Ordnung und Zufall, Akribie und Impulsivität, zeichnerischer Exzess und grafische Reduktion sind nur einige Pole jenes vibrierenden Spannungsverhältnisses, die den Charakter der komplexen, großformatigen Zeichnungen der deutschen Künstlerin Jorinde Voigt (* 1977) bestimmen.
Gleichzeitig sind Voigts abstrakte Zeichnungen nicht nur Spiegel einer in stetiger Veränderung begriffenen kulturellen Umwelt, auch geben sie Einblick in den persönlichen Denk- und Vorstellungsraum der Künstlerin. Nicht zuletzt dienen sie – entgegen dem vermeintlichen Rekurs auf eine Ästhetik des Wissenschaftlichen – dem Ausdruck und der Erforschung intimer zwischenmenschlicher Beziehungsgeflechte, Emotionen und Empfindungen. Dieser Aspekt ihrer Arbeit lässt sich von der frühen Serie 2 küssen sich (2006) bis hin zu ihren aktuellsten Werken nachverfolgen. In letzteren dienen philosophische Texte wie Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität von Niklas Luhmann als Auslöser innerer Bildwelten und Assoziationsräume, welche von Voigt in eine für ihre Arbeit typische subtile Matrix eingeordnet werden.
Kuratorin: Stephanie Damianitsch