Kafkas Amerika: Ein bravouröses Solo! (Hamburger Abendblatt)
Hochmair wiederholt Sätze, Gedanken, verwirrt verirrt in einer Welt, die er nicht versteht und wir folgen gebannt dem Weg dieses ungebeugten Untergehers. (Die Welt)
"Als der sechzehnjährige Karl Roßmann, der von seinen armen Eltern nach Amerika geschickt worden war, weil ihn ein Dienstmädchen verführt und ein Kind von ihm bekommen hatte, in dem schon langsam gewordenen Schiff in den Hafen von New York einfuhr, erblickte er die schon längst beobachtete Statue der Freiheitsgöttin wie in einem plötzlich stärker gewordenen Sonnenlicht.“ (Franz Kafka, Amerika)
Franz Kafkas Amerika ist kein konkretes Land, sondern ein vielfach überlagertes Bild aus Mythen, Projektionen, Fakten und Fantasien. Die Reise des Auswanderers Karl Roßmann findet im Kopf statt. Von der Einfahrt in den Hafen New Yorks bis zur finalen Zugfahrt zum großen Naturtheater von Oklahoma ist es die Odyssee eines Anschlusssuchenden, der bis zuletzt nicht an der eigenen Isolation verzweifelt und vielleicht sogar am Ende im Theater Oklahomas jenes Zuhause findet, das er fortwährend suchte.
Kafkas epochales Werk schildert zu Beginn des 20. Jahrhunderts hellsichtig die Figur des „Vertriebenen“ – vertrieben durch die Eltern, vertrieben aus Europa. Die Geschichte eines Heimatlosen, dem Amerika nicht, wie Hunderttausenden von freiwilligen Auswanderern zum Ort der Verheißung wird, sondern zum Land des sozialen Abstiegs.
Philipp Hochmair studierte von 1993 bis 1997 Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar in Wien unter anderem bei Klaus Maria Brandauer und am Conservatoire National Supérieur d´Art Dramatique in Paris. Engagements führten ihn zum Schauspielhaus Hamburg, Staatstheater Hannover, Volksbühne Berlin, Schauspielhaus Zürich. Von 2003 bis 2009 war er Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater und wurde in die Ehrengalerie des Wiener Burgtheaters aufgenommen. Seit 2009 gehört er dem Ensemble des Hamburger Thalia Theater an. Obwohl vorwiegend dem Theater verbunden, war Hochmair von Beginn seiner Karriere an in diversen Film- und Fernsehrollen zu sehen. So verkörperte er im Jahr 2000 in Heinrich Breloers Die Manns – Ein Jahrhundertroman Golo Mann. 2013 erschien Hochmair in dem Spielfilm Der Glanz des Tages des italienisch-österreichischen Regieduos Tizza Covi und Rainer Frimmel, der mit den Hauptpreisen des Filmfestivals Max Ophüls Preis und der Grazer Diagonale ausgezeichnet wurde.