Die Idee entstand 2009, als die Problematik der europäischen Flüchtlings-, Asyl- und Sicherheitspolitik von den Rändern der medialen Wahrnehmung ins Zentrum rückte: „Tausende und Abertausende drängen nach Europa. Ihr könnt den Exodus nicht verhindern, sie ändern einfach die Routen“. Heute, im Jahr 2011 hat uns die Realität eingeholt.
„Einer hat seine Augen stets nach oben gerichtet und sagt dem Bootsführer, er solle dem Weg der Vögel folgen, welche die afrikanischen Küsten verlassen, um die Insel zu erreichen. Wenn die Insel Ithaca wäre, würde an der Hafeneinfahrt auf einem Felsen der Satz stehen: ‚Alle Seeleute sind Bürger von Ithaca’. Aber die Insel ist in Italien und die Odyssee nur eine Legende. Die wahre Geschichte ist, dass du hoffst, das Meer verschlingt dich nicht, während du einen besseren Ort für dein Leben suchst.“ (La Republicca, 4. Mai 2009)
Eine Gruppe Theaterschaffender, allesamt in den sicheren Verhältnissen eines Europäischen Kernlandes lebend, fragt in seiner Stückentwicklung: Was genau hat das mit uns zu tun? Sind wir wirklich Profiteure einer Sicherheitspolitik, deren humanitäre Folgen uns empören? Was wissen wir von diesen modernen Odysseen? Das Teatro Garibaldi in Palermo hat Augenzeugenberichte recherchiert und organisiert eine Reise in die Flüchtlingslager von Lampedusa. Gesetzestexte und Medienberichte bilden den anderen Materialpool.
Boat People ist der Start von Emergency Entrance, einer großen, vom Schauspielhaus initiierten Künstlerkooperation, die 2012 mit einem Festival in Graz abschließt.
Emergency Entrance – ein internationales Theaterprojekt des Griechischen Nationaltheater Athen, Habima National Theater of Israel, Nationaltheater Prag, Teatro Garibaldi Palermo, Ungarisches Theater Cluj und Schauspielhaus Graz. Gefördert vom EU-Kulturprogramm 2007–13, in Zusammenarbeit mit UTE – Union des Théâtres de l’Europe.