Buchpräsentation – Marjan Sturm: Identität ohne Feindbild - kärnten.museum


Buchpräsentation – Marjan Sturm: Identität ohne Feindbild

16. April 2024
Von der Konfrontation zur Friedensvermittlung in Kärnten und in der Alpen-Adria-Region. Rück- und Ausblicke eines umstrittenen Streiters für die Rechte der Kärntner Slowen:innen. Als Schüler anti-autoritärer Aktivist, als Student links »abgedriftet in totalitäre Ideologien«, vertrat Marjan Sturm in den letzten zwei Jahrzehnten als Obmann des Zentralverbands Slowenischer Organisationen ZSO eine Politik des Dialogs – auch und gerade mit den deutschnationalen Kontrahenten der Minderheit.

Für diese Haltung und seine Arbeit, nicht nur in der Kärntner Konsensgruppe zur Lösung des Ortstafelkonflikts, wurde und wird Sturm vielfach bewundert und ausgezeichnet, aber auch heftig kritisiert. Aus den eigenen Reihen etwa warf und wirft man ihm Verrat an der antifaschistischen Position vor oder über die Versöhnung mit dem politischen Gegner die Situation der Kärntner Slowen:innen aus demAuge verloren zu haben.

In seinem bisher wohl persönlichsten Buch reflektiert Sturm nun seinen politischen Weg. Besonderen Raum nimmt dabei seine Rolle innerhalb der Volksgruppe ein, die er nicht als homogen wahrnimmt, sondern als in sich ebenso vielfältig wie jede Gesellschaft. Deutlich wird in seinen Erzählungen, dass ihm bei seinem Engagement immer der emanzipatorische Impetus wichtig war; auch wenn er selbst das einigende »ethnonationale Paradigma« bedient hat: »Heute bin ich auf der Suche nach einer offenen, komplexen Identität.« In ihr sieht er die Chance für eine zukunftsorientierte Minderheitenpolitik – und kommt damit etwa postkolonialen Denkansätzen nahe, wie der Beitrag von Valentina Wieser im Buch zeigt. »Die Minderheiten müssten aufhören, sich selbst zu folklorisieren, und könnten lernen, sich in einem größeren Rahmen zu präsentieren. Sie wären nicht mehr eine kleine Parallelgesellschaft oder ein Staat im Staat, sondern ein Teil der Gesellschaft.«

Minderheitenpolitik
▶ Für ein Umdenken in der kärntnerslowenischen Identitätspolitik
▶ Multiple Identitäten statt Selbst-Ethnisierung als Chance für eine Politik der Allianz marginalisierter Gruppen – und für eine transnationale Friedensregion

Borut Marjan Sturm, Dr. phil., MES, geboren 1951, Volkswirt, Historiker und Slawist, Absolvent des Lehrgangs Konflikttransformation an der AAU. 1981–1983 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Slowenischen Wissenschaftsinstituts, 1983–1992 Sekretär und bis 2019 Obmann des Zentralverbandes slowenischer Organisationen ZSO, 1992–2016 Vorsitzender des Beirats für die slowenische Volksgruppe im Bundeskanzleramt, ab 2005 Mitglied der Kärntner Konsensgruppe.
Zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Österreichische Verfassungspreis, der Bürgerpreis des Europäischen Parlaments, das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und der Verdienstorden der Republik Slowenien. '
Bücher im Verlag Johannes Heyn: Kärnten neu denken, 2007, Kärnten liegt am Meer. Konfliktgeschichte/n über Trauma, Macht und Identität, 2012 (beide in Koooperation mit dem Drava-Verlag)

Marjan Sturm
Identität ohne Feindbild
Wilfried Graf und Gudrun Kramer (Hgg.)
208 Seiten, 21 x 13 cm, broschiert
ISBN 978-3-7084-0693-0 • € 24,90

Mit einem Beitrag von Valentina Wieser und Kommentaren von Vida Obid, Wolfgang Petritsch, Jürgen Pirker, Wolfgang Weilharter und Werner Wintersteiner. Erscheint in Kooperation mit dem Drava-Verlag

Details zur Spielstätte:
Museumgasse 2, A-9021 Klagenfurt am Wörthersee

Veranstaltungsvorschau: Buchpräsentation – Marjan Sturm: Identität ohne Feindbild - kärnten.museum

Keine aktuellen Termine vorhanden!