Der Standesunterschied machte eine Verbindung unmöglich, befeuerte aber die Kunst: Das „Grand Duo“ etwa, die vierhändige Klaviersonate D 812, 1824 auf dem Gut in Zselíz (Želiezovce) für die beiden Comtessen Esterházy komponiert, enthält wie als geheime Botschaft ein Zitat aus der „Schönen Müllerin“. Dieser große, im Jahr davor entstandene Liederzyklus, behandelt nach Worten des Dichters Wilhelm Müller die tragisch endende Liebe eines einfachen Müllersburschen zur Tochter eines reichen Mühlenbesitzers. Schubert machte die labile Gefühlswelt des Protagonisten zur direkten, unbedingten, ungeschönten Realität, um sie in seiner Musik zugleich auf eine höhere, poetische Ebene zu heben. Der Zyklus ist der erste große Prüfstein für alle, die sich im Genre des Liedes beweisen wollen. Im Empiresaal beweisen hochbegabte junge Interpreten im Verein, was sie in der Meisterklasse von Thomas Hampson gelernt haben: Stars von morgen singen Schubert.
Franz Schubert: „Die schöne Müllerin“ op. 25, D 795