„Lachen und Weinen sind ein Gegenmittel gegen Krieg und Terror.“
Charlie Chaplin
Wenn Christophe Dumalin, Giordana Pascucci, Aurelia Staub und Alessandra Tiren, die Mitglieder von konnex, die Bühne erobern, kann man damit rechnen, dass getanzt wird und gesprochen, dass Musik und bildende Kunst organisch miteinander verwoben sind und dass es sinnlich und komisch zugeht da oben. Mitunter wird sogar gekocht auf der Bühne, wie bei der letzten Produktion, Hunger im Schlaraffenland, bei der die Protagonisten essen und essen und doch nie satt zu werden scheinen, da wird auch gerülpst, geschlürft, gespuckt. Bei den Stücken von konnex kann man lachen, vielleicht auch weinen – und sicher sein, dass sich der Spaß immer auf künstlerisch höchstem Niveau bewegt.
Demokratie auf allen Ebenen
Das Kernteam der internationalen Truppe ist seit zehn Jahren konstant. Bei ihrer Arbeit halten die vier Künstler(innen) konsequent am Kollektivgedanken fest. Auch wenn die Idee zu einem Stück, ein Thema von einer Person eingebracht wird, entstehen die Stücke demokratisch in langen Improvisations- und Probenprozessen. Ein bis zwei Monate recherchieren die Künstler(innen), nehmen das gefundene Material auf Video auf und verweben es zu einem organischen, vielschichtigen Ganzen. „Ich denke, dass bei dieser prozessorientierten Arbeitsweise ein anderer Output möglich ist, als wenn eine Per-
son das Material vorgibt“, erklärt Aurelia Staub, Gründerin von konnex. Die gebürtige Schweizerin kommt vom Tanz, aber in den Stücken ist der Übergang zwischen den Ausdrucksformen Tanz, Theater und Performance fließend, auch hier der Zugang demokratisch: „Wir benutzen jeweils das Medium, das eine Sache am besten beschreibt. Manchmal ist das ein Satz, manchmal eine Bewegung.“ Für die verschiedenen Tanztheaterstücke und Cross-over-Projekte laden konnex gern Gäste aus anderen Disziplinen wie Musik oder bildender Kunst ein.
„Ästhetische Erfahrung braucht Zeit“
Die Stücke von konnex sind keine reinen Erwachsenenstücke, Kinder gehören ebenso zur Zielgruppe. Sie sind verspielt, assoziativ und demokratisch auch in ihrer Spurensuche. „Wir bieten keine kausalen Gesamtbilder, es gibt Lücken. Unser Zugang ist kein didaktischer“, erklärt Aurelia Staub. Aber in vielen Erwachsenen- und auch Kinderleben gibt es zu wenig Spiel. Heute weiß man, dass die Betonung der Linearität und Logik in unserer Gesellschaft auf Kosten der Fähigkeiten unserer rechten Gehirnhemisphäre geht, die mehr assoziativ funktioniert. „Woran hält man sich fest, wenn man traurig ist, wenn die Möglichkeit zur kreativen Lösungssuche fehlt?“
konnex haben im Rahmen der Wiener Theaterreform eine 4-Jahres-Konzeptförderung zugesprochen bekommen, die ihnen eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Repertoires und die Kreation neuer Arbeiten mit verschiedenen Partnern ermöglicht, außerdem steht der Kompanie im Theater des Augenblicks ein fester Spielort zur Verfügung. Das versetzt das vielseitige Künstlerkollektiv in die Position, selbst entscheiden zu können, was es zeigen will. In ihrem „Tanz-Konzert-Format“ Scipio treten konnex am 28. Mai mit dem Musiker Otmar Wagner und am 8. Juni mit Burkhard Stangl auf. Otmar Wagner gestaltet multimediale Konzertperformances und arbeitet als „Utopie- und Sehnsuchtsforscher“. Burkhard Stangl ist in den Bereichen experimentelle Improvisation sowie elektronische und neue Musik tätig und wird am 28. Mai im Anschluss an die Scipio-Aufführung seine neue CD präsentieren.
Die Quelle der Musik
Scipio ist ein Solo, in dem ein Dirigent mit seinem virtuellen Orchester der Frage nach dem Ursprung der Musik nachgeht. Mit seinem Taktstock kreiert er Töne, begleitet und führt die Musik und spürt den Noten nach, bis sich unmerklich die Rollen verkehren, die Musik die Kontrolle über seine Bewegungen übernimmt und ihn zum Gefangenen der Töne macht. Seit Dezember haben konnex das komisch-poetische Bewegungssolo mit verschiedenen Musikern zur Aufführung gebracht. Mit Scipio und Hunger im Schlaraffenland folgen konnex bis zum Sommer Einladungen nach Ankara, in die Schweiz und nach Kroatien.
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