In einem eiskalten Dachboden leben in einer Künstlerwohngemeinschaft der Dichter Rodolfo, der Maler Marcello, der Musiker Schaunard und der Philosoph Colline. Von ihrer Kunst können sie kein Holz kaufen, um den Ofen zu befeuern, von ihrer Phantasie will niemand etwas wissen. Nur einem Glücksfall ist es zu verdanken, dass sie wenigstens am Heiligen Abend nicht hungern müssen, sondern ausgelassen feiern können. Und plötzlich klopft an der Tür die Nachbarin Mimì, die in der Dunkelheit den Schlüssel zu Rodolfos Herz findet. Schnell aber ist der poetische Zauber der jungen Liebe verflogen, denn Eifersüchteleien, finanzielle Sorge und vor allem Mimìs tödliche Krankheit belasten die Liebenden, die erst in Mimìs Sterbestunde wieder zueinander finden.
Was Henri Murger in seiner lockeren Szenenfolge „La Vie de Bohème“ als Lebensgefühl einer von der Verachtung für die Bürgerlichkeit geprägten Künstlergeneration im Paris des 19. Jahrhunderts beschreibt, fasst Giacomo Puccini dramaturgisch geschärft zusammen, um das leidenschaftliche Lieben, zu dem zuvörderst die Jugend fähig ist, und das erbarmungslose Scheitern dieser Liebe vor dem Hintergrund einer pulsierenden Großstadt zu beschreiben.
Dietmar Pflegerls Inszenierung bereitet Opernneulingen den idealen Einstieg in diese wunderbare Kunstform und verzaubert den erfahrenen Opernfan gleichermaßen durch die Genauigkeit der Personenführung. Chefdirigent Roland Kluttig dirigiert in „La Bohème“ ein Ensemble, das in fast allen Partien neu besetzt ist.