Tagungsort ist das Hotel Waldhaus in Sils Maria, das von Friedrich Dürrenmatt und Albert Einstein über C. G. Jung, Hermann Hesse, Thomas Mann, Alberto Moravia, Elsa Morante und François Mauriac bis Luchino Visconti immer wieder prominente Gäste aus Kultur und Politik beherbergt hat.
Hermann Hesse hat in seinem Essay Eine Bibliothek der Weltliteratur eine Art von literarischem Kanon aufgestellt. Für die Bildung sei es entscheidend, sich „mit dem ungeheuren Schatz von Gedanken, Erfahrungen, Symbolen, Fantasien und Wunschbildern“ vertraut zu machen, die in den Werken der Dichter und Denker auf der ganzen Welt zu finden seien. Seine Würdigungen von Autorenkollegen und seine Buchbesprechungen – Tausende an der Zahl – regten zum Lesen von zeitlos aktuellen Büchern an. Das Verzeichnis der von ihm herausgegebenen Werke anderer Verfasser vermerkt mehr als 80 Titel. Darüber hinaus stand er in brieflichem und persönlichem Kontakt mit zahlreichen Autoren seiner Zeit und schlug seinen Verlegern immer wieder Werke zur Publikation vor.
Exemplarisch werden in den Referaten der 11. Silser Hesse-Tage Friedrich Hölderlin und Eduard Mörike, Franz Kafka, Stefan Zweig, Romain Rolland und Fjodor Dostojewski dargestellt. Den Eröffnungsvortrag hält der unter anderem mit dem Hermann-Hesse- und dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnete Schriftsteller Arnold Stadler. Die Tagung wird mit einem Referat des Autors und Literaturwissenschaftlers Adolf Muschg beschlossen.
Das vielseitige Programm richtet sich einerseits an Kennerinnen und Kenner von Hesses Werk, andererseits an alle Interessierten, die auf diesem Weg einen der erfolgreichsten Schriftsteller und einflussreichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts näher kennenlernen möchten. Neben den Vorträgen stehen gemeinsame Diskussionen (unter anderem auch mit jungen Forschenden) und eine Lesung aus Hesses Erzählung Im Presselschen Gartenhaus durch die auch von Film und Fernsehen her bekannte Schauspielerin Heidi Maria Glössner auf dem Programm. Die 11. Silser Hesse-Tage werden wiederum betreut von Volker Michels, dem langjährigen Hesse-Herausgeber im Suhrkamp-Verlag, und von Thomas Feitknecht, von 1990 bis 2005 Leiter des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA). Der Anlass wird unterstützt durch die Hermann-Hesse-Stiftung in Bern und den Kulturfonds der Destination Engadin/Sankt Moritz.
19. bis 22. Juni 2010
Hermann Hesse und das Engadin
Das Engadin war über 50 Jahre lang für Hermann Hesse eine Landschaft von großer Bedeutung, die er auf die unterschiedlichste Weise liebte und genoss. Während er zunächst, 1904 und 1909, auf sommerlichen Wanderreisen die hochalpine Landschaft zu Fuß kennenlernte, entdeckte Hesse im Winter 1917 das Engadin von einer ganz anderen Seite, nämlich als Skiläufer. Die Sinnesfreude bei der Abfahrt hatte auf ihn eine ähnliche Wirkung wie das Malen. Und in diesem Winter hielt Hermann Hesse die ihn umgebende zerklüftete Bergwelt in Skizzen und dann in Aquarellen mit klaren und doch zarten Farben fest. Hesse scheint ein waghalsiger, kompromissloser Skiläufer gewesen zu sein, der sich voll den sinnlichen Empfindungen bei der Abfahrt hingab.
Er spüre „… die Wellen, Täler, Erhebungen und Falten der Erde durch die Skier und die Knie hindurch genau so zart und schön, wie wenn ein Liebender mit streichelnder Hand über die Glieder seiner Freundin fährt“.
Viele Jahre später wurde das Engadin der unverzichtbare Sommeraufenthalt der Hesses. Von 1949 bis 1961 zogen sich Hesse und seine Frau Ninon jeden Sommer für einige Wochen ins Hotel Waldhaus nach Sils Maria zurück, in die Kühle und Klarheit der Gebirgslandschaft, um der Hitze und den Besucherströmen der Tessiner Sommersaison zu entgehen. Im Waldhaus hat er insgesamt 370-mal übernachtet. Hier traf sich der Dichter mit Thomas Mann und begegnete unter anderem Theodor W. Adorno und Klara Haskil.
Informationen
Sils Tourist Information Engadin/Sankt Moritz
CH-7514 Sils/Segl Maria
Tel. (+41-81) 838 50 50
[email protected]
www.sils.ch
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