Nicht nur in ihrem Erscheinungsbild waren sich Chaplins Kunstfigur, der „Tramp“, und Adolf Hitler frappierend ähnlich; viele seiner Zeitgenossen verharmlosten Hitler als Clown, als nicht ernst zu nehmende Witzfigur. Von dieser folgenreichen Fehleinschätzung zeugt stellenweise auch „Der große Diktator“ – bei aller Schärfe und Präzision, mit der der nationalsozialistische Machtapparat darin parodiert wird. „Hätte ich etwas von den Schrecken in den deutschen Konzentrationslagern gewusst“, wird Chaplin später in seiner Autobiographie einräumen, „ich hätte ‚Der große Diktator‘ nicht zustande bringen, hätte mich über den mörderischen Wahnsinn der Nazis nicht lustig machen können.“
Mit diesem Wissen im Gepäck, ist die Inszenierung nicht an einer simplen Reproduktion der filmischen Vorlage interessiert, sondern sucht nach einer künstlerischen Auseinandersetzung auf der Höhe unserer Zeit, die nicht zuletzt eine Zeit erstarkender rechtsnationaler und antisemitischer Tendenzen sowie populistischer Verführungsstrategien ist. Die Diskrepanz zwischen filmischer Darstellung, historischer Wahrheit und zeitgenössischem Wissen befeuert die Auseinandersetzung mit einem Meisterwerk der frühen Tonfilmzeit zwei Generationen nach dessen Entstehung.