Die Purcell-Produktion geriet zu einem Triumph, besonders für den Dirigenten William Christie und sein Ensemble Les Arts Florissants. Beredter im Ausdruck, plastischer in der Ausformung aller Details, stilempfindsamer und lyrisch-zärtlicher in der musikalischen Gestik lässt sich Purcells Dido-Musik nicht gestalten“, freute sich die FAZ nach der Premiere von Henry Purcells Dido and Aeneas, 2006 eine der erfolgreichsten Aufführungen der Wiener Festwochen. 2009 wird weltweit des 350. Geburtstags des britischen Komponisten gedacht, der Benjamin Britten ebenso beeinflusste wie Pete Townshend (The Who) und Klaus Nomi: ein wunderbarer Anlass, Deborah Warners fein ziselierte Inszenierung wieder ins Programm zu nehmen.
Dido and Aeneas erzählt von einer letztendlich tödlichen Leidenschaft und ist nicht nur Purcells erste, sondern auch einzige durchkomponierte Oper. Der hochgebildete Barockkomponist schuf danach noch 38 dramatische Musikwerke (nach Stoffen unter anderem von William Shakespeare und John Dryden) und verstarb, noch keine 40 Jahre alt, 1695 auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Wahrscheinlich hatte er das dreiaktige, höchst expressive Werk für den königlichen Hof geschrieben, belegt ist allerdings nur eine Aufführung an einem Mädchenpensionat in Chelsea im Jahr 1689 (die Solisten waren daher wohl Schülerinnen gewesen). Nahum Tates Libretto basiert auf einer mythologischen Geschichte nach einer Vorlage von Vergil (IV. Buch aus der Aeneis) – seine Urfassung blieb erhalten, Purcells Musik hingegen ist nur durch spätere Abschriften überliefert. Diese ist intim, ganz ohne Blechbläser und Schlagwerk instrumentiert und mit ihren 40 Nummern von knapper Form.
Im Zentrum der rasant voranschreitenden Handlung stehen die beiden Hauptfiguren und deren vielschichtige Gefühlswelten: die karthagische Königin Dido (Malena Ernman) und der aus Troja geflohene Held Aeneas (Luca Pisaroni). Die verwitwete Dido, die sich – gegen ihren Schwur, nicht ein weiteres Mal zu heiraten – in Aeneas verliebt; Aeneas, der, durch böse List fortgelockt, dem Befehl des vermeintlichen Merkur Folge leistet und nach Italien aufbricht. Dido, die zurückbleibt, stirbt an gebrochenem Herzen. Für viele gilt Deborah Warners präzise Inszenierung als das Maß aller Dinge, was die szenische Umsetzung dieses Stoffs betrifft. Auch die Neue Zürcher Zeitung zeigte sich dementsprechend begeistert: „Wie Warner mit sparsamen Strichen die Kontraste zwischen der bangen Erwartung, der Erfüllung der Liebe und der Trennung auf ihrem Höhepunkt herausarbeitet, geht sehr ans Herz.“
Leserkommentare
Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.