Das Phänomen des Selbermachens verweist aber nicht zuletzt auch auf die Wiederentdeckung von Handarbeit und die sinnlich erfahrbare Involvierung in den Prozess des Gestaltens: Das Motto „Mehr haben, weniger besitzen“ scheint hier einen Paradigmenwechsel anzudeuten, vor allem im Hinblick auf einen von Konsumzwängen, Geschmacksdogmen und Gestaltungsnormen befreiten Lebensstil.
In der Ausstellung NOMADIC FURNITURE 3.0 wird diese zeitgenössische Entwicklung erstmals speziell in Bezug auf den Bereich des Möbeldesigns und die Gestaltung von Wohnräumen untersucht und gebündelt. Die noch immer stetig wachsende Nachfrage nach Bauanleitungen für Möbel und Einrichtungsgegenstände ist dabei Anlass, die aktuellen Verfahrensweisen im historischen Rückblick zu erkunden: Wo liegen die Ursprünge? Durch welche Medien und Kanäle werden Erfahrungen und Gebrauchsanweisungen weitergegeben? Wer tauscht sich mit wem aus und unter welchen Bedingungen?
Gerade im Rückblick auf die historische Entwicklung lassen sich zeitgenössische DIY-Strategien besser einschätzen. Denn auch im Zeitalter der digitalen Moderne umreißt dieses Design-Phänomen ein Feld, das sich zwischen den Polen von Mainstream und Alternativkultur bewegt. Auch wenn es heute weniger die billig gedruckten Handbücher als vielmehr die Foren und Blogs im Web 2.0 sind, die die kreative Schnittstelle bilden, ist es geradezu unmöglich, dabei zwischen affirmativer Modeerscheinung und subversiver Konsumkritik zu unterscheiden: Es handelt sich um zwei einander bedingende Aspekte der Design- und Konsumkultur.
Gastkuratorin: Martina Fineder
Kuratoren: Sebastian Hackenschmidt, Kustode MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten, und Thomas Geisler, Kustode MAK-Sammlung Design