Der Wiener Neustädter Florian Jakowitsch ist einer der letzten expressiven Realisten, die sich auf eine Ausbildung bei Fahringer, Kolig und Boeckl berufen können. Hat seine „Malerpranke“ dort ihren Ursprung, so vertiefte die Erfahrung von Krieg und Gefangenschaft seine Neigung sich in seiner künstlerischen Arbeit den Randexistenzen der Gesellschaft zu widmen. Die „Schule des Lebens“ wurde für ihn jedoch ein knapp zweijähriger Aufenthalt im Paris der frühen 1950er Jahre, dem damaligen Mekka der Kunst. Hier lernte er auch die Technik der Betonglasfenster kennen, mit der er bald in Sakralräumen Aufsehen erregte und große Erfolge feierte. Neben diesem langjährigen Arbeitsschwerpunkt blieb Jakowitsch kaum Zeit für die Ölmalerei. Die Zeichnung und das Aquarell wurden daher immer mehr sein Medium. Schnell hingeschriebene Zeichnungen von seinen zahlreichen Reisen, wunderbare Landschaftsaquarelle sowie eine besondere Leidenschaft für die Aktdarstellung charakterisieren sein freies Schaffen.
Die ausgewählten Gemälde aus der Landessammlung Niederösterreich dokumentieren rund dreißig Jahre künstlerischer Tätigkeit, beginnend mit den frühen 1940er Jahren. In ihnen wird nicht nur Jakowitschs Prägung durch seine Lehrmeister deutlich, sie verraten vielfach auch die seiner Arbeit ganz wesentlich zugrunde liegende Motivation, die „mitfühlende“ Auseinandersetzung mit den Menschen und den Lebensräumen und Landschaften, die sie umgeben.