„Wenn der Kurfürst in Schwetzingen war und ihm sein vortreffliches Orchester dahin folgte, wähnte sich die Hofgesellschaft in eine Zauberinsel versetzt, wo alles klang und sang. Aus dem Badehause ertönte abends die wollüstige Musik, ja aus allen Winkeln und Hütten des kleinen Dorfs hört man die magischen Töne seiner Virtuosen“ (Christian Friedrich Daniel Schubart). So etwa äußerten sich die Zeitgenossen des kunstsinnigen Kurfürsten Carl Theodor (1724–1799) über das musikalische Leben am Kurpfälzer Musenhof. Sie übertrafen sich in ihren Beschreibungen der damals berühmtesten Hofkapelle Europas mit Superlativen und sprachen nicht selten von einem „Paradies für Tonkünstler“ (Friedrich Heinrich Jakobi). Einst sind hier unter dem Begriff Mannheimer (beziehungsweise Kurpfälzer) Schule wichtige Erneuerungen in der Aufführungspraxis und stilistische Impulse für die Musikgeschichte des 18. Jahrhunderts initiiert worden. Folglich bildet die musikhistorische Bedeutung, die mit der kurfürstlichen Sommerresidenz maßgeblich verbunden ist, einen Hauptpfeiler des Antrags auf Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste.
Nicht nur Kurfürst Carl Theodor zog es jedes Jahr um den 1. Mai in die Sommerresidenz Schwetzingen. Auch heute finden vor allem im Frühling Besucher aus aller Welt ihren Weg in die Stadt, wenn der prachtvolle Schlossgarten in der ersten Blüte steht und die Schwetzinger Festspiele als weltweit größtes Hörfunkfestival für klassische Musik die Kleinstadt im Herzen der Kurpfalz zu einem Zentrum der Musikwelt werden lassen.
Seit einigen Jahren finden in der Festspielzeit Ausstellungshöhepunkte statt, die einer Kulturstadt würdig sind. 2010 präsentiert der lokale Kunstverein mit der Ausstellung Dietmar Brixy – Ripe and Juicy in der lichten Halle der Orangerie einen der bekanntesten Maler der Region, der seine Bilder eigens für den speziellen Ort inmitten des barocken Hesperidengartens geschaffen hat. In die Modewelt des Rokoko versetzt uns dagegen die Ausstellung von aus Papier gefertigten Rokokokleidern im städtischen Museum (Karl-Wörn-Haus). Die Fotoausstellung des städtischen Kulturamts richtet dieses Jahr Siegfried Reißing im Palais Hirsch (Schlossplatz) mit seinen an Hard-Edge-Malereien erinnernden Fotografien unter dem Titel Form. Farbe. Fläche. aus. Architekturen stellen sich hier aufgrund extremer Bildausschnitte, Blickwinkel und Schlagschatten auf den ersten Blick als abstrakte Wesensbilder dar.
Alles in allem kleidet sich Schwetzingen im Frühling in ein festliches Gewand, bei dem die Künste – Gartenkunst, Musik und bildende Kunst – in einen reizvollen Dialog treten. Die arkadischen Zustände des viel besungenen Musenhofs unter Kurfürst Carl Theodor lassen sich so wieder erahnen. Der Kunst liebende Kurfürst hätte seine wahre Freude!
Informationen
www.schwetzingen.de
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