Bild: SuppenterrineBild: Das Haus Arkenstede im Museumsdorf Cloppenburg, erbaut 1684 als Witwensitz von Agnes Sophie von Bar und ihrem Mann, Otto CBild: Adel für Kinder – mit einer Cartoonserie werden die wirtschaftlichen Grundlagen adeliger Existenz, nämlich die Dienste und

Adel auf dem Lande

Das Niedersächsische Freilichtmuseum – Museumsdorf Cloppenburg zeigt in den Räumen des Hauses Arkenstede, eines ehemaligen Ministerialensitzes aus dem 17. Jahrhundert, die Dauerausstellung Adel auf dem Lande.
Bether Straße 6, D-49643 Cloppenburg

Als „Hochwohlgeborene“, „Cavaliere“ oder „Herrschaft“ bezeichnet, führte der niedere Adel auf dem Land ein Leben, das sich von dem der übrigen Bevölkerung deutlich abhob. Mehr als 200 Schlösser, Burgen und Herrenhäuser prägten die Adelslandschaften im ehemaligen Fürstbistum Osnabrück, in den Ämtern Vechta und Cloppenburg sowie in der Grafschaft Ostfriesland. Die adeligen Familien besaßen Privilegien und Herrschaftsrechte und zeichneten sich gegenüber den Menschen in ihrer ländlichen Umgebung durch eine exklusive Lebensweise aus. Der Unterschied der Stände war ungemein sichtbar. Er zeigte sich in der Größe und Anlage der Häuser und Gärten, in der Art, wie man sich bewegte und kleidete, in der Kutsche saß und Geselligkeit pflegte.
Das Niedersächsische Freilichtmuseum – Museumsdorf Cloppenburg zeigt in den Räumen des Hauses Arkenstede, eines ehemaligen Ministerialensitzes aus dem 17. Jahrhundert, die Dauerausstellung Adel auf dem Lande. Dokumentiert werden hier die vielfältige und faszinierende Welt des Adels und seine Wirkungskraft im ländlichen Raum. Der Adel spielte in der frühen Neuzeit für seine Umwelt eine maßgebliche Rolle, denn das Adelshaus war politisches Zentrum und wirtschaftlicher wie kultureller Mittelpunkt eines Territoriums. Sowohl in Landesverwaltung, Justiz, Militär und Kirche als auch in der Lokalverwaltung und Ämterbesetzung nahm der Adel eine herausragende Stellung ein. Durch den Besitz von Land und das ausgeprägte Interesse an Gartenkultur und Landwirtschaft beeinflusste er die Kulturlandschaft einer Region. Der größte Einfluss der landsässigen Adeligen wirkte sich jedoch in ihrer Funktion als Grundherren aus. Es gab auf dem Land keine andere soziale Unterscheidungslinie, die trennender gewesen wäre als die zwischen Herrschaft und Untertanen: Auf der einen Seite eine Minderheit von „berechtigten“ Grundherren, die Herrschaft ausübten, auf der anderen Seite die große Masse der Dorf- und Hofbewohner, die der Herrschaft unterworfen waren.
Die Dauerausstellung ist an ein Forschungsprojekt angebunden, welches das Museumsdorf gemeinsam mit der Universität Osnabrück durchführt. Neue Forschungserkenntnisse fließen unmittelbar in die Ausstellung ein, denn es gibt in jedem Jahr einen neuen thematischen Schwerpunkt und neue Exponate, zum großen Teil aus privatem Besitz. Dies ist ein Charakteristikum der Ausstellung: die vielen Leihgaben aus nordwestdeutschen Adelshäusern. Sie bringen ein hohes Maß an Authentizität in die Ausstellung ein und sind Zeugen einer trotz der peripheren Lage hoch entwickelten und im europäischen Kontext anzusiedelnden Adelskultur. Der ländliche Adel orientierte sich an den Höfen und Residenzen und war stets bemüht, das dort Gesehene und Bestaunte auch in die eigene Umgebung einzubringen.
Bis 15. November ist die Ausstellung im Haus Arkenstede mit dem aktuellen Schwerpunkt „Adel und Herrschaft“ noch zu sehen. Zu den herausragenden Exponaten gehören Domherrenkreuze aus Osnabrück und Hildesheim, Porträt und Ritterschaftsuniform eines Osnabrücker Adeligen, ein Kabinettschrank aus dem 17. Jahrhundert, zahlreiche Bücher aus einer Adelsbibliothek und das wappenverzierte Meißner Porzellan der bekannten Adelsfamilie von Münnich.

Leserkommentare

Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.