Florale Ornamente, geschwungene Linien, Arabesken, Goldglanz – das sind Merkmale des Jugendstils, jener Oppositionskunst gegen den Historismus, die in den 1890er-Jahren entstand und sich, ausgehend von Architektur und Kunstgewerbe, in sämtliche Kunstrichtungen ausbreitete. In der Musik weniger deutlich ausgeprägt, fühlten sich bekannte Komponisten der Jahrhundertwende dem Jugendstil gleichwohl verbunden – nicht von ungefähr war der Münchner Zeitschrift Jugend, nach der sich die Bewegung benannte, in ihrer ersten Ausgabe ein Lied Richard Strauss’ nach einem Text Otto Julius Bierbaums beigefügt.
Dem Jugendstilideal des Gesamtkunstwerks folgend, werden die Weidener Max-Reger-Tage zwischen 16. September und 14. Oktober die Kultur der Jahrhundertwende nicht nur von ihrer musikalischen Seite beleuchten: Stadtführungen zu den reizvollen Weidener Jugendstilbauten, Ausstellungen, Vorträge und Lesungen umrahmen die Reihe der Konzerte, die mit selten zu hörenden Stücken und einer einmaligen Programmkonzeption renommierte Interpreten, preisgekrönte Nachwuchskünstler und Klassikfreunde nach Weiden lockt.
Dabei bildet das Liedschaffen einen Schwerpunkt im diesjährigen Festivalprogramm: Neben dem bewährten Meisterkurs für Liedgestaltung von Prof. Kammerlander und einem Konzert mit Studenten der Münchner Musikhochschule ist das Abschlusskonzert der Veranstaltungsreihe mit dem international gefeierten Liedduo Andreas Weller und Götz Payer hervorzuheben. Lieder der Jugendstilkomponisten Korngold, Schönberg, Strauss und Schreker erklingen neben einer Auswahl aus Regers umfangreichen Vertonungen von Jugendstildichtern, denen er mit goldgrundartig-ornamentreicher Klavierbegleitung ihren Jugendstilcharakter verleiht.
Verzierungen, Girlanden und verschlungene Linien finden sich nicht nur in der Jugendstilarchitektur, als Buchschmuck oder auf den Titelblättern von Notendrucken – wie eine Ausstellung des Weidener Stadtmuseums zeigen wird –, sondern auch in Klavier- und Kammermusikwerken dieser Zeit: Um die Arabesken von Debussy sowie Regers Blätter und Blüten rankt sich das Konzertprogramm des Pianisten Christian Seibert; Regers Romantische Suite und ausgewählte Debussy-Kompositionen, vorgetragen vom Klavierduo Hama/Meliksetian, lohnen einen Ausflug nach Bayreuth.
Ein einzigartiges Klangerlebnis und einen Höhepunkt der diesjährigen Festivalreihe bietet der Norddeutsche Figuralchor mit Regers zwölfstimmigem Vater unser und Richard Strauss’ Deutscher Motette in der im Jugendstil ausgestalteten Weidener Sankt-Josefs-Kirche. Jugendstilwerke bereichern auch die Kammermusikkonzerte des Cuarteto Arriaga, des jungen Duos Jeanquirit und der mehrfachen Wettbewerbsgewinner Sergey Kolesov und Elena Grinevich.
Kein Reger-Festival ohne Orgelmusik: Neben dem Salzburger Domorganisten Heribert Metzger ist heuer der ARD-Wettbewerbsgewinner Michael Schöch an der Max-Reger-Orgel in Weiden zu Gast. Gemeinsam mit der Kantorei der evangelischen Gemeinde, die Regers mächti-gen 100. Psalm intoniert, eröffnet er die 14. Weidener Max-Reger-Tage.
16. September bis 14. Oktober 2012
Informationen & Tickets
Festivalbüro Weidener Max-Reger-Tage
Altes Rathaus, D-92637 Weiden
Tel. +49 (0) 961/81 41 22
www.maxregertage.de
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