Frank Castorf gelingt es, das historische Ereignis des Jahres 1928 in all seiner Widersprüchlichkeit und Absurdität lebendig werden zu lassen. Er verlagert es in eine politische Situation, die wieder kurz vor einer Wende zu stehen scheint und arbeitet mit einem durchwegs tollen Ensemble, das auf Hochtouren läuft, angeführt von Marc Hosemann, Georg Friedrich und Anne Ratte-Polle. Es gibt auch ein Wiedersehen mit Volker Spengler, der in der Spielzeit 07/08 mit René Pollesch im Landestheater Niederösterreich gastierte.
Februar 1928, Berlin: Die Monarchie in Deutschland ist noch keine zehn Jahre abgeschafft, da kommt der erste ausländische Staatschef zu Besuch: Amanullah Khan aus Afghanistan. Wehmut darüber, dass der Kaiser im Exil lebt und der amtierende Reichspräsident, Paul von Hindenburg, eben doch keinen vollwertigen „Ersatz“ darstellt, liegt in der Luft. Salutschüsse fallen, man singt den schnell geschriebenen Schlager Amanullah, Amanullah, Berlin ist außer Rand und Band. Wenige Monate später kehrt Amanullah nach Hause und wird weg-geputscht, Deutschland steht ebenfalls kurz vor dem politischen Desaster, doch wen interessiert das gerade jetzt?
Österreich-Premiere | Gastspiel - Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin.
Mit: Rosalind Baffoe, Georg Friedrich, Franziska Hayner, Sir Henry, Marc Hosemann, Anne Ratte-Polle, Jorres Risse, Volker Spengler, Axel Wandtke
Regie: Frank Castorf