Der Titel seiner, in Peking entstandenen, großflächigen, aus hundert stählernen Lotosblumen bestehenden Installation „Lasst hundert Blumen blühen“ bezieht sich auf einen Propagandaslogan Mao Zedongs. Mit diesem forderte er 1956 mehr Gedanken- und Diskussionsfreiheit in der Partei. Der, von ihm selbst ausgelösten, breiten Kritik begegnete er mit dem Vorwurf der Konterrevolution und einer brutalen Unterdrückungskampagne, die 520.000 Opfer forderte.
Für dieses historische Geschehen findet Not Vital starke und schlüssige Metaphern. Das gilt sowohl für die spezifisch zeit- und ortsbezogenen Aspekte des Themas wie für dessen allgemeine Ebene von Macht, Machtmissbrauch und Unterdrückung. So steht der offene Lotos als östliches Symbol für geistige Freiheit und Entfaltung, seine geschlossene Form demnach für das Gegenteil. Die hin gemähten Blumen verweisen auf Gewalt, durch ihre Größe und Zahl auch auf die Dimension des Ereignisses.
Edelbert Köb