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DINGE. schlicht & einfach

Die breit angelegte Sammlungsausstellung im MAK– Museum für angewandte Kunst Wien vereint in einem bemerkenswerten kuratorischen Experiment drei parallel laufende Themenausstellungen.
Stubenring 5, A-1010 Wien

In einer außergewöhnlichen Herangehensweise erforscht die MAK-Ausstellung „DINGE. schlicht & einfach” das Ideal der Einfachheit epochen- und kulturübergreifend als ein prägendes und bedeutendes Element der Stilgeschichte. Die Ausstellung beschäftigt sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Prinzip der Reduktion, wobei Einfachheit nicht nur als Prämisse der Ästhetik, sondern auch im Kontext gesellschaftspolitischer und soziologischer Phänomene diskutiert wird.

Einfache Möbel

Funktionalismus und Purismus, Bescheidenheit und Mäßigung, Ärmlichkeit und Luxus: Der Streifzug durch die einfache Möbelgestaltung vom Biedermeier über Möbel des frühen 20. Jahrhunderts und der Zwischenkriegszeit bis zu heutigen Positionen stellt im Ausstellungsteil Einfache Möbel die Fülle der Assoziationsfelder des Ideals der Einfachheit zur Schau. Exemplarisch liest sich diese stilistische Vielfalt dabei an einer Auswahl von Tischsituationen – Wohnzimmer- und Küchentische, aber auch Schreib- und Arbeitstische samt Stühlen und Hockern – seit dem frühen 19. Jahrhundert: Damals gewann einfache Zweckmäßigkeit erstmals als eigene ästhetische Qualität an Relevanz bei der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen.

Das Paradoxon des „Reichtums der Einfachheit“ ist heute aktueller denn je. Die minimalistische Ästhetik der amerikanischen Minimal Art, einer der bedeutendsten Künstlerbewegungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, gilt als stilbildend für Architektur und Design der Gegenwart. In einer Zeit, in der alles verfügbar zu sein scheint, schmückt man sich mit Einfachheit.

Schlicht im Gebrauch/Einfach im Luxus

Exponate aus Keramik, edlem und un­edlem Metall, Glas und Textil skizzieren im Ausstellungsteil Schlicht im Gebrauch/ Einfach im Luxus die Entwicklung der Schlichtheit im Gebrauchsgegenstand vom 15. Jahrhundert bis heute. An den Dingen des Alltags wird die der Einfachheit innewohnende Dichotomie zwischen Kargheit und Luxus besonders evident. So orientierten sich Gebrauchsdinge ab dem 15. Jahrhundert mit klaren Formen und äußerst sparsamem Dekor an der gewünschten Funktion und den vorherrschenden handwerklichen Fähigkeiten.

Dieser Ausstellungsteil zeigt darüber hi­naus Schmuck der 80er- und 90er-Jahre mit einer charakteristischen Reduktion im Entwurf bei gleichzeitiger Perfektion in der Ausführung. Mit den Protagonisten Peter Skubic, Manfred Nisslmüller, Gert Mosettig und Helfried Kodré nimmt Wien hier eine wichtige ­Position ein.

Einfachheit: der ostasiatische Weg

Die Zuwendung zur Einfachheit lässt sich in den ostasiatischen Ländern erstmals in China ab dem 11. Jahrhundert, parallel zum Übergang vom Militärstaat zur Zivilverwaltung, durch Gelehrte und Beamte festmachen. In Anlehnung an den florierenden Chan-Buddhismus sowie an die eigene antike Denktradition schuf die neue regierende Schicht eine vor allem gesellschaftspolitisch motivierte Ästhetik. Reduktion wurde zum Ausdruck einer vorbildhaften Bescheidenheit und fand auch ihren Niederschlag in der Gestaltung von Alltagsgegenständen. Die Song-Kultur übte einen starken Einfluss auf die Nachbarstaaten aus, die wiederum in Verbindung mit lokalen Traditionen eigenständige Weiterentwicklungen hervorbrachten. Mit ausgewählten Objekten verfolgt dieser Ausstellungsteil ostasiatische Gestaltungsprinzipien durch die Jahrhunderte.

bis 7. Oktober 2012, MAK-Ausstellungshalle

Informationen

MAK-Ausstellungshalle

Weiskirchnerstraße 3, A-1010 Wien

Di 10–22 Uhr, Mi–So 10–18 Uhr

jeden Di 18–22 Uhr Eintritt frei

office@ mak.at

www.mak.at