Altersweisheit, Transzendenz oder gar Todesnähe sind Eigenschaften, die wir solchen Stücken nur allzu gern ablauschen wollen, ohne dass diese Eindrücke immer einer genaueren Prüfung standhalten könnten.
Der 31-jährige Franz Schubert hat seine 14 letzten Lieder nicht unter dem Titel „Schwanengesang“ zusammengefasst: Das war eine Verkaufsidee des Verlegers Tobias Haslinger, der sie nach dem Tod des Komponisten veröffentlichte. Doch auch wenn es sich nicht um eine authentische Gesamtgestalt und schon gar nicht um einen in sich geschlossenen Zyklus handelt, umflort die hier enthaltenen sieben Vertonungen nach Ludwig Rellstab sowie sechs nach Heinrich Heine nebst einer Art „Zugabe“, der „Taubenpost“ nach Johann Gabriel Seidl etwas Besonderes. Ganz sicher freilich dann, wenn ein so psychologisch durchleuchtender und zugleich emotional authentischer Liedgestalter wie Florian Boesch am Werk ist: Gemeinsam mit Justus Zeyen am Klavier lotet er die lyrischen Ruhepunkte und düsteren romantischen Abgründe dieser Werke rückhaltlos aus.
Florian Boesch, Gesang
Justus Zeyen, Klavier