Fossilienlagerstätte Grube Messel

Region: Hessen
Genre: Weltkulturerbe
Adresse: Senckenberganlage 25, D-60325 Frankfurt/Main
Telefon: +49 69 7542-278
Fax: +49 69 7542-203
Internet: senckenberg.de
E-Mail:
Geodaten: ,

Wissenschaftlich ist Messel seit der Entdeckung des ersten Fossils, eines Krokodils, im Jahr 1875 bekannt. Die Fundstätte entstand im frühen Tertiär (Eozän) und wurde auf 49 Millionen Jahre datiert. Tausende von Einzelfunden liefern detaillierte Erkenntnisse zu einzelnen Individuen und geben weit reichende Einblicke in den ehemaligen Lebensraum. Durch Vergleiche mit zeitlich ähnlichen Fundstätten erlauben sie auch Aussagen über biogeografische Beziehungen und Evolutionstrends.

Eng verbunden mit Messel ist der Stammbaum der Pferde. Eine 1926 von W. D. Matthew geäußerte Theorie, die Urpferdchen seien aufgrund ihres Gebisses laubfressend gewesen, konnte durch ein 1975 in Messel gefundenes Tier mit überlieferten Resten seiner letzten Mahlzeit bestätigt werden. Dadurch wurden die an der Basis des Pferdestammbaums stehenden foxterrier- bis schäferhundgroßen Messeler Urpferdchen allgemein bekannt.

Nicht nur Wissenschaftlern, sondern auch den an paläontologischen, geologischen und biologischen Themen interessierten Laien bietet Messel Bemerkenswertes. In der Fundstätte ist jene Epoche der Erdgeschichte dokumentiert, in der durch das Aussterben der Dinosaurier ökologische Nischen frei wurden und sich die Familien der modernen Säugetiere herausbildeten. Überliefert ist die artenreiche Lebensgemeinschaft eines Süßwassersees und seiner Umgebung. Bislang sind mehr als 60 Pflanzenfamilien durch Blätter, Früchte und Blüten nachgewiesen. Die mindestens 100 bekannten Tierfamilien umfassen sowohl die Wirbellosen (Schwämme, Schnecken, Insekten, Spinnen, Krebse) wie auch die Wirbeltiere (Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugetiere). Messel ist berühmt für die herausragende Erhaltung der Fossilien. Hier werden meist vollständige und im Verband erhaltene Wirbeltierskelette geborgen. Oft sind Weichteilstrukturen wie Haut, Haare und Federn durch fossilisierte Bakterien nachgezeichnet, und bei zahlreichen Exemplaren sind Mageninhalte und in Ausnahmefällen sogar Föten erhalten. Die Messeler Wirbeltiere erinnern mehr an frisch verstorbene Tiere als an Fossilien. Sie eignen sich daher ideal zur Einführung in paläontologische Themen. Durch ihre außergewöhnlich detailreiche Erhaltung bilden sie attraktive, "selbsterklärende" Studienobjekte. Die Geologie von Messel stand im letzten Jahr im Zentrum des wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses. Im Rahmen des Projekts "Forschungsbohrung 2001" wurde im Zentrum des Welterbes eine 433 Meter tiefe Kernbohrung abgeteuft. Eine erste Auswertung der Bohrkerne ergab als Entstehungsursache des Seebeckens vor 49 Millionen Jahren unterirdische Wasserdampfexplosionen, die zur Maarbildung führten. In einem steilwandigen, 300 bis 400 Meter tiefen Krater mit einem Durchmesser von rund 1500 Metern sammelte sich Grund- und Regenwasser zu einem See. Diese spektakuläre Entstehungsgeschichte stellt eine weitere Besonderheit der Fundstätte dar Weiterhin ist das Gelände der Weltnaturerbestätte von Messel ein Refugium für viele vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Dazu gehören zum Beispiel das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) oder der Laubfrosch (Hyla arborea). Die sehr unterschiedlichen, teilweise kleinflächigen Biotope umfassen sowohl extreme Trockenstandorte wie auch Feuchtgebiete. Der rasch verwitternde, in kleine Plättchen zerfallende Ölschiefer bildet einen Rohboden, der schnell von Pflanzen besiedelt werden kann. Inzwischen sind selbst die Bruchsteinhalden am östlichen Grubenrand - Zeugen der Messeler Industriegeschichte - als künstliche Höhlensysteme Lebensräume für Vögel, Reptilien und sogar Fledermäuse. Die langjährige Bestandsaufnahme ergab mit 230 Pflanzen- und 237 Tierarten, darunter 61 besonders gefährdete Arten, eine unerwartete Vielfalt Text: DR. RENATE RABENSTEIN, Diplom-Biologin und Diplom-Pädagogin, ist freie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Messelforschung des Forschungsinstituts und Naturmuseums Senckenberg in Frankfurt am Main. Copyright "Forschungsinstitut Senckenberg, Abt. Messelforschung"

