Begleitend zu seinen zwei Opern Wozzeck und Lulu, widmen sich eine Konzertreihe und ein Gespräch in Zusammenarbeit mit dem Arnold Schönberg Center und dem Wiener Konzerthaus den Instrumental- und Vokalwerken des Komponisten. Zu den Werken Alban Bergs kommen Kompositionen seiner Wegbereiter, seiner Zeitgenossen und derer, die er inspiriert hat – und diese werden von herausragenden Künstlern interpretiert.
Das erste Konzert wird im Arnold Schönberg Center stattfinden. Solisten des Mahler Chamber Orchestra werden die anspruchsvolle Lyrische Suite von Alban Berg sowie das „Adagio“ aus seinem Kammerkonzert und die Vier Stücke für Klarinette und Klavier op. 5 interpretieren. Von Arnold Schönberg, seinem Lehrer, stehen die Sechs kleinen Klavierstücke op. 19 auf dem Programm. Das Konzert endet mit dem Klavierquartett von Gustav Mahler.
Die weiteren Konzerte finden im Wiener Konzerthaus statt: Das zweite Konzert verbindet Werke von Berg, Zemlinsky und Tschaikowsky. Cornelius Meister dirigiert das RSO Wien, am Klavier Ivo Pogorelich.
Das dritte Konzert ist ein Liederabend mit dem Bariton Georg Nigl, der auch in der Opernproduktion Wozzeck die Titelrolle interpretieren wird. In seinem Konzertprogramm sind Werke von Alban Berg zusammen mit anderen seiner Zeitgenossen, Gustav Mahler, Hugo Wolf, Josef Marx und Max Reger, um die große Vielfalt der Musik am Beginn des 20. Jahrhunderts hervorzuheben, weiters österreichische Komponisten der Zweiten Wiener Schule und danach. Am Ende dieses Konzerts steht die Uraufführung eines neuen Stücks des französischen Komponisten Pascal Dusapin.
Das vierte Konzert ist Alban Bergs Sonate für Klavier op. 1 gewidmet, interpretiert vom Szymanowski Quartet, mit Oleg Maisenberg am Klavier. Werke von Schubert, Schostakowitsch und Brahms vollenden das Programm.
Die Konzertreihe endet mit dem Kammerkonzert von Alban Berg, dem Werk, das den Beginn seiner Zwölftonmusikperiode markiert. Pierre Boulez wird dieses Konzert mit dem Ensemble intercontemporain und den zwei Solisten Mitsuko Uchida (Klavier) und Christian Tetzlaff (Geige) leiten. Werke von Franco Donatoni, Karlheinz Stockhausen und György Ligeti vervollkommnen das Programm.
Wozzeck
Alban Berg fasste den Entschluss zu seiner Oper Wozzeck nach dem Theaterbesuch von Büchners Dramenfragment Woyzeck im Mai 1914. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs sieht der Komponist im „Fall Wozzeck“ die exemplarische Katastrophe des fallenden Menschen in einer im Zerfall begriffenen Welt. In seinem Libretto zeichnet er das Unglück des einfachen Soldaten Wozzeck nach, der versucht, die ehemalige Prostituierte Marie und das gemeinsame uneheliche Kind durchzubringen, bis er Maries Untreue entdeckt. Wozzeck, 1925 uraufgeführt, ist die erste vollständig atonale Oper. Mit geradezu geometrischer Strenge komponiert, doch weit über die formale Virtuosität hinausgehend, wirkt dieses Werk wie ein Schrei der Auflehnung und Verzweiflung. Regisseur Stéphane Braunschweig faszinieren die Vielfalt der Farben und der Materialreichtum der Musik sowie Einheit und Spannung des Werks. Im Zentrum seiner Auseinandersetzung mit Wozzeck steht die soziale Entwurzelung der Titelfigur.
In Darstellung und musikalischer Interpretation werden Georg Nigl als Wozzeck und Angela Denoke als Marie gemeinsam mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Daniel Harding der expressiven, hochdramatischen Musik von Alban Berg Ausdruck geben.
15., 17., 19. Mai, 19.30 Uhr, Theater an der Wien
Lulu
In seiner Oper Lulu greift Alban Berg auf Frank Wedekinds Doppeltragödie Erdgeist/Die Büchse der Pandora zurück – eingenommen von der sinnlich-erotischen Atmosphäre in diesen Stücken. Mehr noch als Wozzeck ist Lulu eine Interpretation ihrer literarischen Vorlage. Mit dem „schönen, wilden Tier“ Lulu, die jeden, der ihr verfällt, sowie schließlich auch sich selbst ins Unglück treibt und zur „Allzerstörerin wurde, weil sie von allen zerstört ward“ (Karl Kraus), knüpft Berg direkt an die komponierten Frauenbilder von Isolde bis Salome an und damit an die Männerfantasien des Fin de Siècle. Durch die Verwendung der Zwölftontechnik hat Alban Berg mit Lulu, an der er von 1928 bis zu seinem Tod 1935 gearbeitet hat, die erste dodekafonische Oper der Musikgeschichte geschaffen.
Nach der Premiere an der Opéra de Lyon am 20. April 2009 wurde Peter Steins Inszenierung als kongeniale Umsetzung des Werks gefeiert.
11., 14., 18. Juni, 19 Uhr, Theater an der Wien
Informationen
Wiener Festwochen
Lehárgasse 11, A-1060 Wien
Tel. (+43-1) 589 22-0
[email protected]
www.festwochen.at
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