Welches Band ist stärker, das der Liebe oder das der Freundschaft? Als sich Zurga, gerade von den Perlenfischern Ceylons zum Anführer gewählt, und Nadir nach langer Zeit wieder begegnen, ist das Band der Freundschaft schon gelöst: Beide liebten sie einst die gleiche Frau, die Priesterin Leila, deren magische Wirkung sie in einem der schönsten Duette der Opernliteratur („Au fonds du temple saint“) besingen. Um der Freundschaft willen entsagten beide dieser Liebe, doch Nadir fand im Herzen keine Ruhe. Als nun Leila zum Schutz der Perlenfischer, die Leib und Leben bei der Suche nach den schönsten Perlen riskieren, als Priesterin eingesetzt wird, nimmt das Drama seinen Lauf: Aus Freunden werden Rivalen, die Leidenschaft siegt, und Leila, die Keuschheit gelobte, ist für immer beschmutzt. Schon wird alles für die Vollstreckung des Todesurteils vorbereitet …
Als 1863 Georges Bizet mit gerade einmal 24 Jahren, ausgezeichnet mit dem renommierten Rom- Preis, „Die Perlenfischer“ für das Pariser Théâtre-Lyrique schuf, stand Ceylon schon Jahrzehnte unter britischer Kolonialherrschaft. Das Werk verbindet auf raffinierte Weise „Einfachheit und den Schein des Fremden“ (so der Musikwissenschaftler Anselm Gerhard) und lässt Bizet nach dem Urteil von Hector Berlioz „die größte Ehre“ zu Teil werden.
In Szene setzt diese Dreiecksgeschichte Ben Baur, der in Graz mit „Roméo et Juliette“ und „Il Trovatore“ atmosphärisch-emotionale Inszenierungen erarbeitet hat.