Das Testament wird verlesen, darin festgehalten die Challenge für den disparaten Familienverband: eine Nacht gemeinsam im Wald verbringen – im Kampf mit sich, den Anderen, der Natur und dem Dickicht der Leidenschaften.
Es wird getrunken, diskutiert, (aneinander vorbei) geredet, die Welt gerettet und verraten, affirmiert, dekliniert, eskaliert und denunziert – immer erfüllt von einer diffusen Sehnsucht nach Welt, verloren in der Komplexität unserer Gesellschaft. Erst als der letzte Baum umarmt, das letzte Geheimnis offenbart, der letzte „Korbcake“ gegessen und der letzte Zirbenschnaps getrunken ist, graut der Morgen und erhellt den Forst der Finsternis samt seiner Besucher*innen …
Die Hälfte der Fläche Österreichs ist bewaldet. Durch den Klimawandel sind die Wälder in Europa gefährdet. Wissenschaft, Aktivismus und Politik arbeiten daran, den langsam wachsenden Wald für die Zukunft fit zu machen und streiten um die beste Strategie. Die titelgebende Figur in Anton Tschechows „Der Waldschrat“ kämpfte bereits vor 120 Jahre gegen das Verschwinden des Waldes. Das Stück bietet dem Regie-Duo Nele Stuhler und Jan Koslowski eine reizvolle Folie, um mit einer Überschreibung zeitgenössische Fragen in den Blick zu nehmen.
Wie man bereits in ihrer „goetheschen Schmonzette“ unter dem Titel „Die Leiden der jungen Wärter“ in der Spielzeit 19.20 sehen konnte: Bei den beiden stecken hinter einer unterhaltsamen Oberfläche immer ernste Fragen - angereichert mit Zitaten, Verweisen und viel groteskem Humor.