir wissen, dass unser Publikum zu uns kommt, um einen besonderen Abend zu genießen“, erzählt die Intendantin. Das Ziel sei daher, einen kulturell-kulinarischen Kurzurlaub anzubieten, der noch lange in bester Erinnerung bleibt. „Dafür sind wir mit den vielen Neuerungen schon diese Saison bestens aufgestellt“, ist sich Schellenberger sicher. Doch auch im kommenden Jahr will sie weiter am Konzept feilen. Details dazu werden aber noch nicht verraten – nur so viel: Auf dem Programm steht auch 2014 wieder ein Klassiker, und zwar mit Anatevka einer aus dem Bereich Musical.
Der Bettelstudent
11. Juli bis 24. August 2013
Leserkommentare
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.