Text von Francesco Maria Piave, nach dem Versdrama Le Roi s’amuse (1832) von Victor Hugo
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Spielstätte Großes Haus
Stückinfo:
Es ist Nacht. Zwei Männer begegnen sich auf der Straße. Ein Mörder und ein Narr. Der Mörder bietet dem Narren an, zum (Auftrags-)Mör-
der zu werden. Der Narr zögert. Jetzt noch nicht. Aber später. Vielleicht. – Ein gutes Gespräch: „Wir passen Beide trefflich zueinander. / Ein spitzer Degen, eine scharfe Zunge. / Ich bin der Mann der lacht, er der, der tötet.“
Das ebenso triste wie traute Stelldichein der Außenseiter – in Victor Hugos Drama: Triboulet und Saltabadil, in Verdis Oper: Rigoletto und Sparafucile – lässt keinen Zweifel mehr daran, dass Verdis einprägsamster Opern-Titelheld (= der mit dem Buckel) ein zwiespältig zerrissener Charakter ist. Am Tag bei Hofe spottet er mit verächtlichem Zynismus über die "Opfer" seines Herrn, des weibstollen Herzogs von Mantua, in der Nacht wacht er wie eine paranoide Amme über die Unschuld seiner Tochter Gilda und würde, um sie zu verteidigen (oder zu rächen), auch nicht vor einem Mord zurückschrecken.
Wie ein Altarbild verehrt er Gilda, verweigert ihr aber alles Wissen, mit dem sie den Ikonen-Rahmen sprengen und ein eigenes Selbst entwickeln könnte. Der Name ihres Vaters: Tabu. Sein Leben außerhalb der engen Klause: Tabu. Der Name und die Identität ihrer Mutter: Tabu. – Kein Wunder, dass sie den ersten Mann, der ihr seinen Namen nennt – der Student Gualtier Maldé (in Wahrheit der sich ihr inkognito nahende Herzog) – abgöttisch lieben, diesen „caro nome“ geradezu wie einen Fetisch anbeten und sich dem Namensträger bis hin zum Opfertod verschreiben wird.
Verdis Rigoletto ist ästhetisch dem französischen „mélodrame“ nachempfunden, dessen historische Wurzeln im „total freien“ Volkstheater der Revolutionsjahre liegen. Auf den Rummelplätzen im Schatten der Guillotinen war die grelle Geste wichtiger als das klug abgewogene Wort. Der Effekt triumphierte über die Kausalität, das Bild erschuf die Wirklichkeit und äffte sie nicht nach. Der Albtraum, den Rigoletto erlebt, ist total. Und verwandelt selbst das scheinbar so harmlose Trällern des Herzogs im Finale („La donna è mobile“) in einen Fluch. – Der mordende Narr ward genarrt.
Leitung:
Musikalische Leitung - Ingo Ingensand, Takeshi Moriuchi
Inszenierung - Rainer Mennicken
Bühne - Stefan Brandtmayr
Kostüme - Cornelia Kraske
Choreographie - Jochen Ulrich
Chorleitung - Georg Leopold
Dramaturgie - Wolfgang Haendeler
Besetzung:
Der Herzog von Mantua - Pedro Velázquez Díaz / Jacques le Roux
Rigoletto, sein Hofnarr - Gérard Kim / Seho Chang
Gilda, seine Tochter - Mari Moriya / Myung Joo Lee / Gotho Griesmeier
Giovanna, Gildas Gesellschafterin - Vaida Raginskytė / Joanna Müller
Graf von Monterone - Melih Tepretmez / Horst Lamnek
Graf Ceprano - Ulf Bunde / Leopold Köppl / Ville Lignell
Gräfin Ceprano / Ein Page - Alexandra Diesterhöft / Danuta Moskalik
Marullo, ein Kavalier - Franz Binder / Marius Mocan
Borsa, ein Höfling - Hans-Günther Müller / Csaba Grünfelder
Sparafucile, ein Mörder - Nikolai Galkin
Maddalena, seine Schwester - Martha Hirschmann / Katerina Hebelkova
Ein Gerichtsdiener - Andrzej Ulicz / Siegfried Dietrich
Ein Page - Alexandra Diesterhöft / Danuta Moskalik
Herrenchor des Landestheaters Linz
Statisterie des Landestheaters Linz
Bruckner Orchester Linz