Den einen muss man eigentlich gar nicht mehr vorstellen, den anderen wird man bald auch nicht mehr vorstellen müssen. Während Jonathan Meese als Shootingstar in kürzester Zeit zu einem von (fast) jedem gekannten Künstler avanciert ist, gilt Herbert Volkmann immer noch als Geheimtipp der Kunstszene.
Die beiden miteinander befreundeten Künstler kennen einander seit 1996. In jenem Jahr kaufte Volkmann als Sammler sein erstes Bild von Meese. Volkmann, 1954 geboren, hat in den 70er-Jahren an der Berliner Hochschule der Künste selbst Malerei studiert und trat zunächst als Aktions- und Performancekünstler hervor. Später übernahm er den Fruchtgroßhandel seines Vaters und baute in dieser Zeit eine eigene Sammlung auf. Früh und zu erschwinglichen Preisen kaufte er Werke von bedeutenden Künstlern wie Matthew Barney, Damian Hirst, Sarah Lucas, Peter Doig und Daniel Richter. 1999 aber ist der Fruchthof seines Vaters bankrott und Volkmann selbst drogenabhängig. Die Sucht kostet ihn seine Sammlung, die er im selben Jahr in London versteigern lässt.
In dieser Situation ermuntern ihn die Künstler, deren Werke er gesammelt hat, unter ihnen in vorderster Reihe Jonathan Meese, doch wieder mit dem Malen anzufangen. Volkmann folgt ihrem Rat. Und Meese ist nun der Erste, der ein Bild von ihm kauft. Heute gehört der um 26 Jahre jüngere Künstler zu den treuen Sammlern von Volkmanns Bildern.
Trotz aller Unterschiedlichkeit der malerischen Ansätze verbindet die beiden Totalkünstler eine gemeinsame Haltung, wie sie Robert Fleck über Jonathan Meese geäußert hat: „Intensive, von unbändigem Ausdruckswillen gesättigte…Malerei,… provozierend direkt Themen behandelnd, die von Liebe, Tod und Sex bis zu den Menschheitsfragen Krieg, Traum, Gewalt, Frieden, Macht, Kraft und Scheitern reichen.“
So arbeiteten Jonathan Meese und Herbert Volkmann seit Ende der 90er Jahre immer wieder einmal zusammen an verschiedenen Gemälden, die in Goslar erstmals ausgestellt werden. Das inhaltliche Konzept ihrer Ausstellung nimmt Bezug auf Goslar als Residenzstadt deutscher Könige und Kaiser, aber auch als „Reichsbauernstadt“ unter den Nationalsozialisten. Die beiden Künstler werden Machtstrukturen in Geschichte und Gegenwart untersuchen und sich mit Demagogen und Despoten, Heilsverkündern und Schreckensbringern auseinandersetzen.
Die Ausstellung wird erstmals umfassend das malerische Œuvre von Herbert Volkmann vorstellen. Während Volkmann plant, vornehmlich Gemälde auszustellen, wird Meese neben Bildern und Skulpturen eine Installation vor Ort realisieren. Auf das Ergebnis dieses Gipfeltreffens zweier mythenverliebter Künstler darf man mehr als gespannt sein. Auf einen Titel für ihre gemeinsame Schau haben sie sich schon geeinigt. Wie kryptisch er auch immer sein mag, trägt er klar die Signatur beider. Hier ist er: Fleisch ist härter als Stahl. MEERPFERD FÖTUSMANN UND BEAUSATAN KÄSE AN DER OZBAR (Die geilblökenden DINGER).
Es erscheint ein Katalog mit Texten von Harald Falckenberg und Michael Stoeber und zahlreichen Farbabbildungen.
Leserkommentare
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.