Bei ImPulsTanz zeigen nicht nur renommierte Companies ihre neuesten Werke. Die Reihe [8:tension] Young Choreographers’ Series bringt im Rahmen des Festivals zukunftsweisende Produktionen von Newcomern nach Wien. [8:tension]-Kuratorin Christa Spatt gibt einen Ausblick auf das diesjährige Programm der Nachwuchsreihe.
SIMsKultur: Was verbirgt sich hinter [8:tension] Young Choreographers’ Series?
Christa Spatt: ImPulsTanz hat [8:tension] Young Choreographers’ Series im Jahr 2001 ins Leben gerufen. Wir wollen damit jungen Künstler(inne)n aus der zeitgenössischen Tanzszene eine Bühne bieten. Das Besondere ist, dass wir die Choreograf(inn)en nicht nur mit ihren Stücken einladen – sie haben auch die Möglichkeit einer zweiwöchigen Residency während des Festivals. Dadurch wird [8:tension] zu einer fruchtbaren Plattform: Die Nachwuchskünstler(innen) können sich die Werke anderer Choreogra-f(inn)en anschauen, sich mit ihnen austauschen und sich inspirieren lassen. Für die Zuschauer bietet [8:tension] wiederum eine einzigartige Gelegenheit, neue Gesichter aus dem Tanzfeld kennenzulernen und junge Werke in einem intimeren Rahmen zu erleben. Häufig stehen in den Stücken ja die Choreograf(inn)en selbst auf der Bühne. [8:tension] bietet einen Raum für viele schöne Überraschungen.
Welche Überraschungen bietet [8:tension] in diesem Jahr?
Wir zeigen heuer neun Produktionen, unter anderem aus Italien, Deutschland, Österreich und den USA. Ich freue mich, dass beispielsweise Marcela Levi aus Brasilien nach Wien kommt und ihre Performance Around the hole everything is edge aufführen wird. Das Stück über Gewalt und Krieg wurde 2010 vom Zürcher Theater Spektakel ausgezeichnet. Spannend ist auch, dass gleich mehrere unserer [8:tension]-Künstler(innen) – Marko Milic, Francesca Grilli und Valerie Oberleithner – sich mit Geisteranrufungen beschäftigen. Damit beziehen sie sich, durchaus sehr ironisch, auf ein wichtiges Thema des zeitgenössischen Tanzes: das Abwesende auf der Bühne. Ein anderes Thema bearbeitet Melanie Maar gemeinsam mit dem Künstler/Musiker Kenta Nagai: Sie gehen behutsam, aber auch mit Witz und einem Hirschgeweih auf die Suche nach ihren kulturellen Wurzeln. Die Performance ist übrigens aus einer Residency bei ImPulsTanz 2010 entstanden.
Geister, Tiere und Kriege: ein breites Themenspektrum. Was zeigt [8:tension] außerdem?
Zum Beispiel Slapstick! Wie Clément Layes während seiner Performance allege die ganze Zeit ein Glas Wasser auf dem Kopf balanciert und gleichzeitig über philosophische Fragen nachdenkt, hat chaplineske Ausmaße. Spaß macht auch die Choreografie von Sudermann & Söderberg. Das Künstlerduo zeigt einen durchrhythmisierten Mix aus Sprachakrobatik, Bewegung und Gesang. Diese drei kombiniert auch Daniel Linehan sehr eindrucksvoll und lässt seine Tänz21112er(innen) ähnlich wie bei einem Popkonzert mit kurzen Nummern auftreten. Ein weiteres tänzerisches Highlight ist die Performance von Nicole Peisl, seit vielen Jahren Mitglied der Forsythe Company.
Blicken wir über [8:tension] hinaus: Was bietet das ImPulsTanz-Programm heuer noch?
Das Programm in diesem Jahr ist sehr abwechslungsreich. Es wird mehrere Weltpremieren geben, unter anderem werden die neuesten Produktionen von Terence Lewis, Marco Berrettini, Christine Gaigg, Ko Murobushi, Eszter Salamon, Isabelle Schad & Laurent Goldring sowie Ivo Dimchev für spannende Momente sorgen. Besonders ist zudem, dass mehrere renommierte Choreograf(inn)en sich frühen Arbeiten ihres Schaffens zuwenden und diese neu inszenieren, wie etwa Jan Fabre, Anne Teresa de Keersmaeker, Benoît Lachambre oder Marie Chouinard. Die Frage ist: Wie deuten sie ihre Werke heute? Aber ImPulsTanz bietet noch viele Höhepunkte mehr. Mehr als 40 KünstlerInnen und Compagnien zeigen nahezu 60 Produktionen. Es wird also ein sehr intensives Festival werden!
12. Juli - 14. August 2011
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