Enron, der Energieriese in Texas, verkaufte nicht nur Erdgas, sondern handelte auch Energie und Wetterprognosen an der Börse, machte fiktive Milliardengewinne durch Bilanzfälschungen mithilfe exotischer Offshore-Firmen, bezeichnete sich gern als „Die großartigste Firma der Welt“ und wurde von den Medien lange Zeit als höchst innovatives Unternehmen ausgezeichnet. Enron beschäftigte etwa 22.000 Mitarbeiter und brach im Jahr 2001, als die Blase der überbewerteten finanztechnischen Luftgebilde platzte, vollständig zusammen. Dies alles war möglich durch Gesetzeslücken, die klug genutzt wurden, und durch politische Protektion seitens der Regierungen von Bush senior und später George W. Bush, in deren Amtszeiten zahllose Kongressabgeordnete und Senatoren auf der Gehaltsliste des Unternehmens standen.
Mit ihrem ambitionierten Stück, das am Londoner West End zum Hit der Saison avancierte und im April 2010 am Broadway herauskam, ist der jungen britischen Autorin Lucy Prebble ein echter Wurf gelungen: eine intelligente und unterhaltsame Mischung aus Dokumentation, Reality-Show und surrealen Szenen vom Börsenparkett. Es treten auf: Jeffrey Skilling, Enrons genialer Kopf und übelster Schurke in einer Person, Firmenchef Kenneth Lay, der vor allem die Augen verschließt, Andy Fastow, der besessene Finanzjongleur und die Karrierefrau Claudia Roe. Und natürlich die heißen Männer auf dem Börsenparkett, die an einem Tag mal eben ein Jahresgehalt verspekulieren, und die nur eines im Sinn haben: ganz viel schnelles Geld. Prebble zeigt das Doppelgesicht des Kapitalismus: seine überbordende Energie und seine Selbstüberschätzung.
Cornelia Crombholz inszeniert die Österreichische Erstaufführung von Lucy Prebbles Stück am Schauspielhaus Graz.