Nicht nur Wissenschaftlern, sondern auch den an paläontologischen, geologischen und biologischen Themen interessierten Laien bietet Messel Bemerkenswertes. In der Fundstätte ist jene Epoche der Erdgeschichte dokumentiert, in der durch das Aussterben der Dinosaurier ökologische Nischen frei wurden und sich die Familien der modernen Säugetiere herausbildeten. Überliefert ist die artenreiche Lebensgemeinschaft eines Süßwassersees und seiner Umgebung. Bislang sind mehr als 60 Pflanzenfamilien durch Blätter, Früchte und Blüten nachgewiesen. Die mindestens 100 bekannten Tierfamilien umfassen sowohl die Wirbellosen (Schwämme, Schnecken, Insekten, Spinnen, Krebse) wie auch die Wirbeltiere (Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugetiere). Messel ist berühmt für die herausragende Erhaltung der Fossilien. Hier werden meist vollständige und im Verband erhaltene Wirbeltierskelette geborgen. Oft sind Weichteilstrukturen wie Haut, Haare und Federn durch fossilisierte Bakterien nachgezeichnet, und bei zahlreichen Exemplaren sind Mageninhalte und in Ausnahmefällen sogar Föten erhalten. Die Messeler Wirbeltiere erinnern mehr an frisch verstorbene Tiere als an Fossilien. Sie eignen sich daher ideal zur Einführung in paläontologische Themen. Durch ihre außergewöhnlich detailreiche Erhaltung bilden sie attraktive, "selbsterklärende" Studienobjekte. Die Geologie von Messel stand im letzten Jahr im Zentrum des wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses. Im Rahmen des Projekts "Forschungsbohrung 2001" wurde im Zentrum des Welterbes eine 433 Meter tiefe Kernbohrung abgeteuft. Eine erste Auswertung der Bohrkerne ergab als Entstehungsursache des Seebeckens vor 49 Millionen Jahren unterirdische Wasserdampfexplosionen, die zur Maarbildung führten. In einem steilwandigen, 300 bis 400 Meter tiefen Krater mit einem Durchmesser von rund 1500 Metern sammelte sich Grund- und Regenwasser zu einem See. Diese spektakuläre Entstehungsgeschichte stellt eine weitere Besonderheit der Fundstätte dar Weiterhin ist das Gelände der Weltnaturerbestätte von Messel ein Refugium für viele vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Dazu gehören zum Beispiel das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) oder der Laubfrosch (Hyla arborea). Die sehr unterschiedlichen, teilweise kleinflächigen Biotope umfassen sowohl extreme Trockenstandorte wie auch Feuchtgebiete. Der rasch verwitternde, in kleine Plättchen zerfallende Ölschiefer bildet einen Rohboden, der schnell von Pflanzen besiedelt werden kann. Inzwischen sind selbst die Bruchsteinhalden am östlichen Grubenrand - Zeugen der Messeler Industriegeschichte - als künstliche Höhlensysteme Lebensräume für Vögel, Reptilien und sogar Fledermäuse. Die langjährige Bestandsaufnahme ergab mit 230 Pflanzen- und 237 Tierarten, darunter 61 besonders gefährdete Arten, eine unerwartete Vielfalt Text: DR. RENATE RABENSTEIN, Diplom-Biologin und Diplom-Pädagogin, ist freie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Messelforschung des Forschungsinstituts und Naturmuseums Senckenberg in Frankfurt am Main. Copyright "Forschungsinstitut Senckenberg, Abt. Messelforschung"

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